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Eifel-Müll

Eifel-Müll

Titel: Eifel-Müll
Autoren: Jacques Berndorf
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rasiere mich sogar noch, wie immer an hohen Festtagen.«
    Wenig später fuhren wir und Vera versäumte es nicht, zum Abschied zu betonen, sie würde uns ein erstklassiges Abendessen kochen. »Und ich besorge Champagner«, versprach Emma.
    »Komisch«, knurrte Rodenstock unterwegs. »Ich bin noch nicht einmal erleichtert darüber, dass wir ihn haben. Mein Gefühl sagt mir, da geht noch etwas schief.«
    »Nicht doch«, sagte ich. »Hör auf zu unken.«
    Kischkewitz saß in seinem Pracht-BMW vor dem Haus und lächelte milde. »Dann wollen wir mal.« Er schleppte eine schwere Aktentasche mit sich.
    Fiedler stand in der Haustür und wirkte gut gelaunt. »Ach, Sie auch, Herr Kischkewitz. Herzlich willkommen.«
    Es ging in die Wohnlandschaft an einer offenen Küchentür vorbei. »Wollen die Herren einen Kaffee?«, fragte Svenja Fiedler.
    »Danke, nein«, sagte Kischkewitz freundlich. »Mein Kreislauf besteht nur noch aus dem Zeug. Ein Wasser vielleicht.«
    »Dann Wasser für alle«, bestimmte sie fröhlich.
    »Herr Fiedler«, sagte Kischkewitz aufgeräumt, »haben Sie etwas dagegen, wenn ich ein Tonband mitlaufen lasse?«
    »Nicht im Geringsten«, antwortete der Lehrer zuvorkommend. »Sind Sie denn weitergekommen?«
    »Kann man sagen«, nickte Rodenstock, »glücklicherweise.« Er setzte sich und stand gleich wieder auf, weil Svenja Fiedler mit einem Tablett hereinkam, auf dem Gläser und Wasserflaschen standen.
    »Frau Fiedler«, sagte Rodenstock freundlich, »das ist sehr nett von Ihnen. Aber dürfte ich Sie nun bitten, einen Spaziergang oder so etwas zu machen? Wir wollen in Details einsteigen und da ist es nicht üblich, dass Unbeteiligte dabei sind. Wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Das war herb, das war massiv und direkt, das war peinlich.
    Svenja Fiedler erstarrte eine Sekunde und quirlte dann überaus freundlich: »Aber selbstverständlich!«
    »Du kannst doch mit dem Hund gehen, meine Liebe«, sagte Fiedler. Er wurde sarkastisch: »Wir haben zwar keinen Hund, aber das macht ja nichts.«
    Sie sah ihn einen Augenblick lang an und es war Misstrauen in ihren Augen und so etwas wie Verachtung. »Was glauben Sie, wie lange werden Sie brauchen?«
    »Vielleicht eine Stunde«, sagte Kischkewitz leichthin.
    Sie machte die Tür hinter sich zu und wenig später hörten wir die Haustür ins Schloss fallen.
    Kischkewitz fummelte an dem kleinen Tonbandgerät herum, setzte sich, sagte zur Probe »Eins, zwei, drei« und nickte dann. »Gut so. Tja, Herr Fiedler, wir haben jetzt gewissermaßen das Ende der Fahnenstange erreicht. Ich denke, das ist Ihnen klar, nicht?«
    Fiedler blickte auf die Tischplatte. »Ja.« Sein Gesicht war vollkommen unbewegt, ein wenig blasser als sonst, seine Hände waren ruhig.
    »Sind Sie erleichtert?«, fragte Rodenstock.
    »Erleichtert? Ja, nein, das weiß ich nicht. Ja, ich bin erleichtert.«
    Es war eine Weile still, ehe Rodenstock, der alte Fuchs, den Eröffnungszug machte: »Herr Fiedler, bevor wir hier beginnen, uns um Einzelheiten zu bemühen, möchte ich ganz für mich privat etwas fragen, weil es mich quält. Haben Sie gar nicht bemerkt, dass Natalies Genick gebrochen war?«
    Fiedler atmete etwas hastiger. »Nein, das habe ich nicht gemerkt, das stimmt.«
    »Und wo ist es passiert?«
    »Auf der Straße hinter Kelberg. Ich sagte ihr, wir würden jetzt zur Jagdhütte fahren. Sie begann zu schreien und auf mich einzuprügeln. Und dabei ist es passiert, sie ist mit dem Kopf auf das Lenkrad geschlagen und war sofort besinnungslos. Das heißt, ich habe gedacht, sie wäre besinnungslos.« Sein Mund zuckte. »Sie war schon tot. Das habe ich erst gemerkt, als ich sie in den Wald gelegt habe.«
    »Und warum der Schuss?«, fragte Rodenstock weiter.
    »Das war in mir drin. Der Befehl steckte mir im Hirn: Du musst sie töten. Ehe sie alles kaputtmacht, dich und deine ganze Familie, musst du sie töten.«
    »Und warum haben Sie sie ganz ausgezogen?«
    Er überlegte eine Weile. »Weil ich sie noch einmal sehen wollte. Ich wollte sie noch einmal sehen, wie sie wirklich war.«
    »Und dieser Schmuck im Bauchnabel?« Rodenstock wirkte wie ein freundlicher, alter Arzt.
    »Den hasste ich, den habe ich immer gehasst. Den fand ich so protzig.«
    Irgendwo im Haus tickte eine Uhr.
    »Wollen Sie erzählen, Herr Fiedler?«, fragte Kischkewitz zurückhaltend.
    »Ja, gut. Ich werde es versuchen. Kann sein, dass ich nicht alles auf die Reihe kriege. Zu viele Dinge sind immer gleichzeitig passiert.« Er lächelte
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