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E-Book statt Papierkonserve

E-Book statt Papierkonserve

Titel: E-Book statt Papierkonserve
Autoren: Marlies Michaelis
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helllichten Tag in ein Heiligtum eintritt und einen Raub ankündigt. Einige der Menschen, mit denen ich sprach, waren aber auch offen für die Neuerung und schauten, ob das neue Medium für sie geeignet ist.
    Insgesamt wurde mir klar, dass ein Abrücken vom herkömmlichen Buch viel mehr bedeutet, als nur ein Medium (das gedruckte Buch) durch ein anderes (das digitale Buch) zu ersetzen. Zahlreiche Gewohnheiten sind mit dem gedruckten Buch verknüpft, die wir mögen. Seine Haptik ist uns vertraut; es ist eingebunden in soziale Praktiken und institutionelle Verfahren. Darauf weisen auch die zahlreichen Aussagen hin, die ich im Laufe der Arbeit an diesem Buch gesammelt habe:
    „Wenn es nur noch E-Books gibt – was wird dann auf den Buchmessen ausgestellt?“
    „Wie kann ein Autor auf einer Lesung ein E-Book signieren?“
    „Wenn ich eine fremde Wohnung betrete und da sind dann keine Bücher mehr in den Regalen – das fände ich komisch.“
    „Ein Buch ist für Kinder sehr viel mehr als ein Stück Lese-Gut. Der Rückbezug auf Gesehenes und Überblättertes, das Wiedererkennen – aber auch das Motorische: All’ das kann ein E-Book nicht fördern. Die gelbe Ente auf Seite 12 immer wieder mit dem grünen Frosch auf Seite 7 miteinander in Beziehung zu setzen – beim E-Book undenkbar.“
    „In vielen älteren Büchern, die ich vor Jahren gelesen habe, sind noch Eintrittskarten und Zettel, die ich als Lesezeichen verwendet habe. Sie erinnern mich daran, in welcher Zeit ich das Buch gelesen habe.“
    „Viele meiner Bücher habe ich von meinem Großvater geerbt.“
    „Elektronische Bücher kann man nicht verschenken. Wenn ich ein Buch verschenke, dann muss das etwas zum Anfassen sein.“
    „Braucht man für E-Books noch Bibliotheken? Ich sitze aber gerne in der Stabi [gemeint ist die Berliner Staatsbibliothek, d. Red.], gehe an den Regalen vorbei, stöbere, lese mich fest.“
    „Was wird dann aus den Buchhandlungen?“
    Unser vertieftes Wissen und viele der großen Geschichten – vom Gilgamesch-Epos bis hin zu „Harry Potter“ – sind bis heute mit gedruckten Büchern verbunden. Wie wird es morgen sein? Werden auf den Buchmessen wie selbstverständlich E-Book-Reader, Bildschirme und andere Geräte stehen? Werden Bibliotheken und Archive mehr und mehr digitale Bücher enthalten? Wird das gedruckte Buch zunehmend aus unserem Kulturkreis verschwinden, nach zahlreichen Dankesreden verabschiedet?
    Ein völliges Verschwinden des gedruckten Buches halte ich für unwahrscheinlich. Dennoch drängt sich mir hier ein Wort aus dem medizinischen Gebrauch auf – das Ausschleichen. Wird ein Medikament nicht von einem Tag auf den anderen abgesetzt, sondern die Dosis allmählich – über einen längeren Zeitraum – verringert, um den Körper nicht durch einen zu großen Wechsel zu belasten, dann spricht man vom Ausschleichen. Vielleicht wird es auch im Falle des gedruckten Buches ein Ausschleichen geben: ein langsames Verringern der Dosis.

Quellen
    1 Einführung
    Joffe, Josef. Ewig lockt das Buch. Die Print-Zeitung wird vergehen, das Buch bleibt bestehen. In: Die Zeit. Nr. 6, 02.02.2012 .
    Singh, Anita. Jonathan Franzen: e-books are damaging society. In: The Telegraph, 29.01.2012 .
    3 Was ist ein E-Book?
    Barczok, Achim. Buch per Klick. E-Book-Angebot in Deutschland. In: c`t 24/2011, S. 92–93.
    Ders. FAQ E-Books. Antworten auf die häufigsten Fragen. In: c`t 7/2012, S. 171.
    Ders. Lesen wie gedruckt. Sechs E-Book-Reader ab 60 Euro im Test. In: c`t 24/2011, S. 84–91.
    Braun, Herbert. Traditionsbruch. Wie E-Books die Buchbranche und die Bücher verändern. In: c`t 24/2011, S. 94–96.
    Matting, Matthias. Kindle – das inoffizielle Handbuch. Anleitung, Tipps und Tricks. AO Edition, 7. Auflage 2011.
    4 Analog versus digital I
    Brommer, Eva; Gröger, Jens; Manhart, Andreas. PROSA. E-Book-Reader. Entwicklung der Vergabekriterien für ein klimaschutzbezogenes Umweltzeichen. Öko-Institut e. V., Freiburg i. Br., Juni 2011.
    Papier oder Bildschirm? Gespräch mit dem Mainzer Buchwissenschaftler Stefan Füssel. Quelle: swr.de, abgerufen am 21.04.2012.
    5 Bilder in der Höhle
    Azéma, Marc; Clottes, Jean. Les Félins de la grotte Chauvet. Seuil 2005.
    Bochens, Hervé; Drucker, Dorothée G.; Billiou, Daniel; Geneste, Jean-Michel; Van der Plicht, Johannes. Bears and humans in Chauvet Cave (Vallon-Pont-d ’ Arc, Ardèche, France): Insight from stable isotopes and radiocarbon dating of bone collagen. In: Journal of Human
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