Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Cowboy aus Manhattan

Ein Cowboy aus Manhattan

Titel: Ein Cowboy aus Manhattan
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
an.«
    »Kommt
darauf an, wie gut die Saison ist«, sagte sie. »Mein Vater war viel unterwegs,
und wenn er zurück auf die Ranch kam, feierte er gerne, und zwar durch. Eines
Abends hat er mal kräftig vollgetankt, ist in den Sattel gekrochen und in die
falsche Richtung galoppiert. Schätze, das Pferd hat Pferdeverstand gehabt, denn
als sie zum Fluß kamen, blieb es stehen. Mein armer alter Papi hatte noch den
Ausdruck des Entsetzens im Gesicht, als wir am nächsten Morgen seine Leiche aus
dem Fluß fischten. Es muß das viele Wasser gewesen sein. Papi trank sonst immer
pur.«
    »Tut
mir leid«, sagte ich höflich.
    Sie
zuckte unbeteiligt die Achseln. »Es war ein Unfall. Zumindest habe ich das
angenommen, aber jetzt bin ich ein wenig durcheinander.«
    »Wie
kommt das?«
    »Drei
Leute«, sagte sie. »Zwei Männer und ein Mädchen. Gute alte Freunde meines
Vaters, sagten sie, und waren auf die Ranch gekommen, um sich ein bißchen
auszuruhen. Als zahlende Gäste — darauf bestanden sie! Sie waren überall mit
meinem Vater zusammengewesen: in Las Vegas, Reno, Santo Bahia. So wie sie
redeten, kannten sie ihn fast besser als ich. Die ersten paar Tage waren sie
wirklich nett. Dann, eines Abends, als wir bei einem Glas zusammensaßen,
erwähnten sie, daß mein Vater ihnen Geld schuldete. Da war ein großer,
kräftiger Typ — Willie Farrel nannte er sich — , der
so eine Art Sprecher war. Er sagte, mein Vater hätte sein Geld bestimmt keiner
Bank anvertraut, wenn man überlegte, was für eine Sorte von Geld das war und wo
es herkam, und so hatten sie sich gedacht, daß er es irgendwo auf der Ranch
versteckt hatte. Ich sagte ihnen, daß ich keine Ahnung hätte, wovon sie
eigentlich redeten, und dann fingen sie an, ungemütlich zu werden.«
    »Und
Sie hatten wirklich keine Ahnung, wovon sie redeten?«
    »Ich
wußte schon, um was es ging«, sagte sie. »Mein Vater nannte das immer den
>Treck zur einsamen Kiefer<. Unten am Fluß steht eine große alte Kiefer,
in die vor zehn Jahren der Blitz geschlagen hat, und jetzt ist sie — versteinert?
egal, jedenfalls ist sie hohl. Dort hatte Vater sein heißes Geld in einer
Kiste. >Down by the riverside <, das war sein Lieblingslied. Wenn er
betrunken war, wurde er sentimental und fing zu singen an. Ich nehme an, er ist
mit allen möglichen Geschäften reich geworden und hatte keine Lust, alles dem
Finanzamt zu geben.«
    »Was
für eine Art von Geschäftemacher war Ihr Vater?«
    »Das
hat er mir nie gesagt, und ich habe ihn auch nie gefragt, weil ich wußte, daß
er mir eine langen würde. Meinem guten Papi ist der Kragen immer ganz schön
schnell geplatzt, und er hatte eine schwere Hand. Die drei hatten keine schweren
Hände — aber sie waren sehr geschickt.«
    »Und
was ist geschehen?«
    »Ich
habe es eine Zeitlang ausgehalten. Vielleicht sogar ganze zehn Minuten. Aber in
dieser Zeit hatte ich sie ganz gut kennengelernt, und sie mich auch — und ich
meine damit, sie kannten mich von oben bis unten! Ich dachte mir, wenn ich
ihnen nicht sage, wo die Kiste ist, machen sie einfach weiter, und
wahrscheinlich überlebe ich das nicht. Also habe ich es ihnen gesagt. Willie
hat den anderen Typ losgeschickt, und als er mit der Kiste zurückkam, war
Willie so erfreut, daß er mir noch ein Geschenk machte — einen satten Schlag
auf den Schädel, der mich bis zum nächsten Morgen außer Gefecht setzte. Da
waren sie natürlich weg, und mit ihnen die Kiste.«
    »Haben
Sie eine Ahnung, wieviel Geld darin war?«
    »Wie
ich schon sagte«, meinte sie leidenschaftslos, »ich habe ihn nie gefragt, weil
er es mir doch nicht gesagt hätte. Er war viel unterwegs und hat alle möglichen
Geschäfte gemacht, mehr weiß ich nicht.«
    »Und
die Polizei haben Sie nicht geholt?«
    Sie
zog verächtlich die Unterlippe herunter. »Was ist denn los, Boyd? Halten Sie
mich vielleicht für blöd? Diese Ranch ist ein legales Unternehmen und alles,
was mir noch geblieben ist. Soll ich das vielleicht riskieren? Abgesehen davon,
was kann die Polizei schon machen?«
    »Und
was, zum Kuckuck, kann ich machen?«
    »Sie
können die drei für mich finden«, sagte sie. »In der Kiste war nicht nur Vaters
Geld. Es war auch etwas von mir dabei. So neun-, zehntausend Dollar, und Schmuck,
den mir meine Mutter hinterließ, als sie vor langer Zeit starb. Nennen wir es
mal eine Bergungsaktion, hm? Wenn Sie die drei gefunden haben, holen Sie so
viel wie möglich zurück.«
    »Sie
machen wohl Witze. Die können doch inzwischen überall
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher