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Ein Cowboy aus Manhattan

Ein Cowboy aus Manhattan

Titel: Ein Cowboy aus Manhattan
Autoren: Carter Brown
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die Drinks«, fauchte ich.
    Er
stand auf, dachte einen Augenblick nach, sah mich dann mitleidig an. »Es gibt
vielleicht einen Weg, an sie heranzukommen, besonders wenn sie wegen
irgendwelcher Geschäfte ein schlechtes Gewissen haben.«
    »Und
der wäre?«
    »Setzen
Sie eine Annonce in die Zeitung, am besten zu den Todesanzeigen.«
    »Vielen
Dank, Captain«, sagte ich und mußte schlucken.
    »Das
klingt großartig.«
    »Überrascht
mich, daß Sie nicht selbst darauf gekommen sind«, sagte er gönnerhaft. »Aber
Sie waren ja noch nie eine große Leuchte, Boyd!«
    Es
kostete mich nicht die geringste Anstrengung, ihm im Geiste sechs Messer in den
Rücken zu werfen, ehe er die Tür erreicht hatte.
    Ich
aß im Hotel einsam zu Nacht, ging dann ins Kino — eine Unterhaltung, die ich
mir seit Ewigkeiten nicht mehr gegönnt hatte. Der Film war »nur für
Erwachsene«, hieß »Die siegreiche Nymphe«, und alle Zuschauer außer mir
schienen kahlköpfig und frustriert zu sein und schmutzige Trenchcoats zu
tragen. Vor elf war ich wieder im Hotel und ging sofort ins Bett, denn was gab
es schon zu tun?
    Am
nächsten Morgen, als ich immer noch ernsthaft ein Frühstück erwog, klingelte
das Telefon.
    »Mr.
Boyd?« Die Stimme war weiblich und ein wenig schüchtern.
    »Sicher«,
sagte ich.
    »Der
Mr. Boyd, der wegen Joe Hill annonciert hat?«
    »Wieder
richtig«, sagte ich.
    »Kann
ich fragen, worum es geht?«
    »Nein,
am Telefon nicht«, sagte ich und gab mir alle Mühe, mysteriös zu klingen. »Warum
treffen wir uns nicht zum Mittagessen, dann sage ich es Ihnen gerne.«
    An
meinem Ohr machte es leise Klick. Sie hatte aufgelegt. Ich nahm an, daß es
wieder einer von diesen Tagen werden würde. Der nächste Anruf kam um die
Mittagszeit hinunter in die Luau Bar, wo ich mich intensiv mit einem Martini unterhielt.
    »Boyd?«
Die Stimme war männlich, tief und brüsk.
    »Ich
bin Boyd«, sagte ich.
    »Was
wollen Sie über Joe Hill wissen?«
    »Nicht
am Telefon«, sagte ich.
    »Kaufen
Sie?«
    »Ich
kaufe«, stimmte ich zu, »wenn es etwas ist, das ich noch nicht habe.«
    »Es
wäre schlauer gewesen, wenn Sie in Ihrer Anzeige ein Postfach angegeben
hätten«, sagte die Stimme. »So sitzen Sie richtig auf dem Präsentierteller.«
    »Ach,
wirklich?« grunzte ich.
    »Ich
schicke Ihnen einen Wagen vorbei. Warten Sie vor dem Hotel, sagen wir, in genau
fünfzehn Minuten.«
    »Ich
werde da sein«, sagte ich.
    »Aber
pünktlich«, warnte die Stimme. »Der Wagen wartet nicht.«
    Ich
bestellte mir einen Martini für die Reise, machte mir Gedanken über den
Revolver oben im Zimmer und verwarf den Gedanken dann. Die Mittagssonne vor dem
Hotel war so heiß, daß mein Gehirn Blasen schlug, und ich fragte mich, ob ich
mir nicht doch die Haare wachsen lassen sollte. Es ist nur so, ich rechne jeden
Augenblick damit, daß Bürstenschnitte wieder in Mode kommen, zudem wäre es
kriminell, mein Profil zu beeinträchtigen.
    Ein
blaues Cabrio hielt vor mir. Am Steuer saß eines jener lachenden Mädchen — Sex
und Vitalität — , das man außerhalb einer Fernsehreklame für Waschmittel
niemals zu sehen bekommt. Eine Blondine mit Windstoßfrisur, die einen
kanariengelben Pulli und superkurze Shorts trug. Der Pulli war eng genug, um
die vollen Brüste darunter zu betonen, und die Shorts waren kurz genug, um ihre
reizvollen Beine in ganzer Länge zu zeigen.
    »Mr.
Boyd?« Makellos weiße Zähne blitzten mich an.
    »Ja,
ich bin Danny Boyd«, sagte ich und wandte ihr zum Beweis das linke Profil zu.
    »Steigen
Sie ein, Mr. Boyd.«
    Ich
ließ mich in den Beifahrersitz fallen und sie schoß auf die Straße, als hätte
sie die zehnte Runde von Le Mans vor sich und einen Rückstand von fünfzehn
Sekunden. Ich brachte es gerade noch fertig, einen Entsetzensschrei zu
ersticken, als sie sich durch eine unmögliche Lücke zwischen einem Cadillac und
einem entgegenkommenden Laster zwängte, und dann fegten wir die Küstenstraße
entlang, fünfzig Kilometer schneller, als die Polizei erlaubte.
    »Es
ist nicht sehr weit, Mr. Boyd«, sagte sie. »Höchstens zehn Minuten.«
    »Es
macht mir überhaupt nichts aus, wenn es fünfzehn Minuten dauert«, sagte ich hoffnungsvoll.
»Leben und leben lassen, verstehen Sie?«
    »Keine
Angst«, sagte sie selbstgefällig, »ich bin eine vorzügliche Fahrerin.«
    Um
das zu beweisen, zauberte sie sich im Powerslide durch eine S-Kurve. Das Heck
des Wagens kam vom Asphalt ab, geriet auf den Seitenstreifen, wischte zurück
auf die Gegenfahrbahn, so
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