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0522 - Er kam aus dem Todesschloß

0522 - Er kam aus dem Todesschloß

Titel: 0522 - Er kam aus dem Todesschloß
Autoren: Jason Dark
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Er wußte genau, daß die lange Zeit der Gefangenschaft vorbei war.
    Es hatte ihm niemand gesagt, er spürte es. In ihm war ein Prickeln, tausend Schmetterlinge breiteten sich in seinem Körper aus. Sie hatten ihn plötzlich überfallen und peitschten das Blut durch seine Adern.
    Bald würde er erlöst sein – bald. Dann gab es keine Mauern mehr, keine dicken Steine, keine Dunkelheit, keine Stimmen, die ihn quälten, obwohl sie ihn heilen sollten – endlich Licht, auch wenn es nur das des Mondes war.
    Orrie Wayne war wie von Sinnen. In seiner finsteren Zelle lief er auf und ab. Er benötigte kein Licht, denn er wußte genau, wann er abzustoppen hatte, um nicht gegen eine Wand zu rennen und sich an den unregelmäßig vorspringenden Steinen den Schädel einzuschlagen.
    Er lief auch dorthin, wo sich die Tür befand, stoppte ab, streckte beide Arme aus und ließ die Handflächen über das dicke Holz gleiten. Es war alt, aber sehr fest. An einen Ausbruch war überhaupt nicht zu denken. Er hätte schon eine Waffe haben müssen.
    Eine Waffe, das war es!
    Orrie trat zurück, als er an seine alte Waffe dachte. In seinen Augen begann es zu glänzen, das Blut lief jetzt noch schneller, und die Haare sträubten sich.
    Eine Waffe! Seine Waffe…
    Er atmete keuchend. In seinen Handflächen hatte sich der Schweiß gesammelt.
    Dann blickte er hoch zur Decke. Orrie wußte genau, wo sich die Luke befand, durch die sie ihn beobachteten und ihm auch die kargen Mahlzeiten reichten.
    Stand dort jemand?
    Etwas strich über sein Gesicht. Ein kühler Windhauch, fast wie eine Botschaft.
    Kam er frei?
    Über ihm blitzte es auf. Als hätte jemand einen Feuerwerkskörper hochgeworfen, der in der Luft detonierte. Geräuschlos!
    Schwer atmend trat er zurück, bis er die Wand im Rücken spürte.
    Sie benutzte er als Startrampe.
    Er schoß noch einmal hoch, genau im richtigen Moment. Der rechte Arm schnellte in die Höhe, die Hand hatte sich zur Pranke geöffnet und wurde zielsicher an das Objekt herangeführt.
    Orrie Wayne packte zu.
    Er spürte den Widerstand im Innern seiner Faust, die noch schweißfeucht war und sich jetzt um das glatte und gleichzeitig griffige Holz spannte. Ja, das war sie, das war seine Waffe.
    Sie war wieder zu ihm zurückgekehrt, und Orrie zog sie zu sich herab. Er begann zu stöhnen und gleichzeitig zu lachen. Es waren unheimliche Laute, die da aus seinem Mund drangen. Er konnte es nicht glauben und streichelte auch mit der anderen Hand über den Griff. Diesmal von unten nach oben, bis hoch zur Klinge.
    Eine Klinge, die sehr breit war, auch lang, zudem vorn noch spitz zulief.
    Trotzdem wurde dieses Werkzeug noch als Axt bezeichnet. Seine Axt, seine Waffe – die Mörderaxt!
    Orrie Wayne freute sich wie ein kleines Kind. Er wußte nicht, welchem guten Geist er den Besitz seiner Waffe zu verdanken hatte. Für ihn jedenfalls war es ein Glückstag.
    Dann übte er.
    In der Dunkelheit seiner Zelle schwang er die Axt auf und nieder.
    Seine Arme bewegten sich in einem immer schnelleren Rhythmus.
    Das dabei entstehende Pfeifen war Musik in seinen Ohren.
    Eine tödliche Musik.
    Er ließ den rechten Arm ausschwingen, dann hob er die Axt wieder an und bewegte den Kopf auf die Klinge zu. So nahe, daß er das Metall mit den Lippen berühren konnte.
    Es war ihm, als würde von dieser Axt ein Stromstoß ausgehen, der durch seinen Körper peitschte. Ein irre klingendes Gelächter drang aus seinem Mund. Orrie drehte sich, in ihm loderte die Flamme einer wilden, ungezügelten Freude, und er warf sich gegen die stabile Holztür.
    Diesmal mit einer Waffe.
    Die Axt war wunderbar. Selbst das dicke Holz hatte ihr nicht viel Widerstand entgegenzusetzen. Orrie drosch auf die Tür ein. Daß ihm die Splitter dabei um die Ohren flogen, nahm er hin. Es gehörte einfach dazu.
    Er arbeitete wie ein Berserker. Es dauerte noch einmal zwei Minuten, bis er ein so großes Loch geschlagen hatte, daß er hindurchklettern konnte.
    Ihn bremste nichts mehr, ihn würde auch nichts mehr bremsen, jetzt nicht mehr.
    Orrie Wayne war wieder frei! Wehe demjenigen, der ihm jetzt über den Weg lief…
    ***
    Wir hatten ein Problem!
    Ich möchte es mal so beschreiben. Dieses Problem war blond, zehn oder elf Jahre alt, weiblich und besaß Kräfte, über die ein normaler Mensch nicht verfügte. Sogenannte Parakräfte. Das Mädchen konnte sie einsetzen und andere Menschen damit in den Wahnsinn treiben. Ob es nun Gegenstände bewegte oder Menschen manipulierte, das Mädchen
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