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Ein Cowboy aus Manhattan

Ein Cowboy aus Manhattan

Titel: Ein Cowboy aus Manhattan
Autoren: Carter Brown
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er einen Haken mit vier Würmern sieht! Dann fiel Ihnen plötzlich ein, wie
schrecklich es war, als man Sie zwang, für die Fotos Modell zu stehen und Sie
zogen sich graziös aus der Affäre. Übrig blieb ich als Willies Watschenmann . Sehr elegant!
    Und dann sagten Sie, Louise
hätte freundlicherweise Ihren Wagen zurückgebracht«, fuhr ich fort. »Aber als
ich das überprüfte, stellte sich heraus, daß nicht Louise das Auto als Ihres
erkannt hatte, sondern Walt. Und gestern mußten Sie unsere Verabredung zum
Essen ganz schnell absagen, weil Sie sofort in die Hütte in den Bergen fahren
mußten, um festzustellen, ob Willie noch lebte. Nebenbei bemerkt, wie geht es
ihm eigentlich?«
    »Er lebt noch«, sagte sie mürrisch.
»Er hatte eine kleine Gehirnerschütterung, aber es geht ihm wieder gut. Er kann
es kaum abwarten, Sie umzubringen, Boyd!«
    »Eines möchte ich gern wissen«,
sagte ich. »Warum haben Sie ausgerechnet Ihren eigenen Vater als Opfer
ausgesucht?«
    »Ich wollte ihm eine Lektion
verpassen«, sagte sie böse. »Etwas, das er nicht so schnell vergißt. Ich wollte
dafür sorgen, daß er nicht noch einmal so eine Dummheit macht.«
    »Meinen Sie Pattie?«
    »Diese Hure! Diese billige
Nutte! Geschieht ihm ganz recht, was ich ihm angetan habe, ich wollte, ich
hätte ihn noch mehr ausgequetscht.«
    »Mir fehlen die Worte,
Virginia«, sagte ich und meinte es ernst. »Im Vergleich zu Ihnen muß Lucrezia
Borgia ein harmloses Kätzchen gewesen sein. Wo ist Ihr Vater jetzt?«
    »Er hat im Klub übernachtet.
Jetzt, da Pattie weg ist, hat er zu seinen alten Gewohnheiten zurückgefunden.
Jeden Mittwoch ein Pokerabend mit seinen Freunden. Vor nachmittag kommt er bestimmt nicht zurück.«
    »Und Sie sind bis dahin weg«,
sagte ich.
    »Wovon reden Sie eigentlich?«
    »Ich gebe Ihnen eine Chance«,
sagte ich, »und zwar nicht, weil ich mir Gedanken mache, was mit Ihnen
passieren könnte, sondern weil ich meine, daß kein Vater eine Tochter wie Sie
verdient hat. Schreiben Sie ihm einen Zettel, auf dem steht, daß es Ihnen mal
wieder in den Fußsohlen kitzelt, daß Sie mal wieder wegfahren. Versprechen Sie,
ihm zu schreiben, wenn Sie sich irgendwo niedergelassen haben, vielleicht in
zwei Wochen.
    Ich würde das aber bleiben
lassen, weil die Polizei Sie dann erwischen könnte.«
    »Wollen Sie zur Polizei gehen?«
    »Noch nicht. Ich habe jemandem
versprochen, noch zwei Tage zu warten. Und soviel Zeit haben Sie, ehe man
anfängt, nach Ihnen zu suchen. Ich würde gleich anfangen zu packen. Es ist
keine Zeit zu verlieren.«
    »Ich habe es nicht eilig«,
sagte sie schwach. »In zwei Tagen sind Sie tot, Boyd!«
    »Joe Hill ist auch tot«, sagte
ich, »und zwar schon seit fast einem Monat, und deswegen bricht das ganze
dreckige Geschäft zusammen. Weder der nervöse Walt noch der angeschlagen Willie
werden es retten können.«
    Sie biß sich wieder auf die
Unterlippe, ging dann zur Kommode, zog eine Schublade auf und holte Unterwäsche
heraus.
    »Na schön«, sagte sie, »dann
gehe ich halt. Ihre Chancen, in zwei Tagen noch am Leben zu sein, stehen
tausend zu eins, aber ich will kein Risiko eingehen. Aber eines Tages werde ich
zurückkommen und auf Ihrem Grab tanzen, Boyd!«
    »Warum versuchen Sie es nicht
mit Wyoming?« sagte ich. »Man sagt, um diese Jahreszeit wäre es sehr hübsch,
dort oben. Eine Ferienranch namens Trockener Schlund. Die nächste Stadt ist Laramie .«
    Sie zog sich ungeschickt den
Schlüpfer über die Hüften und griff nach dem BH. »Was ist denn das wieder für
ein Geschwätz?«
    »Es war Joe Hills Versteck«,
sagte ich. »Soll das heißen, daß Sie nie dort waren?«
    »Ich habe noch nicht einmal
davon gehört!« Sie beugte sich vor, sortierte ihre Brüste in die BH-Schalen,
richtete sich dann wieder auf und hakte den BH zu. »Joe verschwand von Zeit zu
Zeit, aber wir wußten nie, wo er hinging. Wenn jemand ihn fragte, bekam er eine
Ohrfeige. Eine Ferienranch in Wyoming?«
    Sie lachte kurz auf. »Joe Hill
in einem großen Hut und Stiefeln, wie er für die Touristen zwischen seinen
Ochsen herumstolziert? Das können Sie doch nicht ernst meinen?«
    »Ich weiß, es ist eine
lächerliche Frage«, sagte ich, »aber wie sind Sie eigentlich an die drei
geraten?«
    »Ich war in Reno und langweilte
mich«, sagte sie. »Und da kam ein älterer Mann, der laut sprach und laut lachte
und mit dem Geld nur so herumwarf. Er war männlicher als alle Dreiundzwanzigjährigen,
die ich hier kannte. Dann stellte er mich seinen
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