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Eifel-Liebe

Eifel-Liebe

Titel: Eifel-Liebe
Autoren: Jacques Berndorf
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oder?«

    »Völlig egal«, murmelte ich. »Was hat Klaus eigentlich für Bliesheim gearbeitet?«

    Sie hatte sich wieder in ihren Sessel gesetzt. »Er steuerte die gesamte Logistik, plante die einzelnen Kuriere, die Transporte, die Anlandungen der Drogen in Amsterdam, in Rotterdam, in Antwerpen und anderswo. Das meiste kam mit Schiffen. In solchen Dingen war Klaus richtig gut. Er traf die Kuriere nie persönlich, aber er steuerte sie. Es gab einen Mann, der den Kurierdienst organisiert hat. Den hat Klaus dann angerufen und gesagt: Der und der Kurier ist jetzt da und da einzusetzen. Also, damit nicht immer die gleichen Männer auftauchten. Klaus hatte auf dem Computer ein eigenes Programm geschrieben. Ich kann Ihnen die Diskette gebe n. Und dafür wurde er bezahlt. Gut bezahlt.«

    »Was heißt das, wie hoch war die Bezahlung?«

    »Zehntausend Euro im Monat, pauschal – für ein paar Stunden Arbeit am Schreibtisch und ein paar Telefonate.«

    »Und wer gab ihm seinen Lohn?«

    »Die Pechter natürlich. Alles Bare lief doch nur über die Pechter. Klaus wurde gut bezahlt. Wir konnten das Geld für Neuseeland ja auch gebrauchen. Anfangs schien das wirklich eine gute Möglichkeit zu sein, das Geld schnell zusammenzubekommen. Doch dann kamen mir Zweifel und ich dachte immer: Mein Gott, das wird noch mal böse enden.«

    »Und Sie besitzen eine Diskette mit allen wichtigen Daten?«

    »Ja, die habe ich.«

    »Sind Sie damit einverstanden, dass ich jetzt die Mordkommission rufe?«

    Mama hinter mir wurde schrill. »O nee!«

    Jule nickte: »Muss ja wohl sein. Wie sind Sie darauf gekommen, dass er, ich meine Klaus, das mit Kinsi gesehen hat?«

    »Das wusste ich nicht. Ich wusste nur, dass Ihr Nichtwissen nicht stimmen konnte. Es war ein Bluff.«

    »Gut gemacht!«, sagte sie in die aufgekommene Stille. Jule stand auf und ging zu der kleinen Schrankwand. Sie bückte sich und zog die rechte Schublade heraus. »So viel Geld!«, murmelte sie. »Und er kriegte den Hals nicht voll. Er kriegte von nichts die Schnauze voll. Immer mehr, mehr, mehr.« Sie nahm die Schublade aus ihrer Führung, betrachtete mit totenblassem Gesicht den Inhalt und schmetterte die Lade dann mit einer eleganten Bewegung durch das große Fenster. Der Krach war mörderisch.
    Ruhig drehte Jule sich um und setzte sich wieder in diesen Sessel, in dem sie wohl seit einer Woche hockte, unfähig, zu handeln.

    Ich ging hinaus in den kleinen Vorraum und rief von dort aus Kischkewitz an. Er war mal wieder schlecht gelaunt.

    »Was ist jetzt schon wieder? Ich habe keine Zeit.«

    »Du solltest nach Pantenburg kommen. Mertes war Zeuge, wie Kinsi ermordet wurde. Anna Hennef schlug ihm eine Schaufel auf den Hinterkopf. Weil er sich noch rührte, hat Bliesheim ihm dann das Genick gebrochen. Gemeinsam mit der Pechter hat Bliesheim die Leiche in Kinsis Auto weggeschafft. Jule ist jetzt bereit zu reden.«

    »Bleibst du, bis wir da sind?«

    »Ja sicher.«

    Ich ging zurück in das Wohnzimmer. Die Mama lag auf den Knien und sammelte Geldscheine auf. Draußen vor dem zersplitterten Fenster stand ein Mann mit silbernen Haaren und hielt Jule im Arm. Jule weinte.

    »Es ist so schrecklich«, schluchzte Mama auf dem Boden.

    Ich trat durch die Terrassentür und stellte mich vor. »Sie sind vermutlich Jules Vater. Jule, Entschuldigung, eine Sache noch: Haben Sie auch eine Ahnung, wer Anna Hennef erschossen haben könnte?«

    »Nein, das weiß ich nicht. Das ist alles so sinnlos … Ich habe mal gedacht, ob vielleicht Rolli am Ende doch noch die Nerven verloren und seine Frau erschossen hat. Der hat doch bestimmt mitbekommen, dass Bliesheim neuerdings auch plante, die beiden Kinder zu adoptieren.«

    »Was wollte Bliesheim?« Mir blieb die Luft weg.

    »Er wollte die Kinder von Anna adoptieren.«

    »Von wem wissen Sie das?«

    »Von Bliesheim selbst. Er meinte: Rolli kann man schließlich kaufen.«

    Ich war verwirrt. Rolli hatte an dem Morgen, an dem die tote Anna gefunden worden war, gesagt, er sei bei einer alten Schulfreundin in Koblenz gewesen. War das eigentlich gecheckt worden, hatte jemand verifiziert, ob das stimmte?

    »Also, ich denke, nun ist gut«, sagte Jules Vater und sah mich dabei an. Er hatte ein offenes, kreuzehrliches Handwerkergesicht.

    Ich nickte und wandte mich ab.
    Der Abend zog auf, das Licht des Tages wurde blau. Im Garten stand eine dick gepolsterte Liege. Darauf setzte ich mich, schmauchte vor mich hin und wartete auf die Kripoleute.
    Kinsi war
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