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Eifel-Müll

Eifel-Müll

Titel: Eifel-Müll
Autoren: Jacques Berndorf
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Jagdhütte stand?«
    Er blinzelte. »So was habe ich nicht entdeckt. War da ein LKW?«
    »Da war ein LKW«, bestätigte ich. »Der hat die blauen Fässer abgeladen.«
    Er schürzte die Lippen und rülpste wieder. »Den habe ich nicht gesehen. Ehrenwort.«
    »Hast du eine Waffe, Martin?«, fragte ich.
    »Nein, wozu? Ach so, du meinst, ob ich sie erschossen habe? Nein. Du traust mir ja mal wieder eine Schweinerei zu!« Er wurde eindeutig böse.
    »Keine Feindschaft!«, warnte Rodenstock.
    »Ist gut, alter Mann, ist ja gut«, hob Martin erneut beide Hände.
    Rodenstocks Ton war so seidenweich, dass ich wusste, er war stinksauer. »Martin, wissen Sie, wir haben erfahren, dass Sie des Öfteren durch das Fenster der Jagdhütte geschaut haben. Zum Beispiel haben Sie eine Gruppe junger Männer mit Natalie zusammen gesehen, genau gesagt vier junge Männer. Und Sie haben auch einen Polen gesehen, der Ladislaw Bronski heißt. Der hat mit Natalie geschlafen, nicht wahr? Wahrscheinlich haben Sie hier und da noch andere Männer mit Natalie in der Hütte gesehen, wahrscheinlich ebenfalls in intimen Situationen. Ich würde Ihnen dringend raten, uns mitzuteilen, was Sie alles gesehen haben. Sie sind erkannt worden, Martin.« Rodenstocks Stimme klirrte plötzlich. »Es macht keinen Sinn, zu behaupten, Sie seien kein Spanner – Sie sind einer!«
    Jetzt machte Martin etwas Dummes. Er stand auf und ließ sich vornüber über den Tisch hinweg auf Rodenstock fallen. Das war deshalb dumm, weil Rodenstock es so gewollt hatte. Er zog schnell beide Beine an und Martin fiel auf seine Knie, was ein dumpfes Geräusch erzeugte und Martin die Luft aus den Lungen presste.
    »So was Blödes!«, sagte Rodenstock ärgerlich. Dann schlug er mit beiden Händen zu und traf Martin im Genick.
    Einen Augenblick lang hatte ich panische Angst, Rodenstock hätte dem Mann das Genick gebrochen.
    Martin rutschte mit einem tiefen Seufzer auf die Tischplatte. Die gab nach und er begrub den Tisch unter sich.
    »So was Blödes!«, wiederholte Rodenstock.
    »Er hat gelernt, so zu reagieren«, erklärte ich weise. »Bisher hatte er Erfolg damit, jetzt nicht mehr. Alles geht mal zu Ende.«
    Wir warteten geduldig, ließen ihn auf den Trümmern seines Tisches liegen. Nach menschlichem Ermessen konnte er nicht lange ohnmächtig bleiben, denn die Bruchkanten des Tisches mussten ihm erheblich ins Fleisch stechen. Tatsächlich dauerte es nur etwa eine Minute, ehe sich Martin seufzend zur Rückkehr auf die Erde entschloss.
    »Es ist so«, stellte Rodenstock klar, »Sie haben jetzt die Chance, mit uns zu reden. Nach uns kommt nur noch die Mordkommission.«
    Martin schwieg, dann zog er seinen Körper ein wenig zusammen und suchte nach einer Position, in der er schmerzfrei liegen bleiben konnte. Schließlich drehte er sich auf den Bauch und sprach in die Beuge seines rechten Armes. Es klang hohl.
    »Ja, ich habe jede Menge Leute dort gesehen. Männer. Frauen nie. Natalie führte ein Lotterleben, sie war eine Hure, eine Hexe, eine Botschafterin des Teufels. Sie trieb es dauernd und mit jedem und manchmal wurde sie bezahlt. Nicht von allen, aber von den meisten.«
    »Gab es Männer, die öfter als andere da waren?«
    »Aber ja. Mehrere. Auch dieser Pole, dieser ... den sie Ladi nennen. Aber der bezahlte nie. Andere bezahlten. Oder wollten bezahlen. Jedenfalls war es einmal so, dass einer bezahlen wollte, aber trotzdem nicht durfte. Sie sagte, er könne sie am Arsch lecken, er würde niemals so viel Geld haben, um sie bezahlen zu können, niemals im Leben.«
    »Haben Sie den gekannt?«
    Martin schüttelte müde den Kopf. »Nein, damals kannte ich ihn nicht. Aber ich traf ihn wieder – bei der Jagdhütte. Er machte dasselbe wie ich. Er spinxte, er beobachtete die Hütte, er beobachtete Natalie. Als er mich bemerkte, türmte er.«
    »Wer war das?«, fragte Rodenstock nach einer Pause.
    »Das war der Oberstudienrat Detlev Fiedler. Fiedler, die Sau, der in den Medien seinen Senf ablassen darf über die tote Natalie und den toten Sven.«

ELFTES KAPITEL
    »Das reicht«, bestimmte Rodenstock liebenswürdig. Er stand auf und ging hinaus.
    Martin, auf den Trümmern seines Tisches, bewegte sich nicht, blieb einfach liegen.
    »Mach es gut«, sagte ich und folgte Rodenstock.
    Der stand draußen und telefonierte. Offensichtlich sprach er mit Kischkewitz, denn ich hörte noch: »Du solltest ihn dir vorknöpfen.« Dann sagte er zu mir: »Lass uns fahren.«
    Wir gingen den Weg um das Haus
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