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Echos

Echos

Titel: Echos
Autoren: NINA KIRIKI HOFFMAN KRISTINE KATHRYN RUSCH DEAN WESLEY SMITH
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Tages
    vorbereiteten.
    Eine Frau stand neben einem Dachaviarium, fütterte ihre Kuriervögel und fragte sich, wer heute ihre Dienste in
    Anspruch nehmen würde, um geliebten Personen Grüße zu
    übermitteln. Sie hob den Kopf, schnupperte in der
    erfrischenden Brise und roch: Würzrindentee, der nun überall in der Stadt gekocht wurde; den verlockenden Duft einer Blume, bestimmt für einen Bestäuber in einer nahen Grünzone; den schwachen Geruch verfaulender Lebensmittelreste von einem Müllsammler, der unten seine Runde beendete. Hinzu kam das vage Aroma von Regen und Veränderung.
    Ein junger Mann, der die ganze Nacht gelernt hatte,
    schlenderte zur Grünzone neben den Universitätsgebäuden und wich den Reinigungsmaschinen aus. Mit Hilfe seines
    Handheld-Computers arbeitete er an einem technischen
    Problem und versuchte herauszufinden, wo ihm in den
    Berechnungen ein Fehler unterlaufen war. Doch die Zahlen wollten ihm einfach nicht gehorchen.
    In einer anderen separaten Grünzone saß eine alte Frau im Gras, schloss die Hände um ein warmes Teeglas und
    beobachtete, wie die nahen Blumen ihre bunten Blütenkelche öffneten.
    In Tausenden von Familienkomplexen erwachten Kinder in
    ihren Schlafnestern und zogen sich an, bereit für die
    Morgenmahlzeit und den Weg zum nächsten
    Sozialisationszentrum.
    Farmaufseher und Wetterarbeiter gähnten, tranken
    Würzrindentee und packten alle notwendigen Dinge ein, bevor sie zu den Transportdepots gingen, um sich für die Arbeit dieses Tages aufs Land bringen zu lassen. Andere Personen machten sich ebenfalls auf den Weg dorthin, mit der Absicht, andere Städte oder Kontinente zu erreichen. Geschäftsleute und Beamte, Köche und Lehrer, Stadtingenieure und
    Wissenschaftler – sie alle trafen Vorbereitungen für die Arbeit und empfingen dabei die neuesten Nachrichten.
    Plötzlich verdrängte grelles weißes Licht das Blau des
    Morgenhimmels. Es schimmerte, wurde mit jeder
    verstreichenden Sekunde heller. Die Leute auf den Wegen blieben stehen und starrten nach oben. Hier und dort in den Gebäuden wurde die Polarisation der Fenster verstärkt, um den Glanz zu filtern. Andere Bewohner warteten einfach und
    fragten sich, was draußen geschah.
    Der Technikstudent im Park sah von seinem Computer auf
    und blickte staunend gen Himmel.
    Die alte Frau hob ebenfalls den Kopf, als das weiße
    Schimmern den Blumen die Farbe nahm.
    Der Glanz gewann immer mehr an Intensität und verbannte alle Schatten, hüllte jedes Gebäude, jeden Baum und jeden Grashalm in blendendes Weiß, das Details fraß und Nuancen tilgte.
    Das Firmament knisterte und grollte. Von einem Augenblick zum anderen war alles wieder normal, und das Weiß löste sich auf.
    Es nahm alle Personen auf dem Planeten mit.
    Die Bevölkerung verschwand.
    Zurück blieben leere Städte.
    Lifte hielten in den Zieletagen an, doch niemand trat durch ihre Türen.
    Mahlzeiten bereiteten sich selbst zu und warteten in den Ausgabefächern von Autoherden, ohne dass ihnen jemand
    Beachtung schenkte.
    Wecker summten in Schlafnestern und niemand deaktivierte sie.
    Wasser rauschte in Duschen, ohne einen Körper zu berühren.
    Die Bilder automatischer Nachrichtensendungen erschienen auf Projektionsschirmen, die niemand mehr betrachtete. Live-Sendungen zeigten leere Schreibtische, leere Stühle, leere Studios.
    Reinigungs- und Wartungsmaschinen reagierten auf die
    Abwesenheit von Personen, indem sie ihre Ruhephase
    beendeten und wieder mit der Arbeit begannen.
    Auf dem Dach flogen Kuriervögel durch die offene Tür des Aviariums und segelten mit ausgebreiteten Schwingen hoch am Himmel. Ihre Nachrichtenkapseln waren leer, die
    Leitknoten inaktiv.
    Hier und dort lösten automatisierte Systeme einen Alarm aus, doch niemand hörte das Schrillen der Sirenen, die nach einer Weile verstummten.
    Die Stadt war still.
    Und leer.
    1
    Zeit: die siebenundachtzigste Verschiebung
    Ort: unser Universum
    Captain Kathryn Janeway sah vom Display des elektronischen Buches auf und blickte aus dem Fenster ihres
    Bereitschaftsraums ins All. Irgendetwas hatte sie aus der fiktiven Welt des frühen neunzehnten Jahrhunderts in die Realität des vierundzwanzigsten Jahrhunderts zurückgeholt.
    Inzwischen fand sie keinen Gefallen mehr daran, von
    düsteren Gouvernanten in abgelegenen Herrenhäusern zu
    lesen. Das Lesegerät enthielt den Text einer Sittenkomödie, die während des britischen Regency spielte, nach der terranischen Zeitrechnung im Jahr 1816. In ihrer Freizeit las
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