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Eifel-Liebe

Eifel-Liebe

Titel: Eifel-Liebe
Autoren: Jacques Berndorf
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klären. Klaus hat sich in den Wagen gesetzt und ist abgehauen. Aber weil er unbedingt wissen wollte, was da ablief, hat er die Karre irgendwo abgestellt und ist zurückgelaufen bis zu einer Stelle, von der aus er die Hütte sehen konnte. Doch inzwischen hatten sich die drei in die Hütte begeben. Klaus hat so nichts sehen und nichts hören können, bis nach ein oder zwei Stunden Kinsi herausgelaufen ist und geschrien hat: Dann laufe ich eben zu Fuß nach Hause! Als er ein paar Schritte von der Hütte entfernt war, stürzte Anna aus der Hütte, mit einer großen Schaufel in der Hand. Und sie hat sie hoch über sich gehalten und von hinten mit voller Gewalt auf Kinsis Kopf knallen lassen. Kinsi fiel um. Klaus hat durch sein Jagdglas Kinsi im Auge behalten und gesehen, dass der sich nicht mehr rührte. Dann kam Bliesheim aus der Hütte. In dem Moment fing Kinsi an sich zu bewegen und sich halb aufzurichten. Doch er brach wieder zusammen. Er probierte noch einmal hochzukommen. Anna und Bliesheim standen wohl da wie festgefroren. Plötzlich ging Bliesheim zu Kinsi und kniete neben ihm nieder, während der versuchte, auf die Beine zu kommen, und … und … Dann hat Klaus gesehen, wie Bliesheim die Hände um Kinsis Hals legte und seinen Kopf mit aller Gewalt an den Haaren zurückzog … Anschließend drehte Bliesheim sich um und prügelte Anna in die Hütte zurück. Dann war es wohl wieder lange ruhig, sagte Klaus. Kinsi lag regungslos in der Sonne. Nach vier Stunden tauchte die Pechter mit einem kleinen Baustellenfahrzeug von Bliesheim auf und ging in die Hütte. Sie blieb ungefähr eine Stunde in der Hütte. Dann kam sie wieder raus und legte eine Decke über Kinsi, setzte sich ins Auto und fuhr weg. Klaus hat mir gesagt: Ich bin dageblieben, die ganze Nacht, ich wollte wissen, was sie mit Kinsi machen. Als es schon wieder hell war, erschien die Pechter wieder, mit Kinsis kleinem Opel. Sie ließ den unten an der Verzweigung stehen, weil man die letzte Steigung mit dem Ding nicht fahren kann, und lief das letzte Stück zu Fuß zur Hütte. Pechter und Bliesheim haben dann Kinsi mithilfe einer Decke zum Opel geschleppt. Anna blieb allein in der Hütte zurück und Klaus meinte, dass er sie am liebsten gefragt hätte, was da abgelaufen war. Aber dann war ihm das doch zu riskant. Er hat sich aus dem Staub gemacht, in Deudesfeld in der Kneipe ein paar Bier getrunken, das machte er sonntags öfter, und ist dann zu mir gekommen.«

    »Das ist ja furchtbar«, schluchzte Mama. »Warum hast das alles für dich behalten, Kind?«

    Zum ersten Mal ging Jule ernsthaft auf eine Bemerkung ihrer Mutter ein und antwortete sachlich: »Ich musste mich schützen, ich wollte mit niemandem darüber sprechen. Nicht mit dir, nicht mit Papa. Ich habe nur noch einen Gedanken gehabt: Ich muss weg hier. Und mir war klar: Aber nicht mit Klaus!«

    »Doch die Geschichte ist noch nicht zu Ende, nicht wahr?« Die Pfeife war wieder erloschen, ich hatte nicht daran gezogen.

    »Ja, es ging weiter. Drei Tage später kam Klaus zu mir und sagte: Wir können mit einem einzigen Happen unsere Zukunft finanzieren. Ich fragte: Wie, was hast du vor? Und er antwortete: Ich lasse Bliesheim bluten. Ich habe gesehen, was er mit Kinsi angestellt hat. Er muss bluten …«

    »Das Geld in der Schublade«, sagte ich erregt. »Das war von Bliesheim für das Schweigen von Klaus?«

    »Ja.« Endlich verlor Jule die Fassung, sie begann auf eine schreckliche Weise zu weinen. »Er ist zu Bliesheim gegangen und hat gesagt: Ich habe alles gesehen! Ich will Geld, hunderttausend Euro! Und er hat sie gekriegt, er hat sie anstandslos gekriegt. Klaus war ganz glücklich, weil er glaubte, gesiegt zu haben. Und ich sagte noch: Ich will mit dem schmutzigen Zeug nichts zu tun haben! Bring es ihm zurück! Aber er war so siegessicher.« Sie schnaubte verächtlich. »Er hat überhaupt nicht kapiert, dass es Bliesheim nicht ums Geld ging. Ums Geld ging es dem schon lange nicht mehr. Er konnte nicht dulden, dass so ein blödes, geldgieriges Schwein wie Kläuschen ihn einfach ausnahm wie eine Weihnachtsgans. Das war es. Daher war ich nicht erstaunt, als die Polizei hier auftauchte und sagte, Klaus sei erschossen worden. Das musste ja so kommen! Mein Gott, wo soll ich nur hin?«

    »Hier bleiben«, sagte ich. »Wie ist Kinsi in diese Halle geschafft worden, wo man ihn fand?«

    »Das weiß ich nicht. Das wusste Klaus auch nicht. Jedenfalls behauptete er das. Aber das ist ja wohl auch egal,
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