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Ein Cowboy aus Manhattan

Ein Cowboy aus Manhattan

Titel: Ein Cowboy aus Manhattan
Autoren: Carter Brown
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wissen. Also habe ich mir gedacht, wenn ich schon warten
muß, bis sie endlich einen Entschluß gefaßt haben, dann kann ich das auch in
Gesellschaft tun.«
    »Du sagst das so romantisch,
ich könnte direkt anfangen zu heulen«, grollte sie.
    »Noch etwas anderes macht mir
Kummer«, sagte ich. »In meinem Geschäft muß man als Katalysator wirken.«
    »Ein Kata — was?«
    »Jemand, der die Sache in Gang
bringt«, sagte ich geduldig. »Ich kann nicht einfach dasitzen und warten, bis
mir irgend etwas — wahrscheinlich Scheußliches — passiert.«
    »Für dich, Danny«, sagte sie,
und ihre Stimme triefte vor menschlicher Wärme, »will ich gern von meinen
Gewohnheiten abweichen. Wenn du es so nötig hast, gehn wir sofort hoch ins Schlafzimmer.«
    »Das ist ein sehr attraktives
Angebot«, sagte ich, »aber so habe ich’s nicht gemeint.«
    »Du wirst noch bedauern, daß du
das gesagt hast!«
    »Hast du die Nummer von Walts
Strandhütte?«
    »Aber sicher. Wieso?«
    »Rufe dort an. Ich will wissen,
ob er da ist.«
    »Und wenn?«
    »Dann sagst du einfach
>Hallo< und legst wieder auf.«
    »Ich glaube, du spinnst!«
    Sie stand auf und ging ans
Telefon. Ich nahm meinen Drink mit zum Fenster und dachte mir, wenn ich auch
nur halbwegs vernünftig wäre, würde ich jetzt ins Wasser springen und
schwimmen, bis ich nach Hawaii oder Australien oder sonstwohin kam. Louise kehrte zurück.
    »Er ist nicht da. Ist das gut?«
    »Oder schlecht«, sagte ich.
»Keine Ahnung.«
    »Kann ich sonst noch etwas für
dich tun?« fragte sie und hatte Mühe, sich zu beherrschen. »Soll ich dir
vielleicht ein bißchen den Kopf an die Wand hauen?«
    »Ruf’ im Hotel an«, sagte ich,
»verlange Miss Hill. Wenn sie abhebt, hängst du ein.«
    Sie war schon fast am Telefon,
als es ihr aufging. »Miss Hill?«
    »Joe Hills Tochter. Frisch aus
Wyoming angekommen.«
    Zwei Minuten später kehrte sie
zurück. »Sie ist drangegangen, ich habe eingehängt. Was nun?«
    »Warten wir«, sagte ich düster.
    Einen Martini und zwanzig
Minuten später ging das Telefon. Louise nahm mit einem leidenden Ausdruck ab
und sagte: »Für dich.« Dann legte sie die Hand über die Muschel. »Klingt wie
Oma Hill aus Wyoming.«
    Ich riß ihr den Hörer aus der
Hand. »Hier Danny Boyd.«
    »Ich habe hoffentlich nichts
Intimes unterbrochen?« sagte Primel.
    »Nur einen Martini.«
    »Ich kann das nicht besonders
gut«, sagte sie. »Wahrscheinlich bin ich nicht daran gewöhnt — mich zu
entschuldigen, meine ich.«
    »Wofür denn?«
    »Nach allem, was ich Ihnen
gestern an den Kopf geworfen habe, brauche ich jetzt Ihre Hilfe.«
    »Wobei?«
    »Wir haben eine Abmachung
getroffen«, sagte sie. »Ich bekomme mein Geld zurück, und Vaters Geld auch.
Sogar alles. Aber sie sind noch ein wenig mißtrauisch und wollen es nicht hier
in Santo Bahia übergeben. Sie wollen, daß ich in die Berge komme, in diese
kleine Hütte, von der Sie mir erzählt haben. Heute abend .«
    »Und?«
    »Ich bin nur ein winziges
bißchen nervös«, sagte sie. »Ich brauche jemanden, der mich an der Hand nimmt
und dafür sorgt, daß ich mit dem Geld heil nach Santo Bahia komme. Außer Ihnen kann ich keinen darum bitten, Boyd.«
    »Dieser Willie«, sagte ich. »Er
wird mich für das größte Geschenk halten, das er vor Weihnachten bekommt.«
    »Ich glaube, Sie irren sich«,
sagte sie. »Die wollen, daß wir beide verschwinden und uns nie wieder sehen
lassen. Das Geld werden sie verschmerzen können, und ich habe ihnen
versprochen, daß wir morgen zusammen nach Wyoming fliegen. Nun ja, ich werde
halt ein Versprechen nicht halten, aber das wissen sie jetzt noch nicht. Ich
glaube nicht, daß Willie unbedingt den Daumen draufhalten wird.« Sie machte
eine kleine Pause. »Aber es ist viel verlangt. Ich zahle Ihnen fünftausend,
Boyd, sobald wir wieder im Hotel sind. Und wenn ich das Geld dabei habe, wissen
Sie es auch.«
    »Das klingt verführerisch«,
sagte ich. »Fünf Mille, okay. In einer Viertelstunde hole ich Sie am Hotel ab.«
    »Wir warten, Boyd.«
    »Wir?« fragte ich.
    »Ich bringe Pattie mit. Bei uns
ist die Kleine sicherer als allein im Hotel. Ich traue ihnen zu, daß sie
versuchen, uns hereinzulegen.«
    »Da haben Sie allerdings
recht«, brummte ich und hängte auf.
    Louise sah mich neugierig an,
als ich nach dem Rest meines Martini griff. »Warst du jetzt katalysorisch genug — oder wie das heißt, Danny?«
    »Wenn ich das nur wüßte«,
seufzte ich. »Ich muß in die Berge fahren, und leider habe ich
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