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Eifel-Müll

Eifel-Müll

Titel: Eifel-Müll
Autoren: Jacques Berndorf
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du es trotzdem. Guck mal erst auf Natalie und dann ... Na ja, neben Natalie.«
    »Neben ihr ... neben ihr ist nichts. Altes Gelump. Was soll ich da sehen? Habt ihr ein Kondom gefunden? Wollt ihr mich verarschen? Lieber Himmel, nun lasst euch doch nicht alles aus der Nase ziehen.«
    Der Hagere meinte: »Ob der Himmel mit dir ist, weiß ich nicht, aber das ist wirklich eine wilde Müllkippe.« Dann lächelte er freundlich. »Du kannst ganz ruhig sein, uns ist das auch erst später aufgefallen. Was haben wir denn da? Nun, erst mal ein altes, dunkelrotes Sofa, einen alten Couchtisch, drei alte dunkelrote Sessel, eine Stehlampe mit dunkelroter Stoffbespannung. Und dann zwölf Fässer. Genau, es sind zwölf.«
    »Du musst nicht gucken wie ein Karnickel«, beruhigte mich der mit dem Schnäuzer. »Da hat jemand sein ganzes altes Wohnzimmer hingeworfen. Und zwölf Fässer. Und die Fässer sind zugeschweißt, ziemlich alt, mit Eisenringen, aber die blaue Lackierung ist frisch. Kein Aufdruck, keine Einprägung. So, wie Natalie da liegt, siehst du das alles nicht, weil du eben nur Natalie siehst. Aber es gibt große Unterschiede zwischen wilden Kippen, nicht wahr? Und weil du ein kluger Journalist bist, erwarte ich jetzt die einzig logische Frage.« Er lächelte so süffisant, dass er plötzlich ein Ohrfeigengesicht hatte.
    »Du bist ein guter Beobachter«, dachte ich laut nach. »Du warst unten neben der Leiche und damit neben den Fässern und den alten verschlissenen Möbeln. Die Möbel und die Fässer liegen zu beiden Seiten der Leiche jeweils vielleicht zwei Meter entfernt. Okay? – Heiliges Kanonenrohr, jetzt weiß ich, was ihr meint!« Ganz unwillkürlich stöhnte ich verblüfft. »Das ist eine neue wilde Kippe, eine ganz neue! Kann sein, dass das alles zusammen abgeladen wurde. Natalie, das alte Wohnzimmer, die Fässer. Und außerdem sehe ich jetzt auch, dass an den Fässern und den Möbeln kein Laub klebt. Alles ist frisch in den Wald geworfen worden. Weil ich also ein kluger Journalist bin, frage ich: In welcher Reihenfolge landeten die Dinge dort unten unter uns?«
    »Der Kandidat hat einhundert Punkte und gewinnt ein Wasserschloss am Niederrhein«, sagte der Hagere ehrlich erfreut. »Nicht schlecht, wirklich nicht schlecht.«
    »Die Frage war gut«, nickte der mit dem Schnäuzer langsam und starrte auf den Boden vor seinen Schuhen. Er sprach jetzt ganz leise. »Ich bin ja nicht die Mordkommission und von Spurensuche und Analyse und so habe ich als einfacher Polizist null Ahnung. Aber weil ich einen Onkel habe, der oben im Kylltal eine Jagd hat, und weil der mir so was mal beigebracht hat, behaupte ich Folgendes: Als Erstes wurde das Wohnzimmer in den Wald geschmissen. Dann die Fässer und zuletzt Natalie. Die Fässer sind so weit oben am Hang liegen geblieben, weil sie gleichzeitig abgekippt worden sind, wahrscheinlich von einem LKW mit einer Hebehydraulik. Ein Fass behinderte das andere und sie wurden von den Baumstämmen aufgehalten, so dass sie nicht weit rollen konnten. Können Sie folgen, junger Mann?«
    »Sauberer Vortrag, saubere Gehirnleistung.«
    »Kein altes Laub auf den Fässern, nichts auf den Möbeln, kein altes Laub auf Nati. Das alles ist gleichzeitig hier entsorgt worden oder höchstens im Abstand von ein paar Stunden. Ein paar Fässer sind gegen die Buchen geknallt, man sieht noch deutlich die Spuren des Aufpralls und Risse in der Baumrinde.«
    »Du solltest in die Mordkommission wechseln«, lobte ich.
    »Kein Interesse«, antwortete er heftig und schnell.
    Es war ruhig. Von ganz weit her hörten wir meinen Hund jaulen, wahrscheinlich fühlte er sich elend einsam und hatte sich schon im Wagen verewigt, weil ich ihn so schnöde im Stich gelassen hatte.
    »Könnt ihr mich denn jetzt noch darüber aufklären, was es mit dem Haus in Bongard auf sich hat? Wieso ist das ein ›komisches‹ Haus?«
    Der Hagere sagte energisch: »Das musst du schon selbst herausfinden.« Es war ihnen eingebrannt worden, keinerlei Details – von was auch immer – an die Presse zu geben. Und schon gar nicht Meinungen öffentlich zu äußern.
    »Du hast doch schon oft Tote gesehen«, wandte ich mich an den Schnauzbärtigen, ich wollte nicht mehr auf dem Haus herumhacken. »Wie lange liegt Nati hier?«
    »Ich schätze seit vergangener Nacht«, antwortete er.
    Der Hagere schaute auf die Uhr und zündete sich eine neue Zigarette an. »Hast du Kaffee bei dir? Nein, wohl nicht. Ich schlafe gleich im Stehen ein.«
    »War irgendwo
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