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Ein Cowboy aus Manhattan

Ein Cowboy aus Manhattan

Titel: Ein Cowboy aus Manhattan
Autoren: Carter Brown
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diesem Tag
hatte ich mir eine verdient — und hörte, wie draußen der Motor angelassen
wurde.
    »Boyd?«
    »Was ist?« Ich sah in Walts
Gesicht, das totenblaß war und die nackte Furcht in
seinen Augen noch betonte.
    »Was wird mit mir?« flüsterte
er.
    »Sie haben Glück gehabt«, sagte
ich. »Sie sind der Überlebende. Es ist so gekommen, wie Virginia es geplant
hatte, nur sind die Rollen anders verteilt. Das ewige Dreieck. Ein großer,
kräftiger Typ, der den Fehler beging, sich mit zwei leidenschaftlichen Frauen
zur falschen Zeit einzulassen. Früher oder später wird jemand die Leichen
finden.«
    »Rufen Sie nicht die Polizei?«
    »Nicht in Santo Bahia«, sagte
ich und schauerte bei dem Gedanken an Captain Schells Reaktion. »Damit wäre
niemandem geholfen, am wenigsten Edwin Bailey. Ich finde, er und Pattie sollten Gelegenheit bekommen, wieder
zusammenzufinden. Das läßt mich fast sentimental werden, Walt, aber nur fast.
Wenn ich jemals höre, daß Sie wieder in Santo Bahia aufgetaucht sind, komme ich
zurück und stöbere Sie auf.« Ich fletschte die Zähne. »Und lege Sie um.«
    »Ich weiß, daß es vorbei ist«,
sagte er rasch. »Ich habe nicht vor, Santo Bahia noch einmal zu betreten.«
    »Dann steigen Sie in den
Lincoln und machen Sie, daß Sie verschwinden«, sagte ich. »Ehe ich es mir
anders überlege.«
    Im Nu war er aus der Hütte
gerannt. Ich wartete, bis das Motorengeräusch sich entfernt hatte, nahm dann
Louises Revolver am Lauf und wischte ihn sorgfältig ab. Ich drückte Primels Hand um den Griff; als die Finger sich wieder
öffneten, fiel die Waffe zu Boden. An ihrer Hand waren Pulverspuren von dem
anderen Revolver, und ich hoffte, daß Schell damit zufrieden sein würde.
    Ich ging hinaus zu dem
Mietwagen, nahm meinen Revolver vom Vordersitz und schob ihn zurück ins
Halfter. Dann machte ich mich auf den langen Weg zurück in die Stadt. Primel
Hill hatte mir tausend Dollar gezahlt und versprochen, meine Spesen zu
übernehmen. Meine Spesen konnte ich jetzt selbst bezahlen. Zweihundert hatte
ich Pattie mit auf den Weg nach Wyoming gegeben, und wenn ich an Reisekosten,
Hotelrechnung, Mietwagen und sonstiges dachte, konnte ich mich glücklich
schätzen, wenn ich mit Kleingeld in der Tasche nach Manhattan zurückkam. Dafür
mußte ich irgendwie entschädigt werden, überlegte ich, und ich wußte auch ganz
genau, wo ich nach meinem Trostpfaster suchen wollte.
     
    Ich lag ausgestreckt auf dem
kreisrunden Bett und balancierte vorsichtig einen Martini auf der nackten Brust.
Louise zog mit einer raschen Bewegung ihren weißen Slip aus und warf ihn dann
nachlässig über die Schulter.
    »Danny-Liebling«, sagte sie
kehlig, »ich habe ja nichts dagegen, ich hoffe du verstehst das. Ich meine, ich
bin richtig froh, daß du wieder da bist, und dieser wilde Wettlauf ins
Schlafzimmer ist ein reizendes Kompliment. Aber willst du mir nicht sagen, was
passiert ist?«
    »Es war alles sehr langweilig«,
sagte ich. »Nichts ist passiert. Jedenfalls nichts Aufregendes. Da fällt mir
gerade ein, wenn die Polizei dich nach deinem Revolver fragen sollte, erzählst
du ihnen, daß du ihn Virginia Bailey geliehen hast. Sie war eine alte Freundin
von dir, und sie fühlte sich in dem großen Haus auf dem Felsen nicht sicher,
wenn ihr Vater im Klub übernachtete.«
    »War?« sagte sie leise.
    »Sei nicht traurig, Louise«,
sagte ich. »Virginia war ein böses Mädchen.«
    »Das habe ich schon immer
gewußt.«
    »Und Joe Hill ist ebenfalls
tot, und zwar schon seit einer Weile. Weder Willie noch Walt werden dir noch
Kummer machen.«
    »Ich bin froh, das zu hören. Du
mußt sehr geschickt gewesen sein«, sagte sie. »Wollen wir jetzt bumsen, oder
redest du weiter?«
    »Noch ein bißchen«, sagte ich
und trank einen Schluck Martini. Er war nicht kalt genug, aber von einer
Eilbestellung kann man nicht alles erwarten. »Joe Hills Option auf Kutters Land
wird ablaufen, weil Joe sie nicht mehr erneuern kann, nicht wahr?«
    »Stimmt«, nickte sie.
    »Wahrscheinlich hat Joe dir
sowieso einen Mondpreis genannt«, sagte ich. »Vielleicht kannst du es von
Kutter viel billiger haben, wenn Joe Hill seine Finger nicht mehr drin hat.«
    »Was soll ich denn mit
zwanzigtausend Quadratmetern Sumpf anfangen?«
    »Du hast doch noch die Pläne
für das Motel?«
    »Sicher. Tyler hat sie.«
    »Warum kauft ihr nicht erst
einmal das Land? Dann nehmt ihr die Pläne und zeigt sie bei den reichen Leuten
von Santo Bahia herum.«
    »Meinst du, das
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