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Ein Cowboy aus Manhattan

Ein Cowboy aus Manhattan

Titel: Ein Cowboy aus Manhattan
Autoren: Carter Brown
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es ginge um ungefähr dreißigtausend
Dollar. Das Bargeld, das er bei sich gehabt hatte, seine Kreditkarten, das war
alles schon fort, dazu das Geld, das Pattie von ihrem gemeinsamen Konto
abgehoben hatte. Die Dreißigtausend könnte mein Vater schon verschmerzen, sagte
Joe Hill, sie hätten seine finanziellen Möglichkeiten gleich zu Anfang sehr
sorgfältig überprüft.«
    Ich
sah Bailey an. »Und das war alles?«
    »Sie
hatten es sich genau ausgerechnet, auf zwei Stellen hinterm Komma, verdammt
noch mal!« schnaubte er. »Dreißigtausend, das konnte ich mir gerade noch
leisten. Es hat ganz schön wehgetan, Boyd, das können Sie glauben, aber es hat
mich nicht ruiniert. Es hat mich nicht dazu gebracht, das Leben meiner Tochter
zu riskieren. Aber Pattie ist immer noch meine Frau, und ich will sie
zurückhaben, dieses hinterlistige Miststück!«
    »Mein
Vater ist ein Masochist«, sagte die Blondine bitter. »Wenn ich Pattie zuerst
erwische, kratze ich ihr die Augen aus!«
    »Und
weshalb haben Sie mich dann gerufen?« fragte ich.
    »Ich
dachte mir, jeder, der nach Joe Hill sucht, muß einen guten Grund dazu haben«,
sagte Bailey. »Wenn Sie ein Freund dieser Gesellschaft gewesen wären, hätten
Sie mir sagen können, wo ich sie finden kann. Aber so wie es jetzt aussieht,
sind Sie es, der das Risiko auf sich nimmt. Vielleicht kann ich Ihnen helfen,
ohne mich oder Virginia weiter in die Sache hineinzuziehen.«
    »Sie
haben gesagt, Joe Hill ist tot.« Die Blondine schaute mich scharf an. »Stimmt
das?«
    Ich
nickte. »Stimmt. Ich habe Ihrem Vater gerade gesagt, daß ich Joe Hills
Komplizen suche.«
    »Aber
Sie haben keine Ahnung, wo sie sein könnten?« fragte sie. »Deshalb haben Sie
auch die Anzeige in die Zeitung gesetzt, nehme ich an.«
    »Stimmt
genau.«
    »Wieso
eigentlich ich?« sagte Bailey plötzlich. »Das frage ich mich immer wieder;
wieso ich? Warum haben sie unter Millionen anderer Leute ausgerechnet mich
ausgesucht?«
    »Ich
schätze, daß sie sich ihre Opfer sehr genau auswählen«, meinte ich. »Sie müssen
einigermaßen wohlhabend und sehr verwundbar sein. Bei Ihnen war das sogar
besonders einfach; Sie hatten eine junge Frau und eine junge Tochter.«
    »Aber
wie, zum Teufel, sind sie überhaupt auf mich gekommen?« grollte er.
    »Keine
Ahnung«, grunzte ich. »Pattie war offensichtlich Ihre zweite Frau. Wie lange
waren Sie schon verheiratet?«
    »Fast
zwei Jahre«, sagte er.
    »Wo
haben Sie sie kennengelernt?«
    »Im
Klub. Wieso?«
    »In
welchem Klub?«
    »Im Bayside Club. So eine Art Landklub.«
Seine dichten Augenbrauen senkten sich, zogen sich zusammen wie Raupen. »Hören
Sie mal, Boyd, Sie wollen doch nicht etwa sagen, daß Pattie von Anfang an mit
ihnen unter einer Decke gesteckt hat?«
    »Nicht
unbedingt«, sagte ich. »Aber es ist nicht ausgeschlossen.«
    »Pattie?«
Seine Augen sahen noch trüber aus. »Sie sind wohl verrückt geworden!«
    »Zum
erstenmal, seit er hier ist, hat Mr. Boyd etwas Vernünftiges von sich gegeben«,
bemerkte Virginia schnippisch.
    »Wie
hat sie ausgesehen?« fragte ich rasch, ehe Baileys Beherrschung total in
Scherben ging.
    Fünf
Sekunden lang starrte er mich wütend an. »Hm, sie hat rote Haare, ist ziemlich
klein, hat aber eine gute Figur, und — «
    »Ich
besorge Ihnen ein Foto von ihr«, warf Virginia ein. »Das erspart meinem Vater
eine Menge angestrengter Wörter.«
    Mit
vorgezogenen Schultern huschte sie aus dem Raum, und Bailey sah ihr böse nach.
    »Manchmal
wundere ich mich, was eigentlich in sie gefahren ist«, sagte er. »Früher hat
sie sich so gut mit Pattie vertragen.«
    »Es
könnte Virginia schwergefallen sein, ihre Vaterfigur nach all den Jahren mit
einem anderen Mädchen zu teilen«, bemerkte ich.
    »Vaterfigur?«
schnaufte er. »Zum Teufel, Boyd, was soll das für ein Spruch sein?«
    »Vergessen
Sie’s«, sagte ich müde. »Joe Hills Freunde — hatten die auch Namen?«
    »Willie
hieß der Blonde, und Walt war der Dunkelhaarige.«
    »Keine
Nachnamen?«
    Er
zuckte die Achseln. »Wissen Sie, wie es ist, wenn man in Las Vegas Leute
kennenlernt? Formalitäten gibt es einfach nicht.«
    »Und
seitdem haben Sie von ihnen oder Ihrer Frau nichts mehr gehört?«
    »Keinen
Ton«, brummte er.
    Virginia
kam zurück und reichte mir ein Foto. Es war ein Farbbild, im Hintergrund Strand
und blauer Himmel. Wie Bailey mir gesagt hatte, war seine Frau in der Tat
rothaarig — üppige, tizianrote Locken fielen ihr weit in den Rücken. Der
Bikini, den sie trug,
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