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Ein Cowboy aus Manhattan

Ein Cowboy aus Manhattan

Titel: Ein Cowboy aus Manhattan
Autoren: Carter Brown
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keine Ahnung,
wer wen mitnimmt.«
    »Das wirst du schon noch früh
genug herausbekommen«, sagte sie fröhlich.
    »Hast du eine Pistole?«
    Ihre Augen zogen sich zusammen.
»Zufällig ja. Weil ich hier ganz allein lebe und so.«
    »Leihst du sie mir?«
    »Sicher.«
    Sie ging aus dem Zimmer und kam
einige Sekunden später mit einem furchterregend aussehenden Spielzeug zurück,
verchromt und mit Perlmuttgriff. Das Magazin war voll, und ich dachte mir, daß
die kleine Spritze genügen mußte, solange ich nicht Elefanten schießen ging.
    »Kommst du wieder?« fragte sie,
als wir an die Tür kamen.
    »Ich weiß nicht genau, wann«,
sagte ich. »Aber du kannst ja schon mal dein Schlafzimmer ölen.«
    »Paß auf dich auf, Danny. Es
wäre wirklich schade, wenn dir irgendwelche Glieder abgeschossen würden.
    Das war ein freundlicher
Gedanke für unterwegs. Ich fuhr zurück zum Hotel und sah die beiden Mädchen auf
der Straße warten. Primel im üblichen Westerndress. Pattie in einem kurzen
Baumwollkleid, in dem sie unglaublich jung aussah. Das Cowgirl schwang sich auf den Beifahrersitz, Pattie stieg hinten ein.
    »Wird es lange dauern?« fragte
Primel, als wir unterwegs waren.
    »Eine Stunde vielleicht«, sagte
ich. »Und wie geht’s Ihnen, Pattie?«
    »Ich habe Angst«, sagte sie
kläglich. »Wenn Willie mich sieht, bringt er mich gleich um.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen«,
sagte Primel zuversichtlich. »Boyd und ich sind ja bei Ihnen. Wenn Sie wollen,
können Sie morgen mit zurück nach Wyoming kommen. Ich könnte noch ein Mädchen
auf der Ranch gebrauchen.«
    Pattie gab einen höflichen Ton
von sich, dann legte sich Schweigen über das Innere des Wagens.
    Der Revolver kuschelte sich in
meine Achselhöhle, und Louises Spielzeug hatte ich unter meinen Gürtel geschoben.
Trotzdem fühlte ich mich nicht sehr sicher.
    »Haben Sie einen Revolver
dabei, Boyd?« fragte Primel plötzlich, als könnte sie Gedanken lesen.
    »Aber sicher.«
    »Ich nehme nicht an, daß Sie
ihn brauchen werden«, sagte sie vertrauensvoll, »trotzdem bin ich froh, daß Sie
ihn haben.«
    Eine Zeitlang fuhren wir
schweigend weiter. Mit einer Hand schüttelte ich eine Zigarette aus der Packung
und steckte sie an. Die schmale Straße wurde zunehmend steiler, und die
tiefstehende Sonne erschwerte das Fahren.
    »Keiner wollte glauben, daß Joe
Hill tot ist«, sagte ich im Plauderton. »Willie hat mich sogar einmal angerufen
und so getan, als sei er Joe Hill, um mich davon zu überzeugen, daß Ihr Vater
noch lebt.«
    »Das haben Sie mir schon
erzählt«, sagte Primel gelangweilt. »Die nehmen an, Tyler Morgan wäre Ihr
Klient.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte
ich. »Ich glaube nicht, daß einer von ihnen wirklich annahm, Joe Hill sei tot.
Er war schon öfter für längere Zeit verschwunden, deshalb waren sie diesmal
nicht beunruhigt. Ich nehme an, sie dachten, daß Joe Hill irgendwo ein
Doppelleben führte. Sie machten sich keine Gedanken darum, denn er war immer
wieder rechtzeitig zurückgekommen, wenn es etwas zu tun gab. Nur diesmal nicht.«
    »Ich weiß wirklich nicht, wovon
Sie reden«, sagte sie kalt.
    »Wenn die nicht wissen, daß Joe
Hill tot ist«, sagte ich, »und wenn sie keine Ahnung von der Ferienranch in
Wyoming haben, dann haben sie Sie auch nicht besucht und Papis Geld aus dem
versteinerten Baum gestohlen.«
    »Sind Sie verrückt geworden?«
fauchte sie. »Glauben Sie, ich hätte die ganze Geschichte erfunden?«
    »Ja, so ungefähr«, stimmte ich
zu.
    »Wollen Sie mich der Lüge
bezichtigen?«
    »So umständlich kann man es
auch sagen.«
    »Und weshalb, zum Teufel,
sollte ich so etwas tun?«
    »Ich schätze, Ihr Vater ist bei
einem Unfall gestorben. Aber vielleicht hat er Ihnen von seinen Geschäften und
Partnern erzählt. Und die Sache gefiel Ihnen. Mag sein, daß Sie nach seinem Tod
Lust bekamen, an seiner Stelle weiterzumachen. Aber wie sollten Sie das
anfangen? Sie hatten nur die Namen und oberflächliche Beschreibung seiner
Partner. Und dann wußten Sie noch, daß die drei von Santo Bahia aus arbeiteten.
Fays Aufgabe war es, die Kunden dort auszusuchen, und wenn die Zeit reif war,
wurden die armen Trottel anderswo in die Mangel genommen, aus
Sicherheitsgründen selbstverständlich. Entweder in Las Vegas oder in Reno. Also
haben Sie sich gedacht, die Sache wäre einen Versuch und eine kleine
Investition wert, sind an die Ostküste gefahren und haben sich einen
Privatdetektiv besorgt. Allerdings brauchten Sie einen plausiblen
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