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Eifel-Müll

Eifel-Müll

Titel: Eifel-Müll
Autoren: Jacques Berndorf
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einen Scheck ausstellen wollte und dass sie sagte: ›So nicht! ‹ Dann ging er kurz weg, kam zurück und gab ihr ein Kuvert. Ich habe nebenan in der Buchhaltung gesessen und Rechnungen geschrieben. Irgendwann sind sie dann gegangen.«
    Ich konnte es nicht fassen. Ich war gerade zwei Stunden unterwegs und hatte einen wichtigen Stein im Puzzle gefunden!
    Ich bezahlte und mühte mich gleichzeitig ab, gelassen zu bleiben. Artig sagte ich: »Danke schön. Ich will mal weitergehen.«
    Draußen vor der Burg rief ich Rodenstock an. »Ich habe ihn. Er hat das Auto gekauft. Aber wir brauchen jetzt eine Bankauskunft. Und die kriegen wir nicht.«
    »Wir nicht, aber die Mordkommission«, entgegnete Rodenstock trocken. »Trotzdem müssen wir den Rest von Fiedlers Tag rekonstruieren. Und ich habe keine Ahnung, wie wir das bewerkstelligen sollen, ohne ihn selbst zu fragen.«
    »Seine Frau«, schlug ich nicht sonderlich überzeugt vor.
    »Völlig unmöglich«, knurrte er. »Dann können wir genauso gut ihn selbst befragen. Das wäre der Tod aller Nachforschungen.«
    »Warum hat Fiedler Natalie ausgerechnet an diesem Tag, zu diesem Zeitpunkt umgebracht?«, überlegte ich.
    »Das ist doch einfach«, erklärte er. »Sie war seine Sehnsucht, sie war die Frau, die seine Seele besetzt hielt. Sie wollte für immer nach Amerika verschwinden. Und damit konnte er nicht leben.«
    »Du bist ziemlich klug.«
    »Einblindes Huhn ...«, murmelte Rodenstock.
    »Was mag er mit dem Brillanten aus ihrem Bauchnabel gemacht haben?«, fragte ich.
    »Möglicherweise hat er ihn einfach weggeschmissen. Der Brillant stammte von Sven und Sven war ein Konkurrent. Vielleicht trägt er ihn auch mit sich herum, hat ihn in der Geldbörse. Wie auch immer, es gehört ziemlich viel Wut dazu, aus einem menschlichen Körper so etwas herauszureißen. Kommst du jetzt heim? Ich mach dir auch Rührei mit Bratkartoffeln.«
    »Oja, Papi.«
    Auf der Heimfahrt geriet ich in einen kleinen Stau vor Dreis. Der größte Bauer der Gegend trieb seine Rinder über die Straße zu einer anderen Weide.
    Gab es einen Trick, mit dessen Hilfe Fiedler zu überrumpeln war? Gab es eine Falle? Konnten wir, zum Beispiel, jemanden als so gefährlich für ihn hinstellen, dass er angreifen und sich verraten würde?
    Ich rief Matthias in Wittlich an, weil ich wissen wollte, wie Fiedler einzuschätzen war.
    Matthias war nicht da, aber seine Frau Gerlinde, von gleicher Profession, sagte gut gelaunt: »Na, wie ist es so? Matthias treibt sich auf Hiddensee herum, er spannt mal aus.«
    »Das sei ihm von Herzen gegönnt. Ich habe ein Problem. Du hast doch sicher auch die Sache mit den beiden toten Jugendlichen verfolgt. Nun gibt es Hinweise, dass ein Oberstudienrat der Täter ist. Die Frau, die er tötete, war wohl seine Obsession und stürzte ihn in eine Art Lebenskrise. Was geschieht, wenn ein solcher Täter plötzlich begreift, dass ein Zeuge ihm gefährlich werden kann.«
    »Du willst wissen, ob er diesen Zeugen angreifen und vielleicht sogar ebenfalls töten wird?«
    »Genau das.«
    »Rezepte der Beurteilung gibt es nicht. Aus dem Bauch heraus würde ich sagen, dass ihr zunächst entscheiden müsst, ob dieser Mann zu einem Mord fähig ist. Das bedeutet: Hat er in einer extremen Notlage gehandelt und bleibt die Tötung für ihn der absolute Sonderfall? Oder ist er jemand, der bei Gefahr immer wieder zu Gewalt greifen würde? Ist er in irgendeiner Weise vorbestraft?«
    »Soweit wir wissen, nicht.«
    »Das Umfeld ist bürgerlich, nehme ich an.«
    »Ja, gutbürgerlich, der Mann ist Beamter.«
    »War er in einer Stimmung der Verzweiflung?«
    »Das kann ich nicht beurteilen, aber sehr wahrscheinlich war es so.«
    »Das heißt, er ist zwischen großer Liebe und äußerstem Hass hin- und hergeworfen worden?«
    »So stellen wir uns das vor.«
    »Hat er Familie?«
    »Ja, Frau und zwei Töchter.«
    »Kennst du die Frau? Wie ist sie?«
    »Eine schmale, nervöse Figur, sicherlich gebildet, auf die eine oder andere Weise die klassische Hausfrau, die im Grunde alles sein möchte, nur eben nicht Hausfrau.«
    »Hast du den Eindruck, dass sie etwas weiß oder ahnt?«
    »Das kann ich nicht beantworten.«
    »Ist der Mann ein beliebter Lehrer?«
    »Nach unseren Erkenntnissen, ja.«
    »Würdest du sagen, er hat diese junge Frau getötet, um sich von irgendeinem Zwang zu befreien?«
    »Ja.«
    »Dann müssen wir davon ausgehen, dass die Tat persönlichkeitsfremd ist. Das heißt, er war in einer Extremsituation und hat bei
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