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Ein Cowboy aus Manhattan

Ein Cowboy aus Manhattan

Titel: Ein Cowboy aus Manhattan
Autoren: Carter Brown
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Ihre Meinung zu ändern.«
    »Von
Joe Hill weiß ich nur, daß er tot ist«, sagte ich. »Er ist vor drei Wochen in
Wyoming gestorben.«
    »Aber,
Mr. Boyd!« Die Blondine kicherte, drehte den Revolver um, packte ihn am Lauf
und klopfte mir mit dem Griff kräftig aufs Nasenbein. »Ich bin sicher, daß Sie
uns noch mehr erzählen können«, schnurrte sie. »Versuchen wir’s?«
    »Ich
glaube nicht.« Mir liefen die Tränen übers Gesicht. Es war nicht nur
lächerlich, es tat auch ganz schön weh.
    »Halte
das mal.« Die Blondine reichte ihrem Vater den Revolver, damit sie beide Hände
freibekam. Dann löste sie meine Krawatte, riß mir das Hemd auf. »Ich gehe nur
mal rasch in die Küche, ein Messer holen«, sagte sie zu ihrem Vater. »Dieses
Hühnchen macht den Eindruck, als würde es umfallen, wenn es sein eigenes Blut
sieht.«
    Mit
raschem, entschlossenem Schritt und hüpfendem Hintern entschwand sie meinen
Blicken. Ich sah Bailey an, und das war nicht unbedingt ein ermutigender
Anblick. Er sah aus, als wollte er sich jeden Augenblick unterm Arm kratzen,
eine Banane schälen und sich über sie hermachen.
    »Mr.
Bailey«, sagte ich vorsichtig, »ich sage die Wahrheit: Joe Hill ist tot. Von Ihrer
Frau weiß ich überhaupt nichts. Wenn Ihr pflichtbewußtes Töchterchen zurückkommt und anfängt, ihre Initialen in meine Brust zu ritzen,
werde ich anfangen zu brüllen und Ihnen alles erzählen, was Sie hören wollen.
Nur die Wahrheit wird es nicht sein.«
    »Wenn
er tot ist«, sagte Bailey langsam, »warum haben Sie dann diese Anzeige in die
Zeitung gesetzt?«
    »Weil
ich hoffte, eine Spur zu finden, die mich zu seinen Geschäftspartnern führt.«
    »Wozu?«
    »Ich
habe eine Klientin, die noch Geld von ihnen zu bekommen hat. Wenn ich sie
finden kann, meint sie, könnte sie vielleicht Druck auf sie ausüben.«
    »Wer
sind seine Partner?«
    »Drei
sind es«, sagte ich, »zwei Männer und ein Mädchen. Ich habe Namen, aber ich
bezweifle, daß sie echt sind.«
    »Beschreibung!«
bellte er.
    »Ein
großer Blonder, der viel lacht. Ein Dunkelhaariger, um die Dreißig, schlank.
Das Mädchen ist ungefähr fünfundzwanzig, gute Figur, kurzgeschnittene braune
Haare, grüne Augen.«
    »Vielleicht
sagt er die Wahrheit?« sagte Bailey über meinen Kopf hinweg.
    »Kann
sein.«
    Die
Blondine war wieder aufgetaucht. Ich war froh, als ich saß, daß sie kein Messer
in der Hand hatte. Sie zerrte meine Brieftasche aus meinem Jackett und
durchstöberte sie.
    »Er
ist Privatdetektiv«, sagte sie ein paar Sekunden später. »Hat eine New Yorker
Lizenz. Du könntest recht haben.«
    »Dann
binde ihn los«, sagte Bailey. »Wollen Sie etwas trinken, Mr. Boyd?«
    »Bourbon on the rocks«, sagte ich .
    »Es
war nicht gegen Sie gerichtet, Mr. Boyd, Sie verstehen doch?« Die Blondine
tauchte wieder vor mir auf, nachdem sie mich losgebunden hatte. »Das mit dem
Messer war nur ein Scherz.«
    »Das
würde ich gern glauben«, sagte ich, stand auf und versuchte, mit geschwollenen
Fingern die übriggebliebenen Knöpfe in die Knopflöcher zu drücken.
»Wahrscheinlicher ist, daß es Ihnen einen Riesenspaß gemacht hätte, mich zu
tranchieren.«
    »Es
geht um Vatis Frau«, sagte die Blondine leise. »Er hat seit zwei Monaten nichts
mehr von ihr gehört oder gesehen.«
    »Ich
fürchte, daß sie tot ist«, sagte Bailey.
    »Damit
will er sagen«, übersetzte die Blondine leise, »er hält es für möglich, daß man
sie umgebracht hat.«
     
     
     

3
     
    »Es
war so eine Art langes Wochenende in Las Vegas«, sagte Bailey. »Wir hatten ein
bißchen Spaß am Kartentisch und spielten Roulett. Eines Abends spielte Joe Hill
am selben Tisch. Er hatte Glück, gewann ein paar hundert Dollar und bestand
darauf, daß wir ihm halfen, den Gewinn zu feiern. Pattie hatte sich gleich in
ihn verguckt, aber das machte mir keinen Kummer. Am nächsten Tag stellte er uns
seinen Partner vor, der gerade im Hotel angekommen war. Der neue Mann war so
groß wie Joe, lachte so wie er, aber entscheidend war der Altersunterschied. Er
war bestimmt zwanzig Jahre jünger als Joe.«
    »Und
Sie«, sagte ich.
    »Und
ich.« Er nahm sich lange Zeit für einen Schluck aus seinem Glas. »Es kümmerte
mich nicht sonderlich, daß er in den nächsten Tagen hinter Pattie herstieg , und das war mein großer Fehler. Eines
Abends luden uns die beiden zu einer privaten Feier in ihr Hotelzimmer ein. Ich
fiel nach einiger Zeit glatt um — später ging mir auf, daß sie mir etwas ins
Glas geschüttet haben
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