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0171 - Hexenreigen

0171 - Hexenreigen

Titel: 0171 - Hexenreigen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Andy grinste im Zwielicht. »Oh, schaurig ist’s, übers Moor zu gehen«, deklamierte er mit Grabesstimme und weit ausgestreckten Armen, tippte sich demonstrativ mit dem Zeigefinger an die Stirn und trat bis dicht an den Moorsee heran. Das Wasser, das tagsüber tiefschwarz war und in das man nicht tiefer als fünf Zentimeter hineinzusehen vermochte, erstrahlte jetzt silbern wie auch der Nachthimmel. Es war hell, am mitternächtlichen Himmel stand der Vollmond. Dazwischen gab es am weit entfernt liegenden anderen Seeufer einen schmalen, etwas dunkleren Streifen. Dort setzte sich das Moor bis zum Horizont fort.
    Gregor sah auf das Wasser vor sich. Man hatte das Ufer mit mächtigen Holzpfählen befestigt. Direkt vor ihm mochte es gut anderthalb Meter in die Tiefe gehen.
    Er schrie auf, als ihn etwas von hinten packte und umklammerte!
    ***
    »Etwas kommt«, hauchte die Frau mit der goldenen Haut und dem lang fallenden schwarzen Haar. Sie hatte die Fingerspitzen an die Schläfen gepreßt und die Stirn gefaltet. Sie fühlte etwas. Etwas stimmte nicht. Von irgendwoher machte sich etwas bemerkbar, das sie nicht völlig erfassen konnte. Sie spürte nur die Existenz.
    Was konnte es sein? Und - auf welche Weise drang es ein?
    Ein Loch im Raum-Zeit-Gefüge!
    Der Panther stieß einen fauchenden Laut aus und erhob sich. Mit einem geschmeidigen Satz sprang er von seinem Lager und eilte auf die Frau mit der goldenen Haut zu. Sie sah in seine grünen Augen.
    »Du spürst es auch, Tavar?«
    Der Panther nickte! Ihre Hand glitt streichelnd über sein glänzendes schwarzes Fell. Er schnurrte zufrieden auf.
    Sein Raubtierrachen öffnete sich. »Du mußt aufpassen«, warnte er. »Gefahr droht. Das, was das Raum-Zeit-Gefüge geöffnet hat, ist böse.«
    »Da draußen ist eine Menge böse«, sagte sie. »Vielleicht bin ich deshalb hier…«
    Tavar sah sie aus seinen grünen Augen streng an. »Es wird auch noch andere Gründe haben«, sagte er.
    Wieder streichelte sie den Kopf des Panthers. Tavar schnurrte zufrieden.
    »Wenn ich nur erkennen könnte, was es ist«, sagte sie. »Aber es ist mir unmöglich…«
    »Du solltest es zu lokalisieren versuchen«, schlug Tavar vor. »Du besitzt doch die Fähigkeiten dazu!«
    »Ich besitze so vieles, wovon ich nichts weiß«, erwiderte sie, und für Augenblicke schien es, als sei sie unsagbar müde. »Warum weiß ich nichts?«
    Der schwarze Panther stellte sein Schnurren ein und präsentierte sein Prachtgebiß. »Vielleicht«, sagte er, »ist es gut, daß du nichts weißt. Jener, der dich hierher schickte, wußte bestimmt, warum. Vielleicht kennt er dich besser als du dich selbst…«
    Sie dachte an den hochgewachsenen Mann mit dem uralten und doch ewigkeitsjungen Gesicht, der sie in diese Welt entsandt hatte. Die Macht, über die er verfügte, schien kosmisch zu sein. Und doch brauchte er die Hilfe anderer.
    Sie erhob sich und trat an das Fenster. Ihr Blick ging hinaus. Draußen loderte der Energieschirm, und dahinter tobte das Böse. Das Böse in einer Form, wie sie schlimmer nicht sein konnte, weil es sich so teuflisch tarnte!
    Wenn sie sterben wollte, brauchte sie nur den Energieschirm zu entfernen. Den Rest würde das erledigen, was dort draußen nur auf eine Chance lauerte, einzudringen.
    Aber es durfte keine Chance bekommen. Denn die Zitadelle war die letzte Bastion des Guten in dieser Welt. Und sie war zur Wächterin bestimmt worden.
    Draußen lauerte der Tod in all seiner Pracht und Schönheit!
    ***
    »He! So schreckhaft?« fragte Monica, einer der beiden Zwillinge, spöttisch. Sanft zog sie Gregor vom Ufer des Moorsees zurück. Er drehte sich zwischen ihren Armen herum. »Ich werde dir gleich den Hintern versohlen, mein Schatz. Kleine Jungs so zu erschrecken…«
    »Na, so klein siehst du auch nicht aus«, erwiderte Monica und warf den Kopf zurück, daß das lange blonde Haar flog. »Dachtest du, Frankensteins Monster wäre aufgetaucht und wollte dich fressen?«
    »So ähnlich«, sagte er. Anka, der andere Zwilling Uschi und die anderen lachten auf. »Zugegeben«, sagte Andy plötzlich, »irgendwie ist hier so etwas wie ein Unheimlichkeits-Touch bei… Ein Moor bei Nacht…« Er wippte ein paarmal auf dem schwankenden Boden auf und nieder.
    »Unheimlich ist schön«, stellte Beatrix fest. »Das ist doch richtig herrlich hier! Dieser silberne See…«
    »Und die Kreuzottern…« murmelte Gregor und löste sich aus Monicas Umarmung.
    »Pah!« brummte Peter. »Bis jetzt ist noch keins von den
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