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Durch die Hölle in den Himmel (German Edition)

Durch die Hölle in den Himmel (German Edition)

Titel: Durch die Hölle in den Himmel (German Edition)
Autoren: Klaus Plüg
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Kampfhennen einfach nur in Ruhe ließen.“
       Mit fest geschlossenen Augen versuchte er, durch leichtes Kopfschütteln, die erschreckenden Bilder der Frauen wieder loszuwerden. Was jedoch keinen Erfolg haben konnte, solange er sie noch vor seinem Fenster keifen hörte.
       „Ist mir doch egal“, dachte er, „mit ihren häuslichen Regeln müssen sie schon selbst klarkommen. Nach ihrem selbstbewussten, hemmungslosen Auftreten zu urteilen, sind diese Xanthippen jedenfalls hier Zuhause. Aber warum sprechen sie, wenn sie hier schon bei und mit uns leben wollen, nicht auch unsere Sprache? Sie können doch nicht bis in alle Ewigkeit nur unter sich bleiben. Sie müssen Einkaufen, zum Arzt oder zur Bank gehen. Und vor allen Dingen sollten sie lernen ihren deutschen Nachbarn in einer Sprache zu beschimpfen, die er auch verstehet“.
       Während seiner Überlegungen wurde es draußen vor seinem Fenster, wider erwarten, endlich ein wenig ruhiger.
       „Wenn ich davon ausgehe, dass deren Ehemänner hier zur Arbeit gehen“ dachte Henry, „müssen doch wenigstens die unsere Sprache sprechen. Von irgendwas müssen sie ja leben. Und letzten Endes können sie ja nicht alle erst gestern hier angekommen sein“.
    Henry und seine Frau hatten im Ausland nie Probleme. In jedem Land in dem sie Urlaub machten, konnten sie sich mit den Menschen verständigen, und zwar in deren Landessprache.
    „Andrea, das gehört sich einfach so“ hatte er seiner in solchen Dingen oft widerspenstigen Frau damals gesagt.
    Henry vertrat die Meinung, man müsste sich die im Alltag gebräuchlichen Worte schon Zuhause, noch vor Antritt der Reise einprägen. Selbst im Urlaubsort befasst man sich dann noch täglich mit der fremden Sprache, und spürt die Dankbarkeit der Menschen. Wenn es besonders gut läuft, kann man sich mit den Einheimischen sogar ein wenig gedanklich austauschen. Nur so kommt auf beiden Seiten Freude und Verständnis für einander auf. Von denen, die nach Deutschland kommen, um hier zu leben und zu arbeiten, sieht aber anscheinend kaum jemand die Notwendigkeit, sich mit uns zu unterhalten.
       „In der Türkei wurde den Kurden ihre Muttersprache verboten. Sollten wir dann in unserem Land nicht wenigstens von den Zuwanderern erwarten dürfen, dass sie nach und nach unsere Sprache erlernen? Es muss ja nicht gleich perfekt sein. Aber nein, stattdessen verlangen sie dass wir uns integrieren.“
       Die Frauen auf dem Hof schienen sich langsam zu beruhigen. Vereinzelt hörte er nur noch die Eine oder Andere vor sich hin schimpfen.
    Henry fühlte sich ein wenig an Vögel erinnert, die zur Brutzeit um jeden Preis ihren Nachwuchs verteidigen wollten. Kam jemand ihrem Nest näher als ihnen lieb war, stimmten sie in angriffslustigen Tiefflügen ein schrilles, drohendes Geschrei an, das erst wieder nachließ, wenn sich die Bedrohung weit genug von ihrer Brut entfernt hatte.
    Auch in seiner Situation war der schnelle Rückzug jetzt das einzig Sinnvolle, was ihm im Augenblick dazu einfiel. Er musste erst mal aus der Schusslinie verschwinden, dann würden sie ihn schon bald wieder vergessen haben.
     
Kapitel 3
     
    Seit Henry bereits im zarten Alter von neununddreißig Jahren, großzügig von Vater Staat in den vorzeitigen Ruhestand versetzt wurde, hätte er eigentlich ein ruhiges Leben führen können. Doch da ist ja auch noch seine Umwelt, randvoll mit Menschen, die unbedingt anders leben wollten, als er.
    In Zeiten gut gefüllter Renten- und Pensionskassen schickte der Staat, ziemlich  leichtfertig und kurzsichtig, etliche Arbeitnehmer, vorzugsweise aber die allseits beliebten Staatsdiener, schon beim kleinsten körperlichen oder auch psychischen Knacks, frühzeitig in den Ruhestand. 
    Henry sah damals keine Veranlassung, warum er sich nach allen Kräften gegen die Entscheidung seiner Vorgesetzten hätte wehren sollen, obwohl er sonst doch nur allzu gern, bei jeder Gelegenheit gegen alles anging.
    Weil der Umgang mit seinen Kollegen von Tag zu Tag schwieriger wurde, nicht nur für ihn, auch für seine Kollegen, belastete er das Betriebsklima dermaßen, dass er mit der Zeit zum Problem für den gesamten Arbeitsablauf wurde.
    Nach all den Jahren des Kleinkrieges, konnte er schon eine minimale Unhöflichkeit nicht mehr ertragen. Der mittlerweile jedoch ziemlich rüde Umgangston hatte deshalb immer häufiger einen Arztbesuch mit anschließender Krankmeldung zur Folge. Selbst wenn mehrere Menschen gleichzeitig redeten, wurde für
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