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Eifel-Müll

Eifel-Müll

Titel: Eifel-Müll
Autoren: Jacques Berndorf
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zurück. Auf der Bank davor hockte nun der Alte und sah uns finster an, sprach kein Wort und paffte aus einer billigen Pfeife.
    »Detlev Fiedler also«, sagte ich.
    Rodenstock schwieg, während er den Wagen aus dem Dorf lenkte. Dann stoppte er am Straßenrand.
    »Ja, Detlev Fiedler. Aber wir haben nichts gegen ihn in der Hand. Plötzlich ist der ganze Fall sehr logisch, nicht wahr? Aber kein Staatsanwalt wird ihn bei dieser Beweislage festnehmen lassen, kein Richter einen Haftbefehl ausstellen. Wer glaubt diesem kaputten Menschen namens Martin? Jeder Strafverteidiger haut Fiedler in zehn Minuten raus. Selbst wenn er zugibt, dass er bei der Hütte war und den Spanner machte, ist das kein Grund, ihn wegen Mordes anzuklagen. Dass er irgendwann bei der Hütte war, versetzt uns nicht in die Lage zu beweisen, dass er am Tattag am Waldrand gewesen ist oder zumindest dort, wo auch Natalie war. Es ist eine beschissene Situation, Baumeister! Wir können jetzt viele Dinge klären und erklären, aber beweisen können wir gar nichts.«
    »Noch eine Menge Arbeit.«
    »Ja.« Rodenstock startete wieder und fuhr los. »Und wir müssen uns so vorsichtig heranpirschen, dass er nichts merkt. Das wird schwer sein, sehr schwer. Sag mal, Baumeister, hast du mit so etwas gerechnet?«
    »Ich habe mittlerweile erwartet, dass wir in dem Recherchestau stecken bleiben und den Killer überhaupt nicht finden. Zu viele Verdächtige. Was sagt denn Kischkewitz?«
    »Er kommt heute Nacht noch rüber nach Brück. Er hat panische Angst, dass etwas durchsickert. Wenn nämlich etwas durchsickert, muss er zu früh und ohne zwingende Beweise losschlagen und Fiedler festnehmen.«
    »Glaubst du, dass so ein Mann wie Detlev Fiedler noch einmal zuschlagen wird? Nehmen wir an, Fiedler bekommt etwas mit. Nach der Logik der Sache müsste er erneut töten, und zwar den Martin aus Mannebach. Eventuell sogar auch noch Tina Colin. Denn wenn wir die erst einmal auf die Spur setzen, wird passieren, was immer passiert: Sie erinnert sich plötzlich in die richtige Richtung ... Du kennst das.«
    »Ich weiß nicht, ob solche Täter zur eigenen Absicherung ein zweites Mal töten.« Rodenstock schnaufte. »Eigentlich müssten wir erleichtert sein, aber ich bin nur verkrampft und angespannt.«
    Als wir bei mir zu Hause ankamen, ging es auf Mitternacht zu, die Frauen saßen im Wohnzimmer und schauten irgendetwas im Fernsehen an; einer der neudeutschen Jungmänner, die sich Komiker nennen, zählte seine Gesichtsmuskeln durch.
    »Seid ihr verprügelt worden?«, wollte Emma wissen.
    »Nein«, sagte Rodenstock. »Wir haben nur erfahren, wer Natalie getötet hat. Jedenfalls mit großer Wahrscheinlichkeit.«
    »Und wer, bitte?«, fragte sie weiter.
    »Der Oberstudienrat Detlev Fiedler.«
    Vera drückte auf den Aus-Knopf, Emma richtete sich aus ihrer halb liegenden Position auf. Sie sagten beide nichts und ihre Augen wurden trüb und leer.
    Schließlich murmelte Vera: »Scheißbeweislage!«
    »Richtig«, nickte ich. »Kann ich trotzdem etwas zu essen haben?«
    »Ich haue dir ein paar Eier in die Pfanne«, murmelte Vera. »Obwohl – kannst du das nicht selbst machen?«
    »Doch, doch«, antwortete ich eilig, unternahm aber nichts, denn Rodenstock erzählte von unserem Erlebnis und ich wollte nicht versäumen, die Sache durch seine Brille zu sehen.
    Er schloss: »Es gibt Aussagen, dass Natalie erwähnt hat, sie fühle sich verfolgt. Wir wissen, dass Fiedler mit ihr schlafen wollte, dass sie ihn aber nicht an sich heranließ. Im Gegenteil, sie sagte ihm, sie sei für ihn nicht zu kaufen. Wir wissen weiter, dass Fiedler in mindestens einem Fall als Spanner auftrat. Dafür gibt es einen Zeugen. Gut, der Zeuge ist wackelig, aber immerhin. Das ist alles, was wir haben.«
    »Wir müssen mit Blick auf Fiedler den Tattag rekonstruieren«, murmelte Emma. »Das erinnert mich an einen Fall in Amsterdam. Kindestötung mit anschließender Vergewaltigung. Der Onkel des Kindes rannte verzweifelt zur Polizei und meldete den Vorfall. Wir brauchten drei Wochen, um zu begreifen, dass dieser Onkel es selbst war. Machst du dir Vorwürfe, mein Lieber, dass du nicht eher darauf gekommen bist?«
    »Nein«, erwiderte Rodenstock freundlich und gelassen. »Bei so vielen möglichen Verdächtigen ... Und dann war da noch die Episode mit meiner Lebensgefährtin. Kennst du meine Lebensgefährtin?« Er grinste.
    Die Nacht hatte Einzug gehalten. Cisco lag in einer Ecke des Wohnzimmers und schlief. Meine Kater dösten
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