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Eifel-Müll

Eifel-Müll

Titel: Eifel-Müll
Autoren: Jacques Berndorf
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Weise. Emma, die Holländerin mit dem großen Herzen und dem scharfen Verstand, den sie noch bis vor kurzem der Polizei in s'Hertogenbosch zur Verfügung gestellt hatte. Es war schlicht unvorstellbar, dass sie plötzlich nicht mehr da sein sollte.
    »Uns bleibt nur zu warten«, stellte er fest.
    »Gut, aber dann wartet doch hier. Ich habe außerdem Arbeit für euch.«
    »Hat ein Eifelbauer seine Frau totgeschlagen, weil sie seine Mastgans mit dem Trecker umgenietet hat?« Er lachte böse. »Ich will, dass Emma lebt, Baumeister. Ich würde in diesem Zustand nicht mal einen Taschendieb mit meiner Geldbörse in der Hand erkennen. Nein, nein, lass uns die Sache ...«
    »Jetzt kommt der Heldentenor«, unterbrach ich wütend. »Von wegen: Das müssen wir ganz allein durchstehen.«
    »Aber wir haben doch gar keine Kleidung und so, und ...«
    »Rodenstock, hör mit dem Scheiß auf! Entscheide es ganz einfach. Kommt her oder kommt nicht her. Aber halt mir um Gottes willen keinen Vortrag darüber, wie sehr du jetzt als ganzer Mann Emmas Händchen halten musst! Wenn es hupt, steht ihr vor dem Haus. Übrigens, Vera wird auch hier sein.«
    Eine Weile war es still.
    »Ach, Vera«, murmelte er dann. »Das Landeskriminalamt hat sie beurlaubt. Kischkewitz hat mir erzählt, sie habe was mit einem Mörder angefangen. Ich will jetzt mal wieder zu Emma gehen. Danke für deinen Anruf. Und grüß Vera schön. Sag ihr, es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird.«
    »Moment, weißt du denn Näheres?«
    »Der Mörder behauptet, sie habe sich ihm genähert. Nach alter guter preußischer Beamtensprache hat sie ein Beischlafbegehren geäußert und ...«
    »Und? Hat sie es gekriegt?«
    »Frag sie doch.«
    »Grüß Emma«, verabschiedete ich mich.
    Ich döste vor mich hin, bis sich mein Handy wieder meldete.
    Die hohe heisere Stimme war wieder da: »Meine Spione berichten mir, dass Sie die tote Frau gesehen haben. Was halten Sie davon?«
    »Was soll ich davon halten? Es ist ein Mord, man wird über kurz oder lang den Täter fassen und irgendwann vor Gericht stellen.«
    »Haben Sie gewusst, dass das geile kleine Gör was mit dem Hardbeck hatte?«
    »Na ja, sie waren Schulfreunde, in der gleichen Klasse, haben zusammen Abitur gemacht.«
    »Den Sohn meine ich nicht, ich meine den Vater.«
    »Wollen Sie mir nicht endlich sagen ...« Aber er hatte die Verbindung schon wieder unterbrochen.
    Was für ein Spiel spielte diese Stimme?
    Das Licht der Sonne strömte flach aus Westen und tauchte die Kirche in gleißendes rötliches Licht.
    Endlich rollte Vera auf den Hof. Sie fuhr ein Uraltauto der Marke ›Maria hilf und Josef schieb nach‹, es war ein Renault von Anno Tobak, was durchaus für die Marke spricht.
    Sie blieb hinter dem Steuer sitzen und rief durch das offene Fenster: »Hi, Baumeister!«
    »Hi, meine Schöne. Komm raus und reck dich. Möchtest du etwas trinken?«
    »Schnaps. Hast du einen Schnaps?«
    »Na, sicher habe ich einen Schnaps. Einen Premium-Brand aus hiesigen Williamsbirnen, Geheimtipp aller einsamen Säufer.«
    »Den brauche ich.« Sie machte die Autotür auf und stieg aus. »Schön hast du es hier.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust. Sie trug, was junge Frauen in Sommerwärme tragen: Sandalen, blaue Jeans, ein rotes T-Shirt. Alles in allem war sie ein hübscher Anblick, sie passte punktgenau in diesen lauen Sommerabend.
    »Ich hole dir den Schnaps, dann hocken wir uns in den Garten.«
    In der Küche goss ich ihr einen kräftigen Schluck in ein Wasserglas und nahm mir einen Apfelsaft und zwei gestopfte Pfeifen mit.
    »Der Teich macht so ruhig«, sagte sie. »Was treibst du so?« Sie hockte in dem Gartensessel, hatte ein Bein hochgezogen und auf das andere gelegt. Jede ihrer Gesten sagte: Rühr mich nicht an! Komm mir bloß nicht zu nahe!
    »Ich treibe, was ich immer treibe. Ich bin Journalist, also schreibe ich Dinge auf, die sich möglicherweise Gewinn bringend verkaufen lassen. Seit heute habe ich eine weibliche Leiche auf dem Programm. Und als Sahnehäubchen eine männliche Leiche obendrauf. Ich weiß noch nicht, was daraus wird. Wie ist es dir ergangen?«
    Sie zog eine Packung Marlboro von irgendwo hervor und zündete sich eine Zigarette an. Sie rauchte hastig und sog den Rauch tief in die Lunge. »Wir hatten ein paar schöne Tage damals. Warum haben wir eigentlich nicht mehr daraus gemacht?« Dabei griff sie nach dem Schnaps und trank ihn mit einem Zug aus. »Das brauchte ich jetzt. Tja, warum haben wir nicht
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