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Ein Bündel Geschichten für lüsterne Leser

Ein Bündel Geschichten für lüsterne Leser

Titel: Ein Bündel Geschichten für lüsterne Leser
Autoren: Henry Slesar
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haben?« sagte Bloom. »Es hat keinen Sinn zu leugnen, Miss Mead; wir haben dafür genügend Zeugen.«
    »Natürlich habe ich das! Aber ich habe auch das Recht dazu, nicht wahr, Phil? Phil!«
    Arnes blickte sie zwar an, sagte jedoch nichts.
    Sie fuhr wieder zu dem Lieutenant herum. »Das ist mein leibliches Kind! Ich bin seine Mutter! Mehr Recht als ich, es hierher zu bringen, hat niemand auf der ganzen Welt!«
    »Verzeihung«, sagte Bloom und schüttelte den Kopf, »aber das kann ich Ihnen nicht abnehmen, Miss Mead. Das hier ist nicht Ihr Kind.«
    »Das ist es doch! Ich besitze noch die Geburtsurkunde und kann es damit beweisen. Genannt wird sie zwar Eileen Birdwell, aber in Wirklichkeit ist sie mein Kind!«
    Das Kind stand auf und kam langsam näher. Dann berührte es Lotties Ellenbogen und sagte: »Ich heiße nicht Eileen. Ich heiße Margaret. Kann ich jetzt nach Hause?«
    Lottie starrte auf das unschuldige Gesicht hinunter, während ihr eigenes sich vor Wut verzerrte. »Du kleine Lügnerin!« fauchte sie. »Du nichtsnutzige kleine Lügnerin! Phil, um Himmels willen, sagen Sie ihm doch die Wahrheit!«
    »Welche Wahrheit?« erwiderte Arnes leichthin. »Ich weiß von nichts.«
    Lottie fing an zu kreischen und wollte sich auf ihn stürzen, aber Bloom trat dazwischen. »Ich habe kein Kind entführt!« schrie sie. »Verhaften Sie mich nicht – bitte! Es war doch nur ein Trick. Er hat mich geleimt.«
    Arnes trat hinter sie und flüsterte ihr etwas ins Ohr.
    »Joe Bloom kann Sie für den Rest Ihres Lebens ins Gefängnis bringen«, sagte er leise. »Aber das wissen Sie schon, nicht wahr?«
    »Sie haben mich geleimt! Sie haben mir das falsche Kind gezeigt!«
    »Hören Sie mal genau zu«, sagte Arnes. »Sie haben sich selbst geleimt. Und jetzt gibt es nur noch eine Möglichkeit, aus der Geschichte wieder herauszukommen. Lassen Sie die Birdwells ab sofort in Ruhe. Geben Sie die Erlaubnis, dass die Birdwells Eileen adoptieren, und halten Sie sich endgültig aus dem Leben dieser Leute heraus.«
    »Also hat man Sie zu mir geschickt! Die Birdwells haben Sie geschickt!«
    »Geschickt habe ich mich selbst, Lottie. Das Ganze war meine Idee. Ich bin der Anwalt der Birdwells, außerdem jedoch auch ihr Freund. Und Joe Bloom hier ist ebenfalls mein Freund...«
    »Die Beweise sprechen eindeutig gegen Sie, Miss Mead«, sagte Bloom. »Soll ich Sie nun verhaften oder nicht?«
    Lottie schlug die Hände vor das Gesicht und schluchzte. Mitleid erregte sie damit nicht.
    »Werden Sie die Birdwells in Ruhe lassen?« fragte Arnes. »Dürfen sie das Kind jetzt adaptieren?«
    »Meinetwegen«, sagte sie. »Meinetwegen.«
    Auf der Straße legte das Mädchen seine kleine Hand in die große Pranke des Kriminalbeamten. »Das war sehr komisch, Daddy«, sagte es nachdenklich. »Vielleicht kann ich dir irgendwann wieder einmal helfen.«

DerMann in der Nachbarzelle
    U nverändert kräftig trat Gorwald mit dem Fuß auf das Gaspedal, selbst als er das herrische Jaulen der Sirene hinter sich gehört hatte. Er hatte nicht die geringste Aussicht, dem grau-weißen Streifenwagen zu entkommen, der in seinem Rückspiegel langsam näher kam, aber sein Fuß nahm davon keine Kenntnis. Der Mann von der Staatspolizei musste sich erst durch leichtes Auffahren mit der Stoßstange bemerkbar machen, bevor Gorwald den Fuß langsam vom Gaspedal nahm und den Wagen bremste, bis er zum Stehen kam.
    Er hielt den Blick starr geradeaus gerichtet, während er auf das Knirschen der Sohlen lauschte und der Beamte herankam, und er sah erst auf, als der Mann von der Staatspolizei sagte: »Sie haben ziemlich lange gebraucht, bis Sie anhielten, Mister. Haben Sie denn meine Sirene nicht gehört?«
    Gorwald seufzte. »Machen wir es also kurz, was? Ich habe keine Zeit.« Er griff in einer Weise, die Erfahrung verriet, nach Zulassung und Führerschein. Der Polizeibeamte prüfte die Dokumente und zog dann ein kleines dickes Buch aus der Gesäßtasche.
    »Leon Gorwald, Philadelphia. Bis nach Hause haben Sie ein ganz hübsches Ende, Mr. Gorwald. Sie wollen doch unseren Staat sicher noch nicht verlassen, oder?«
    »Auf schnellstem Wege.«
    »Damit werden Sie sich wohl noch ein bisschen Zeit lassen müssen. Ich werde Ihnen jetzt einen Strafzettel geben, zahlbar innerhalb von fünf Tagen. Nach meinem Geschwindigkeitsmesser sind Sie mit siebzig Meilen gefahren.«
    »Hören Sie mal her – ich bin Geschäftsmann«, sagte Gorwald und griff nach der Aktentasche, die neben ihm auf dem Sitz lag. »Ich
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