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E-Book statt Papierkonserve

E-Book statt Papierkonserve

Titel: E-Book statt Papierkonserve
Autoren: Marlies Michaelis
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günstiger als die des herkömmlichen, da der Druck entfällt. Selbstverständlich bleiben die Kosten für Autoren, Marketing und den Zwischenhandel. Doch die etwas geringeren Herstellungskosten sind nur ein Aspekt, vielleicht noch nicht einmal der wichtigste. Dank der Gutenberg-Maschine können Geschichten und Wissen in Buchform so schnell und flexibel wie nie zuvor verbreitet werden. Ein Endgerät mit Internet-Anschluss reicht aus, um an jedem Ort der Welt das gewünschte Buch zu erhalten – theoretisch jedenfalls. In der Praxis können die Vertriebsmodelle der Online-Buchhandlungen diese flexible Gestaltung künstlich eindämmen. So berichtete beispielsweise ein Autor auf heise.de, wie er vergeblich versucht hatte, bei einem großen Internet-Buchhändler ganz spezielle Werke zu beziehen, die jeweils in unterschiedlichen Ländern erhältlich waren. Da er aber nur in einem Land einen Account haben durfte, konnte er die – digital vorliegenden und frei verkäuflichen – Werke nicht in Gänze beziehen. Trotz dieser Kinderkrankheiten bietet die Gutenberg-Maschine einen schnelleren und ortsunabhängigen Zugriff auf Bücher. Der Punkt geht also ganz eindeutig an das elektronische Buch.
    Zu den oben behandelten Aspekten kommt noch ein weiterer besonderer Vorteil des digitalen Buches hinzu: Damit ist es noch einfacher als zuvor, selbst Autor zu werden. Zwar kann praktisch schon seit Einführung des WWW jeder seine Texte online verbreiten. Doch dank des neuen Online-Buchhandels ist es nun seit ein paar Jahren auch möglich, seine Schriften in Buchform zu publizieren, ohne einen großen Verlag hinter sich zu haben und ohne sich mit den Abläufen des klassischen Buchhandels auseinandersetzen zu müssen. Bestes Beispiel dafür ist die US-Amerikanerin Amanda Hocking. Sie hatte jahrelang vergeblich versucht, einen Verlag für ihre Vampirromane zu finden. Schließlich publizierte die Altenpflegerin ihre Geschichten über das Autorentool und die Online-Buchhandlung von Amazon und wurde die erste Auflagenmillionärin ausschließlich mit E-Books.
    Natürlich hat diese Art und Weise des Publizierens auch Schattenseiten: Während bei Büchern, die in einem Verlag erscheinen, diese die Qualitätskontrolle übernehmen, ist das elektronische Publizieren über die Autorentools bisher an keine Kontrolle gebunden. Einzige Voraussetzung ist, dass die Person, welche die Datei hochlädt, auch über die entsprechenden Nutzungsrechte verfügt. Andererseits ist auch bei Print on Demand keine Qualitätskontrolle gegeben. Das mehr Menschen einfacher als zuvor Bücher publizieren können, ist insgesamt ein gesellschaftlicher Fortschritt. Denn so haben wir Zugang zu mehr Perspektiven. Außerdem können auf diese Weise auch mehr Bücher zu Spezialthemen veröffentlicht und vorrätig gehalten werden. In dieser Disziplin gewinnt also eindeutig das E-Book.
    Insgesamt ergibt das drei zu null für das E-Book; eine Disziplin geht momentan noch unentschieden aus. Das E-Book übernimmt alle wesentlichen Merkmale des herkömmlichen Buches und fügt in der neuen digitalen Medienform weitere Möglichkeiten hinzu. Es bedient in unserer Zeit des ständig anwachsenden und sich schnell wandelnden Wissens das Bedürfnis nach Informationen und den Bedarf an Geschichten wesentlich besser als das gedruckte Buch. Dem raschen Wandel vom gedruckten zum digitalen Buch stehen vor allem die Gewohnheiten der Nutzer und nostalgische Gefühle für die Papierkonserven entgegen. Und natürlich braucht es Zeit, die über Jahrhunderte entstandenen gedruckten Wissensschätze und Geschichten in das digitale Medium zu überführen. Den prinzipiellen Vorteilen des digitalen Buches – geringer Speicherbedarf, unmittelbare Bereitstellung, Offenheit des Textes, ortsunabhängige Verfügbarkeit, bessere Lesbarkeit und zeitnahe Aktualisierung – tut dies keinen Abbruch. Es dürfte daher nur noch ein paar Jahre dauern, bis sich das neue, das digitale Buch endgültig durchgesetzt hat.

13  Epilog: Skeptische Fragen
    Im Verlauf meiner Arbeit zum Thema E-Books habe ich mit vielen Menschen über die Wende weg vom gedruckten Buch, hin zum elektronischen Buch gesprochen – mit Frauen und Männern, jüngeren und älteren. Bei vielen überwog die Skepsis. Die meisten hatten noch nie einen E-Book-Reader oder ein Tablet in den Händen gehalten, wussten aber schon, dass ihnen das gedruckte Buch lieber ist. Und insgesamt war es kein emotionsloses Thema. Manchmal kam ich mir vor wie ein Dieb, der am
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