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Eifel-Müll

Eifel-Müll

Titel: Eifel-Müll
Autoren: Jacques Berndorf
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als Polizeibeamte.
    »BILD würde titeln ›Drama unter Abiturienten^ – Dieser Sven saß allein im Auto?« Ich hatte einen trockenen Mund.
    »Ja.« Der Hagere rieb sich die Augen. »Nicht mehr viel von ihm übrig, würde ich sagen.«
    »Wenn Sven Natalie getötet hat, dann muss er eine Waffe gehabt haben«, bemerkte ich.
    »Hatte er«, wusste der mit dem Schnäuzer. »Zumindest hatte er Zugang zu Waffen. Der Vater ist Jäger. Nach der Wunde in Natis Kopf zu urteilen, könnte es eine Walther PPK gewesen sein. Gängiges Kaliber 7.65.«
    »Aufgesetzt?«
    »Fast. Es sind Schmauchspuren da. Schwach, aber erkennbar. Der Schuss kam vielleicht aus acht bis zehn Zentimetern Entfernung.«
    »Du solltest wirklich zur Mordkommission gehen. – Ich mache mich jetzt vom Acker. Keine Sorge, ich informiere niemanden, keine Kollegin, keinen Kollegen. Darf ich euch anrufen, falls ich noch was wissen möchte?«
    Sie nickten.
    Ich sah die Ränder unter ihren Augen und die Erschöpfung in den tiefen Linien um ihre Münder. Wenn die Mordkommission erschien, würden sie sicherlich noch einmal zwei bis drei Stunden hart arbeiten müssen. Verhöre unter Polizisten sind ekelhaft, genau und sehr brutal.
    Ich warf einen letzten Blick auf Natalie und machte mich dann auf den Weg.
    Ich trödelte zurück und mein Wagen war ein ärgerliches Hindernis für alle LKWs. Als ein Bauer mit einer Fuhre Futtergras vor mir war, blieb ich hinter dem tuckernden Traktor, starrte in die sonnendurchflutete Landschaft und hing meinen Gedanken nach.
    Hatte dieser Sven Natalie getötet? Hingerichtet? War dann ziellos durch die Landschaft gerast und hatte sich entschlossen, selbst zu sterben, Schluss zu machen? Dann musste er es gewesen sein, der ihr ein Kettchen, einen Ring, einen Brillanten oder was auch immer geschenkt hatte, das sie im Bauchnabel trug. Nun gut, warum nicht? War Sven eifersüchtig? Bei schönen Frauen ist immer Eifersucht im Spiel. Gab es einen dritten Mann, einen heimlichen Mann? Traf sie ihn dort, wo sie gefunden worden war? Der schnauzbärtige Polizist war zornig gewesen, hatte so etwas wie öffentliche Moral gespielt, Natalie einen wilden Feger genannt. Hatte es zu viele Männer in ihrem Leben gegeben? Hatte sie die Kontrolle verloren? Oder – ganz anders gedacht – war sie Zeugin von etwas gewesen? Beispielsweise von etwas, was die geheimnisvollen Fässer betraf?
    Eines war gewiss: Wenn Sven vor Natalie gestorben war, stellte sich ein schwieriges Rätsel; war er nach ihr gestorben, schien das Rätsel lösbar. Zunächst waren also die Gerichtsmediziner gefragt, die die traurigen Reste untersuchen mussten, um Klarheit zu gewinnen.
    Cisco hatte nicht in den Wagen gepinkelt, ich lobte ihn und ließ ihn in der Einmündung eines Waldweges kurz vor meinem Dorf eine Weile laufen. Dann fuhren wir heim und er suchte sich dabei auf dem Beifahrersitz eine Position, in der sein Kopf auf meinem Oberschenkel liegen konnte.
    Am Teich war alles in Ordnung, die dicke Kröte namens Isabell hatte den Weg aus dem Steintunnel gefunden, den ich ihr gebaut hatte, hockte im Schlamm und ließ nur den Kopf sehen. Sie war eine gemütliche alte Tante, nur wenn ihr einer der extrem räuberischen Koikarpfen zu nahe kam, blies sie sich auf wie ein Luftballon und ließ zischende Laute hören. Aus der Tatsache, dass sie nun schon das zweite Jahr hier war, ließ sich schließen, dass sie keine natürlichen Feinde hatte – Störche landen bei mir nicht.
    Ich ging ins Haus, draußen war es zwischen den Schauern und Gewittern einfach zu schwül. Bald würde Vera eintreffen. Mir war leicht übel, wobei ich aus alter Erfahrung wusste, dass das etwas damit zu tun hatte, dass ich den Tag über nichts gegessen hatte. Ich entschloss mich zu Spiegeleiern ä la Gloria Gaynor. Ich denke, das muss ich erklären.
    Es gibt eine ›Club-House‹-Ausgabe von Gaynor-Songs, auf der auch How high the moon zu finden ist. Das Fett in der Pfanne muss bei den ersten Takten heiß sein, dann werden die Eier aufgeschlagen und exakt bis zum Ende des Songs gebraten. So erhalten sie jene Konsistenz, die ich bevorzuge. Gloria Gaynor kennt diesen Trick natürlich nicht, sie kommt ja auch so selten in die Eifel.
    Mein Handy klingelte und ich musste es suchen. Reinhard Hübsch vom SWR 1 war dran und sagte leichthin: »Es betrifft nicht mein Ressort, werter Kollege, aber die Spatzen pfeifen es mir. Stimmt es, dass bei dir in der Nähe zwei Jugendliche zu Tode gekommen sind?«
    »Das stimmt. Wie hieß denn
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