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Ein Cowboy aus Manhattan

Ein Cowboy aus Manhattan

Titel: Ein Cowboy aus Manhattan
Autoren: Carter Brown
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mußten — und wachte erst am nächsten Morgen wieder auf,
in meinem eigenen Zimmer, allein. Ich fühlte mich, als wäre mein Kopf — «
    »Sicher«,
sagte ich ungeduldig. »Und dann sind Sie Ihre Frau suchen gegangen?«
    »Ja,
aber gefunden habe ich nur Joe Hill«, sagte er. »Ich tat ihm so leid, er hätte
fast zu heulen angefangen. Er gab mir einen Brief von Pattie, in dem stand, daß
sie mit dem anderen Mann weggefahren war, und daß es keinen Sinn hätte, sie zu
suchen, weil ich sie doch niemals finden würde.«
    »Aber
Sie haben es trotzdem versucht?«
    »Zu
diesem Zeitpunkt noch nicht.« Langsam leckte er seinen dicken Lippen. »Der gute
alte Joe stellte mich einem anderen Freund vor — einem dürren, schwarzhaarigen
Burschen — , der kaum etwas sagte. Der meinte, er wüßte, wo Pattie und der
Exfreund sein könnten, und fragte mich, ob ich mitkommen wollte.«
    »Zu
dieser Zeit war mein Vater noch ein vertrauensseliger Mann«, warf die Blondine
ein. »Er ging nämlich mit.«
    »Es
war am Ende der Welt«, sagte Bailey. »Eine Meine Hütte, weit draußen in der
Wüste, vielleicht hundert Meilen von Las Vegas entfernt. Kaum waren wir in der
Hütte, da gingen sie schon auf mich los. Sie nahmen mir alles ab,
einschließlich meiner Kleider. Dann holten sie eine Stahlkette aus dem Wagen,
die an beiden Enden Handschellen hatte. Das eine Ende befestigten sie an einem
eisernen Träger der Veranda, das andere an meinem linken Knöchel. Dann winkten
sie mir zu und verschwanden, ließen mich einfach zurück, ohne Wasser und Essen.
Ich dachte mir erst, sie wollten mich dort verrecken lassen, aber da hatte ich
mich geirrt. Zwei Tage später kamen sie zurück.«
    »Vater
bringt immer die guten Seiten der Menschen zum Vorschein«, sagte Virginia
Bailey leidenschaftslos.
    »Diesmal
hatten sie zwei Autos dabei. Der Mietwagen war für mich. Sie gaben mir sogar
meine Kleider zurück. Meine Frau würde ich aber nie mehr wiedersehen, sagten
sie. Sie wäre ganz verrückt nach ihrem neuen Liebhaber, der immerhin zwanzig
Jahre jünger sei als ich und viel potenter obendrein. Sie sagten, es wäre
äußerst dumm von mir, wenn ich weiter nach Pattie suchen oder irgendwelchen
Ärger machen würde. Wenn ich zum Beispiel zur Polizei ginge, oder so. Dann
gaben sie mir einen Stoß Fotos. Immer dann, wenn mich der Verlust meiner Frau
kitzeln würde, sollte ich mir mal diese Bilder ansehen, schlugen sie vor.« Er
trank sein Glas aus und stellte es auf die Bar. »Willst du ihm von den Fotos
erzählen, Liebling?«
    »Ich
dachte mir, daß Vater und Pattie in Las Vegas ihren Spaß hatten und deshalb ein
paar Tage länger blieben«, sagte Virginia mit brüchiger Stimme. »Eines Abends
um halb elf, als ich gerade ins Bett gehen wollte, kamen sie — Joe Hill und der
große Blonde. Sie sagten, sie wären Freunde meines Vaters und kämen gerade aus
Las Vegas. Sie machten einen freundlichen Eindruck, so lud ich sie ein,
hereinzukommen und etwas zu trinken. Joe Hill hatte seinen Revolver gezogen,
ehe ich die Eingangstür zugemacht hatte. Dann brachten sie mich ins Wohnzimmer
und sagten, ich solle ihnen etwas zu trinken machen, während der Blonde Lampen
und eine Kamera hereinschleppte. Ich sollte so freundlich sein, sagten sie,
ihnen für ein paar Aufnahmen Modell zu stehen. Wenn ich mich weigerte, würden
sie mich so lange peitschen, bis ich ja sagte. Dieser Joe Hill, der dauernd
lachte, jagte mir mehr Angst ein als der Blonde, der nicht viel sagte. Also
stimmte ich schließlich zu.«
    »In
welchen Posen wurden Sie aufgenommen?«
    »Zuerst
zwangen sie mich, alle meine Kleider auszuziehen«, sagte Virginia kläglich.
»Dann mußte ich nackt dastehen, während Joe Hill den Revolver an meinen Kopf,
meine Brust, meinen Bauch hielt, und dann — na ja, an verschiedene andere
Stellen auch — , bis ich das entsetzliche Gefühl bekam, daß sie nach den
Aufnahmen ihren Spaß mit mir haben und mich dann umbringen würden. Das haben
sie aber nicht getan. Sie erlaubten mir sogar, mich wieder anzuziehen, und
sagten dann, daß sie meinen Vater in den nächsten Tagen sehen und ihm die Fotos
geben würden. Joe Hill sagte, ich sollte das Gefühl nicht vergessen, das man
hat, wenn man nackt dasteht und einen Revolver auf der Haut spürt, denn er
könnte jederzeit wiederkommen, dann würde es ernst werden. Und wenn mein Vater
gar irgendwelche Dummheiten vorhätte, käme er ganz bestimmt.«
    »Dann
sind sie gegangen?«
    »Sie
sagten, ich solle meinem Vater ausrichten,
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