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Eifel-Liebe

Eifel-Liebe

Titel: Eifel-Liebe
Autoren: Jacques Berndorf
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das mache ich.«

    »Herzlich willkommen!«, sagte ich. »Das würde mich sehr freuen.«

    Wir zogen in die Küche um. Während Tante Anni am Herd hantierte, erzählte ich ihr die neuesten Entwicklungen.
    »Der Mord an der Anna Hennef bleibt ein Rätsel. Die Pechter, die Dame von der Caritas, zurzeit schwer belastet als Mitwisserin am Mord an Kinsi, hat ein mögliches Motiv: Sie verlor schrittweise den Einfluss auf Rainer Bliesheim an Anna Hennef. Pechter konnte noch vor dem ersten Verhör flüchten. Wir haben keine Ahnung, wo sie sich hingewandt haben könnte. Ihr Büro und ihr Haus sind unter Kontrolle. Wo würdest du als alte Kriminalistin suchen?«

    Die Pfanne war heiß, die Butter verlief, Tante Anni murmelte: »Also drei zur sofortigen Erhöhung des Cholesterinspiegels. Tja, wo würde ich suchen? Sie hat Zugang zu viel Geld – kennt sie einen Menschen, den sie bezahlen kann, damit er sie versteckt? Gibt es so einen Menschen? Oder von einer anderen Seite betrachtet: Die Frau hat sich mit der Arbeit für Bliesheim identifiziert, das war ihr Lebenszweck – hat sie begriffen, dass dieser Lebenszweck ab sofort entfällt? Hat sie das wirklich begriffen? Wenn ja, zu wem muss sie gehen, um möglicherweise Spuren, die sie selbst belasten, vernichten zu können? Gibt es einen solchen Fluchtpunkt? Anders gefragt: Gibt es unter den Überlebenden jemanden, dessen Aussage ihr gefährlich werden könnte. Rolli? Wohl kaum. Der Kaplan? Möglich. Aber der liegt bewacht im Krankenhaus, da kann sie schlecht hin. Wenn du genau hinsiehst, wer bleibt überhaupt noch? Gernot Meyer, der einfältige Bürokrat mit der Angst vor dem Leben? Ist der gefährlich für die Gundula Pechter? Er weiß sicherlich eine ganze Menge …«

    »Halt mir die Eier warm!«, rief ich unnötig laut.

    »He!«, schrie sie. »Wo willst du hin?«

    »Nachgucken!«, schrie ich, nahm die Schlüssel vom Haken und stürzte hinaus. Inzwischen regnete es Bindfäden, was in der Eifel eine auffrischende Feuchtigkeit genannt wird. Die Nacht war rabenschwarz, es war schon vier Uhr.

    Ich nahm den schnellsten Weg nach Daun, weiter ging es nach Manderscheid. In den Kurven schlitterte die Kiste ein wenig, aber das störte nicht weiter, denn ich war ganz allein unterwegs.
    Als ich Pantenburg erreichte, schaltete ich die Scheinwerfer aus und ließ den Wagen bei Standgas weiterrollen. Das Haus lag weiß und still im Regen, rechter Hand am Hang begann sich Nebel auszubreiten. Bei den Haufs war alles dunkel.

    Ich stieg aus, das kleine Törchen zum Vorgarten stand offen. Ich wählte den Weg links um das Haus herum. Ich wollte auf die Terrasse, weil ich dachte: Das Fenster ist zertrümmert, notfalls kann ich da reinsteigen.

    In Jules Wohnzimmer auf der Rückseite des Hauses brannte Licht. Jemand, wahrscheinlich der Papa, hatte vor das zertrümmerte Fenster eine halb durchsichtige Plastikplane gezogen. Das kaputte war nur eines von drei großen Fenstern. Aus meiner Sicht war das linke zerstört, das mittlere war die Terrassentür, das dritte war leicht geöffnet.

    Im rechten Bereich des Zimmers stand ein Esstisch. An dem saß Jule, ihr gegenüber Gundula Pechter. Ich fragte mich, wie sie hierher gekommen sein mochte. Wahrscheinlich mit einem Taxi, wahrscheinlich auf eine stinknormale, leicht erklärbare Fortbewegungsart. Sie unterhielten sich, aber ihre Stimmen waren so leise, dass ich kein Wort verstehen konnte. Das Licht war heruntergedimmt, zwischen den beiden Frauen stand eine Kerze.

    Ich wollte hören, was sie sagten, unter allen Umständen. Ich musste irgendwie an das offene Fenster herankommen.

    Im Moment stand ich noch hinter einer Reihe hochgeschossener Sonnenblumen. Davor war ein Rasenfleck von vielleicht drei Meter Durchmesser, dann kam ein schmales Beet mit Rosenstauden, dann die Terrasse.

    Jule und Gundula Pechter sprachen sehr ruhig miteinander, keine von ihnen wirkte erregt oder nervös.

    Die Fenster oberhalb von Jules Wohnung waren nachtschwarze Löcher, kein Zeichen von Leben. Der Regen faserte aus, würde dünner, wahrscheinlich würde der Nebel bald in die Mulde gedrückt, in der das Haus stand.

    Warum, zum Teufel, stand ich hier noch herum? Wieso tat ich nicht, was logisch war und hilfreich, warum rief ich nicht Kischkewitz an und ließ ihn hierher kommen? Ich machte zwei Schritte durch die Sonnenblumen und betrat den Rasen.
    Nun konnte ich nur noch Jule sehen, ihr Gesicht wirkte tödlich erschöpft und war bleich wie Mehl. Sie schien zehn Jahre
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