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Dystopia

Dystopia

Titel: Dystopia
Autoren: Patrick Lee
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geringer als von New York aus. Etwa dreitausend Meilen statt viertausend. Einen näher gelegenen Luftwaffenstützpunkt, der über zweisitzige F-15-Jets verfügte, gab es jedoch nicht.
    Travis und Garner hatten alles getan, um den Vorgang zu beschleunigen. Sie hatten eine Piper Cheyenne gechartert, das schnellste Flugzeug, das in Arica aufzutreiben war, um Travis nach Norden zu bringen und damit die Strecke der F-15 abzukürzen. Theoretisch hätte die Piper etwa sechshundert Meilen zurücklegen können, während der Kampfjet zweitausendvierhundert Meilen flog, wodurch der F-15 eine Rundreise von zwölfhundert Meilen erspart blieb und Travis etwa vierzig Minuten schneller in Manhattan hätte sein können als ursprünglich berechnet. Das war jedoch nicht durchführbar: Sechshundert Meilen nördlich von Arica befand sich der ausgedehnteste Urwald auf Erden und nirgendwo ein Flughafen weit und breit. Als einzige gangbare Möglichkeit hatte sich der Flughafen von Cusco in Peru angeboten, dreihundertfünfzig Meilen von Arica entfernt. Nach der Landung hatte Travis dort auf die F-15 gewartet – auf seinem Weg zu Paige und Bethany hatte er durch dieses Manöver vielleicht zwanzig Minuten gewonnen. Und es würde auf jede Sekunde ankommen, so viel war klar.
    Unterwegs hatte er mehr als genug Zeit gehabt, eine Reihe Berechnungen anzustellen. Travis hatte die blauen Leuchtpunkte im Auge behalten und gestoppt, in welchen Intervallen sie erloschen: nach jeweils genau achtundzwanzig Minuten und elf Sekunden. Nachdem er das festgestellt hatte, konnte er die genaue Zeit berechnen, die noch verblieb, ehe der Zylinder unbrauchbar wurde – sofern Finn mit seiner Vermutung recht hatte, wovon wohl leider auszugehen war. Über Funk hielt Travis an Bord des Kampfjets Kontakt zu Garner und seinem Bruder, die mit ihm das Manöver besprachen, das sie in aller Eile organisiert hatten: den Alarmstart, der sofort nach der Landung der F-15 am Flughafen La Guardia stattfinden würde.
    Theoretisch haute es hin. Es könnte zumindest hinhauen. Wenn alles glattlief. Besonders am Ende.
    Vor ihnen war New York nun deutlich zu sehen.
    Auf dem Zylinder verblieben noch genau sechs Minuten.
    Das war verdammt knapp. Travis merkte, wie er schwitzige Hände bekam.
    Manhattan glitt nach und nach weiter nach links, während der Jet den Flughafen ansteuerte. Durch die Schubhemmung wurde Travis in seinem Sicherheitsgurt nach vorn gedrückt – wobei er sich ziemlich sicher war, dass dies nicht ganz der üblichen Entschleunigungsrate entsprach, mit der der Jet sonst in den Landeanflug ging. Die gekreuzten Rollbahnen von La Guardia tauchten vor ihnen auf. Travis zog von dort eine gedachte Luftlinie bis zum unteren Ende des Central Park und versuchte, die Entfernung zu bestimmen. Fünf bis sechs Meilen, schätzte er. Auf den Straßen wäre der Weg doppelt so weit, und wie lange die Fahrt dauern würde, war unmöglich zu sagen, dazu kannte er sich in New York nicht gut genug aus. Länger als sechs Minuten auf jeden Fall, so viel stand fest.
    Und aus diesem Grund wurde er auch nicht gefahren.
    Als die F-15 Kurs auf die Landebahn nahm und, noch etwa eine halbe Meile entfernt, auf den Gleitweg einschwenkte, konnte Travis bereits den wartenden Hubschrauber erkennen. Der nicht einmal auf einem Flugfeld stand, sondern direkt neben der Landebahn, genau in der Höhe, wo die F-15 zum Stillstand kommen würde. Es war ein unförmiges Monstrum. Sea Stallion, so hatte Garners Bruder diesen Hubschraubertyp genannt. Vierundzwanzig Meter lang, siebeneinhalb Meter hoch und breit, mit einem gewaltigen, sechsblättrigen Hauptrotor auf dem Dach, konnte er eine Geschwindigkeit von bis zu zweihundert Meilen in der Stunde erreichen. Für die Strecke vom Flughafen bis zum Central Park würde er also nicht länger als etwas über zwei Minuten brauchen.
    Die F-15 rauschte die letzten paar Dutzend Meter in die Tiefe und setzte rasant auf der Piste auf.
    «Ich lass sie durchrollen und mache erst ganz am Schluss eine Vollbremsung», sagte der Pilot. «Spart Ihnen ein paar Sekunden.»
    «Die werde ich auch dringend brauchen», sagte Travis.
    Auf dem Zylinder waren noch vier Minuten und fünfzehn Sekunden übrig.
    «Festhalten.»
    Viele Möglichkeiten dazu gab es nicht. Travis fielen zwei Metallstreben ins Auge, seitlich an der Rückenlehne des Pilotensitzes vor ihm, die stabil genug aussahen. Er stemmte die Hände dagegen, und gleich darauf war zu hören, wie sich das Geräusch der an dem Jet
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