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Echos

Echos

Titel: Echos
Autoren: NINA KIRIKI HOFFMAN KRISTINE KATHRYN RUSCH DEAN WESLEY SMITH
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Trümmerwolke im zentralen Projektionsfeld schwoll
    allmählich an. Janeway fühlte sich von ihr beunruhigt, ein emotionaler Eindruck, der nichts mit den bisher ermittelten wissenschaftlichen Daten zu tun hatte. Irgendein Aspekt der Wolke bescherte ihr eine Gänsehaut.
    Mit einem Ruck stand Janeway auf und ging zur
    Kommunikationsstation.
    »Fähnrich Kim, was ist mit der spektrometrischen Analyse der Trümmerwolke?«, fragte sie. Während der letzten
    Subraumwelle hatten sie sich noch außerhalb der
    Sensorreichweite befunden.
    »Captain«, begann Kim, »ich…« Er sprach nicht weiter.
    Janeway musterte ihn. Der junge Mann war blass und
    Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn. Die Wangen bekamen einen grünlichen Schimmer und Kims Hände schlossen sich krampfhaft fest um den Rand der Konsole. Er erweckte den Eindruck, als müsse er gegen jähe Übelkeit ankämpfen.
    »Fähnrich?«, fragte Janeway.
    Er schien sie gar nicht zu hören.
    »Was ist los, Fähnrich?« Sie sprach jetzt im Befehlston, um ihn in die Gegenwart zurückzuholen.
    »Die Masse… jene Kugel…«, brachte er hervor, schluckte
    und schloss die Augen. Er schwankte, blieb jedoch auf den Beinen.
    »Immer mit der Ruhe, Harry«, sagte Paris. »Was haben Sie entdeckt?«
    Damit verstieß Paris zwar gegen das übliche Protokoll, aber Janeway rief ihn nicht zur Ordnung. Es ging jetzt vor allem darum, eine Antwort von Kim zu bekommen. Unter den
    gegenwärtigen Umständen konnte Paris als persönlicher
    Freund des Fähnrichs vielleicht mehr ausrichten als Janeway.
    Doch es schien Kim regelrecht die Sprache verschlagen zu haben. Was auch immer er herausgefunden hatte: Es
    erschütterte ihn so sehr, dass er keinen Ton hervorbrachte.
    Janeway kehrte zum Kommandosessel zurück, setzte sich,
    zog die wissenschaftliche Konsole heran und gab die
    Koordinaten ein. »Tuvok«, sagte sie, »ich möchte wissen, was es mit den neuesten Daten auf sich hat. Und jemand soll sich um Fähnrich Kim kümmern.«
    »Captain.« Tuvoks Stimme klang anders als sonst, fast
    erstickt.
    »Captain«, wiederholte der Vulkanier und es schien ihm sehr schwer zu fallen, sich unter Kontrolle zu halten, »die
    kugelförmige Masse besteht aus organischem Material.«
    »Aus organischem Material? Handelt es sich um einen
    lebenden Organismus?«
    »Nein, Captain«, erwiderte Tuvok. »Die vermeintliche
    Trümmerwolke setzt sich aus über dreihundert Milliarden Humanoiden zusammen. Und sie sind alle tot.«
    »Dreihundert Milliarden?«, hauchte Janeway fassungslos und versuchte zu verstehen, was Tuvok ihr gerade mitgeteilt hatte.
    Dreihundert Milliarden. Janeways Vorstellungskraft versagte bei dieser großen Zahl. Erneut sah sie zum Hauptschirm, der nach wie vor die dunkle, planetengroße Masse zeigte.
    Milliarden von Leichen.
    Sie schwebten im kalten, leeren All, zu einer Kugel
    angeordnet.
    Nein. Unmöglich. Es musste eine Halluzination sein.
    Sie blickte auf die Anzeigen ihrer wissenschaftlichen
    Konsole. Die von den Displays angezeigten Daten waren
    eindeutig.
    Ihre Finger zitterten.
    Nach einigen Sekunden hob Janeway den Kopf und sah zu
    den Brückenoffizieren, während es ihr noch immer schwer fiel, die vom Hauptschirm präsentierte Realität zu akzeptieren.
    Paris hatte die Augen geschlossen.
    Chakotay starrte kühl zum Hauptschirm.
    Tränen rannen über Parvonehs Wangen.
    Kim fasste sich allmählich wieder. Er war noch immer blass und schien auch weiterhin an Übelkeit zu leiden, aber der wache Glanz kehrte in seine dunklen Augen zurück. In der Miene des jungen Fähnrichs zeigten sich jetzt Verstehen und unsäglicher Kummer.
    »Es tut mir leid, Captain«, sagte Kim mit zittriger Stimme.
    Janeway fragte sich, ob er bedauerte, ihr zuvor keine Antwort gegeben zu haben. Aber vielleicht bezogen sich seine Worte auch auf die Tragödie der vielen Leichen im All.
    Eins stand fest: Niemand von ihnen war jemals in diesem Ausmaß mit dem Tod konfrontiert worden.
    »Sind Sie in der Lage, die Arbeit fortzusetzen, Fähnrich?«
    Janeway achtete auch weiterhin darauf, ihre eigenen
    Emotionen fest im Griff zu behalten, um nicht ebenso zu reagieren wie Kim. So etwas durfte auf keinen Fall passieren.
    Es hätte bedeutet, dass sie nicht nur die Kontrolle über sich selbst verlor, sondern auch über das Schiff.
    Vielleicht drohte der Voyager Gefahr. Es galt herauszufinden, wem oder was die vielen Humanoiden im All zum Opfer
    gefallen waren.
    »Fühlen Sie sich diensttauglich, Fähnrich Kim?«, fragte Janeway
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