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Eifel-Müll

Eifel-Müll

Titel: Eifel-Müll
Autoren: Jacques Berndorf
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mehr daraus gemacht?«
    »Du wolltest in Mainz beim Landeskriminalamt arbeiten. Du sagtest, das sei eine Riesenchance für dich. Ich wollte in der Eifel bleiben. So einfach war das.«
    »Du hast eine Frau, eine Gefährtin, nicht wahr? Und ich gehe dir auf den Keks.«
    »Du gehst mir nicht auf den Keks und ich habe keine Gefährtin. Das passt mir im Moment. Du hast mit einem Mörder geschlafen?« Ich wollte sie provozieren. Sie war gekommen, um etwas loszuwerden.
    »Na ja, eigentlich nicht. Aber das ist mittlerweile egal. Ich überlege, ob ich die Polizistenkarriere aufgeben soll. Darf ich die Geschichte erzählen, hast du Platz dafür?«
    »Aber ja, leg los.«
    »Weißt du«, sie starrte über den Teich in eine unbekannte Ferne, »es ist im Grunde eine selten dämliche Geschichte. Ich habe es vermasselt. Ich habe mich angestellt wie eine Vierzehnjährige ... Eigentlich war ich in der Abteilung für Wirtschaftskriminalität. Dann hatten die vom Mord- und Raubdezernat einen schwierigen Fall. Ein dreißigjähriger Malermeister hatte seine Mutter getötet. Wahrscheinlich im Vollrausch. Es gab aber keine Beweise, sie konnten ihn nicht festnehmen, nur beobachten. Ich sollte mich an ihn ranmachen, mal in ihn reinhorchen. Ich wurde also abgezogen zur Mordkommission. Langsam brachte ich mich an den Mann ran, er war sehr misstrauisch, eigentlich ein ekelhafter, schleimiger Typ. In seiner Stammkneipe habe ich Kontakt zu ihm bekommen. Wir hatten in der Nähe ein kleines Apartment für mich gemietet, das war alles perfekt vorbereitet. Mit der Zeit wurde er warm und begann von sich zu erzählen. Natürlich sagte er nicht: ›Ich habe meine Mutter erstochen. ‹ Er erzählte mir aber immerhin, dass er seine Mutter immer gehasst habe. Weil sie Kerle hatte, weil sie furchtbar geizig war, weil sie ständig jammerte. Eines Nachts nahm ich ihn mit zu mir in das Apartment. Ich hatte ihm allerdings gesagt, im Bett läuft nichts bei mir. Wir hockten da und tranken Wein. Und endlich rückte er damit raus, dass er seine Mutter erstochen hätte. Ein verstecktes Tonband lief mit, alles klappte sehr gut. Es gab ein paar Einzelheiten, die nur der Mörder wissen konnte – der Mann war der Mörder. Irgendwann war er sehr betrunken und ich erlaubte ihm, auf dem Sofa zu schlafen. Während er schlief, redete ich mit meinem Dienststellenleiter. Wir beschlossen, ihn gegen Mittag mit meinem Auto zum LKA zu fahren. Aber so weit kam es gar nicht. Gegen Morgen wird der Mann auf dem Sofa wach. Dann knallt meine Schlafzimmertür auf und er steht da, nackt, wie Gott ihn schuf, und höchst erregt. Es ist nichts passiert, außer dass er später, als ich im Bad war, im Wohnzimmer onanierte. Mein Gott, das ist alles so ekelhaft! Ich rief meine Kollegen, sie kamen und nahmen ihn fest. Natürlich bemerkten sie seinen Samen auf einem dunkelroten Sofakissen. Es war schrecklich, sage ich dir! Der Mann wird also in die Dienststelle gebracht und besteht sofort auf einem Anwalt. Der Anwalt kommt, die beiden beratschlagen sich, dann sagt der Anwalt ganz cool, das sei ja wohl eine Riesenschweinerei, was da mit seinem Klienten passiert sei. Geschlechtsverkehr mit einer Kriminalbeamtin, um ein Geständnis zu bekommen, sei doch einwandfrei eine üble Erpressung und habe mit einem Rechtsstaat nichts mehr zu tun. Dummerweise hatte der Mörder sofort begriffen, dass das rote Sofakissen mit seinem Samen ein verdammt guter Grund war, das ganze Geständnis für null und nichtig zu erklären. Der Anwalt erreichte nicht nur, dass er mit seinem Klienten das Haus verlassen konnte, er kündigte auch an, dass er mich anzeigen werde, dass er fantastische Verbindungen zur Presse habe und dass ich damit rechnen müsse, dass er meine Karriere knickt. Mein Dienststellenleiter fragte gar nicht weiter, hat mich nicht vernommen, hat nur gesagt, das Einzige, was er für mich tun könne, sei, mich sofort zu beurlauben. Aber das ist noch nicht die ganze gottverdammte Geschichte! Am nächsten Tag, ob du es glaubst oder nicht, kommt mein Mörder seelenruhig in mein Apartment marschiert und erklärt grinsend, dass er was nachzuholen habe. Ich hatte nicht einmal meine Dienstwaffe bei mir. Ich prügelte mich mit ihm, bis er verschwand. Doch er ließ meine Autoschlüssel mitgehen. Er nahm den Wagen und knallte zwei Kilometer weiter gegen einen Baum ... Es ist zwar nicht zu fassen, aber er läuft noch immer frei herum! Möglicherweise werden sie ihn nie kriegen.« Vera sprach sehr gelassen, aber diese
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