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Durch die Hölle in den Himmel (German Edition)

Durch die Hölle in den Himmel (German Edition)

Titel: Durch die Hölle in den Himmel (German Edition)
Autoren: Klaus Plüg
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Über Maßnahmen, die sich eignen würden, ihnen diese bösen Attacken heimzuzahlen, wollte er dann später in aller Ruhe nachdenken. So billig wollte er sie jedenfalls nicht davonkommen lassen.
    Im Augenblick musste er sich aber damit zufriedengeben, unbemerkt aus dem Blickfeld dieser Horde wildgewordener Weiber zu entkommen. Wenn er dann endlich irgendwo seinen geliebten Kaffee trinken und die Zeitung nach den üblichen haarsträubenden Geschichten durchstöbern konnte, würde auch er sich wieder beruhigen.
     
     
     
Kapitel 4
    Was er dann, nachdem er durch die Haustür auf die Straße getreten war, sah, ließ ihn im ersten Moment zusammenzucken und trieb ihn beinahe zurück in die Wohnung.
    Kopftücher! Wo er auch hinsah – überall Kopftücher.
    Nach der ersten Schrecksekunde bemerkte er, dass es nicht etwa die streitbaren Hyänen vom Hinterhof waren, die, die seinen Plan durchschaut hatten, und Henry nun auf der Straßenseite gebührend in Empfang nehmen wollten.
    Denn, nachdem sich sein Magen wieder entspannt hatte, bemerkte er, dass ihn diese Frauen überhaupt nicht zur Kenntnis nahmen. Warum sollten sie auch? Sie wussten nicht einmal, dass er überhaupt existierte. Für sie war er Luft. Sie schauten einfach durch ihn durch. Erst jetzt begriff Henry, dass Kopftuch, nicht gleich Kopftuch ist. Wenn er die Gesichter auch nicht voneinander unterscheiden konnte, so erkannte er doch immerhin die unterschiedlich bunten Farben der Tücher, mit denen diese Frauen ihre Haare verbargen. Die keifenden Weiber auf dem Hinterhof dagegen, trugen ausnahmslos dunkles, farb- und schmuckloses Gewebe um den Kopf gewickelt. Die Frauen und Mädchen, die er jetzt vor sich hatte, schienen ausnahmslos jünger zu sein und verhüllten ihre Haarpracht unendlich farbenfroher.
    Nachdem er diese Entdeckung gemacht hatte, fühlte er sich prompt ein wenig sicherer, fragte sich aber dennoch, wo sich all diese Frauen aufgehalten hatten, als der Hausverwalter sie zum ersten Mal in die Wohnung führte.
    Schlagartig fiel ihm ein, warum der Besichtigungstermin schon so früh am Morgen stattfand. Weil die, die noch einen Job haben, zu der Zeit schon außer Haus  waren, während sich aber deren Frauen und Kinder noch genüsslich im Bett herum wälzten.
    Und den Umzug hatten sie dann am späten Abend bewältigt, mithilfe ihrer ehemaligen Nachbarn, die, vermutlich um sicher zu gehen, dass er sie wirklich und endgültig verlassen würde, gern mit anpackten. Zu so später Stunde waren, außer einigen Nachtschatten, kaum noch Gestalten auf der Straße wahrzunehmen. Zumal es in Strömen regnete.
    Auch wenn die akute Gefahr, allem Anschein nach, fürs Erste gebannt zu sein schien, war ihm noch immer ein wenig flau in der Magengegend. Das bedeutete jedoch nicht, dass Henry sich die Umgebung seiner neuen Heimat in aller Ruhe hätte ansehen können. Denn von nun an musste er sehr genau auf jeden seiner Schritte achten. Manche Mitbürger spuckten derart fleißig auf die Gehwege, das man glauben könnte, sie würden dafür bezahlt werden, und zwar mit Akkordlohn. Und zu allem Überfluss erledigten die Hunde ihr Geschäft mit dem gleichen Eifer, an gleicher Stelle, jedoch ohne Lohn. Wobei nicht zu übersehen war, dass den widerlichen Spuren nach, beide Gattungen sehr zahlreich vertreten waren.
    Die Zweibeiner, die ein unübersehbares Problem mit der Überproduktion ihres Speichels hatten, fanden augenscheinlich, ebenso wie die Vierbeiner, kein geeigneteres Plätzchen für ihre Ausscheidungen, als ausgerechnet den Gehweg. Mit ebenso fleißigem, wie überflüssigem Eifer, schienen andere Fußgänger zur gleichmäßigen Verteilung der stinkenden Produkte ihren Beitrag zu leisten – oder waren sie nur Opfer ihrer geistigen Abwesenheit. Erst durch dieses Breittreten waren die sauberen, trittsicheren Flächen der Fußwege, immer kleiner und seltener geworden. Um eben diese Stellen sicher und genau treffen zu können, musste er  die ganze Konzentration seinen Füßen widmen. Da kann man doch nicht einfach drauf losrennen. Sich oben die Umgebung ansehen, um unten in den Dreck zu latschen, das ist seine Sache nicht. Das überlässt er dann doch lieber den geistig Abwesenden. Und am Abend, wenn die engen Gassen nur noch in kraftloses, aschgraues Licht getaucht sind, sollte man besser gleich im Hause bleiben. Die holprigen, mit Hundekot, Speichel und sonstigem Unrat verdreckten Fußwege, liegen in nahezu totaler Finsternis, wogegen die sorgfältig asphaltierten, ebenen
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