Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Blues

Eifel-Blues

Titel: Eifel-Blues
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
oder so ähnlich ...«
    »Hohbach«, sagte ich. »Acht Kilometer von hier. Aber da war kein Doppelmord, das wüßte ich. Ich war gestern abend in der Kneipe.«
    »Nun warten Sie's doch ab«, sagte er freundlich. »Aus der Unterhaltung der Männer ging hervor, daß ein Bundeswehrleutnant in einem Jeep gefunden wurde. Er saß hinter dem Steuer. Und neben ihm saß eine Frau, eine junge, hübsche Frau. Und beide saßen so, als würden sie sich unterhalten. Sehr friedlich, verstehen Sie? Aber beide sind erschossen worden. Von hinten in die Köpfe ...«
    »Das gibt es nicht«, sagte ich.
    »Doch«, sagte er, »ein alter Bauer hat sie angeblich gefunden.«
    »Das ist unvorstellbar«, sagte ich. »Sehen Sie, die Eifel ist zwar sehr schön, aber sie ist auch ein karges Land, ohne jeden Rummel. Und wenn hier so etwas passiert, reden die Leute, weil es nicht viel Abwechslung gibt. Hier wird schon geredet, wenn der Reißverschluß meiner Hose defekt ist.«
    »Ja, ja«, sagte er ganz glücklich, »das dachte ich auch. Ich habe meinen Schlaf geopfert, ich habe sämtliche Dienste nachgelesen. DPA, UPI, Reuter und so weiter und so fort. Nichts von einem Doppelmord, überhaupt nichts.«
    »Wie ging denn das weiter, haben die Männer irgendwelche Namen genannt?«
    »Nicht die Spur. Das einzige, was ich mitgekriegt habe, ist die Tatsache, daß das vor etwa vierzehn Tagen passiert sein muß. Und zwar an einem Sonntagabend oder in der Nacht vom Sonntag auf Montag. Einer der beiden Männer in der Kantine sagte, er habe kaum Hoffnung auf eine schnelle Klärung, weil, und an diesem Punkt kann ich wörtlich zitieren, >dieser DDR-Fatzke mit seiner Karre spurlos verschwand.< Baumeister, ich betone, daß ich nicht weiß, was das heißt. Eingesetzt sind der Militärische Abschirmdienst und der Verfassungsschutz und der BND. Ja, und noch ein Bonbon. Die Kripo ist aus dem Fall hinausgeschmissen worden, obwohl die Frau angeblich nicht bei der Bundeswehr war, also Zivilistin. Egal, wie lange Sie an dieser Geschichte sitzen, ich zahle alle Spesen. Kohler hat Ihnen gesagt, was Sie verdienen? Also los, das will ich im Blatt haben, egal, wie lange das dauert.«
    »Erinnern Sie sich an andere Einzelheiten des Gespräches? Hatte dieser Leutnant etwas mit dieser Frau zu tun? War es seine Frau?«
    »Nein, nein. Einer der beiden Männer erwähnte, sie hätten mit der Frau unendlich Schwein gehabt, weil niemand sich für sie interessiert – außer mit ihr zu bumsen, als sie noch lebte.«
    »Das kann aber eine Menge Interesse bedeuten«, sagte ich. »Und noch etwas: Schicken Sie mir bitte die ersten achttausend telegrafisch. Ich will sehen, wofür ich arbeite.«
    »Gut«, sagte er. »Und schicken Sie mir die Recherchenergebnisse an meine Privatadresse. Niemand weiß von der Sache, und so sollte es bleiben.«
    Ich nahm Krümel und sagte begeistert: »Ich kaufe dir drei Tonnen Whiskas vom Feinsten.« Sie hing mit geschlossenen Augen wie ein nasser Lappen in meinen Händen. Manchmal nutzt sie mich schamlos aus.
    Alfreds Trecker mit dem Heuanhänger stand vor Manni Kappes Wirtschaft und tuckerte vor sich hin. Das hieß, daß Alfred bestenfalls drei bis sechs Bier trinken würde. Ich sagte Krümel, sie solle im Wagen bleiben, und ging hinein. Manni stand hinter dem Tresen, und vor ihm stand Alfred und trank sein Bier.
    »Morgen. Ich hätte gern Kaffee«, sagte ich.
    Manni verzog den Mund und ging in die Küche.
    »Hör mal, da ist ein Munitionsdepot in Hohbach. Weißt du, was da gelagert wird?«
    »Ganz normale Munition«, sagte Alfred. »Aber die Leute sagen auch, da gibt es unterirdische Tanks für Gas. Andere sagen, daß sie da diese Rucksack-Atombomben haben. Aber die Leute reden viel. Auf jeden Fall ist das die Säuferkompanie.«
    »Was heißt das?«
    »Na ja. Ein Depot am Arsch der Welt. Die Männer langweilen sich zu Tode. Ich habe da mal mitten in der Woche Holz hingefahren. Die waren alle besoffen. Das ist doch ein Scheißjob ist das.«
    »Und was weißt du sonst noch?«
    Er grinste. »Nix, ich weiß nie was. Aber ehrlich, du weißt doch selbst, daß wir hier jede Menge Depots haben. An jedem dicken Baum.«
    »Na schön«, sagte ich. »Sag Manni, er soll meinen Kaffee trinken. Ich bezahle heute abend.«
    Als ich raus kam, zogen zwei F-15 von den Amerikanern in Bitburg in ungefähr siebzig Metern Höhe über das Dorf und gingen parallel in eine Kampfkurve. Es kreischte.
    »Idioten!« schrie ich. Krümel war vom Sitz gesprungen und daruntergekrochen. »Reg
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher