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Durch die Hölle in den Himmel (German Edition)

Durch die Hölle in den Himmel (German Edition)

Titel: Durch die Hölle in den Himmel (German Edition)
Autoren: Klaus Plüg
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kopftuchtragenden Kampfhennen gezeichnet war, sich ihnen so jäh und unerwartet zuwendete.
    Doch Henry war ein stets durch und durch höflicher Mensch; wenn man es ihm nicht allzu schwer machte. Also grüßte er die beiden so freundlich, wie es ihm seine derzeitige Verfassung ermöglichte, und murmelte so etwas wie eine Entschuldigung. Diese knappe, aber höfliche Geste, genügte jedenfalls schon, um die Anspannung der beiden wieder ein wenig zu lösen. Als er sah, wie sich die verworrenen Lebenslinien ihrer Gesichter lösten, traute er sich weiter vor und schilderte ihnen das, zumindest aus seiner Sicht, so dringliche Problem.  
    „Entschuldigen Sie bitte, dass ich Sie so überfalle, aber ich bin erst vor wenigen Tagen in diese Gegend gezogen und suche verzweifelt nach der Möglichkeit irgendwo einen Kaffee zu trinken. Bislang habe ich leider nur ausländische Geschäfte gesehen. Nun suche ich aber nach einem deutschen Kaffee, wenn es hier überhaupt so etwas gibt, - oder so etwas in der Art. Ich habe keine Lust mich mit irgendwelchen Fremdsprachen schikanieren zu lassen, nur weil ich einen Becher Kaffee trinken möchte. Könnten Sie mir vielleicht weiter helfen?“
    Da er nicht gleich seine rassistisch angehauchte Visitenkarte abgeben wollte, formulierte Henry seine Frage etwas zurückhaltender, als er es gern getan hätte. Trotzdem wollte er natürlich an sein ersehntes Ziel kommen. Deutsch sollte es also schon sein, und danach wird man ja wohl noch fragen dürfen, ohne gleich als Nazi angesehen zu werden.
    Die etwas klein geratene, alte Dame, die sich bei ihrem, um beinahe zwei Köpfe größeren Gatten eingehakt hatte, erholte sich von Henrys abruptem Auftreten schneller als ihr Mann, zu dem selbst Henry aufschauen musste.
    „Hören Sie mal, junger Mann, um hier so etwas zu finden, werden Sie aber weit laufen müssen. Es sei denn, Sie sind mit dem Auto unterwegs?“
    Henry blickte zu ihr hinunter und sagte liebenswürdig „nein, ich bin nicht mit dem Auto unterwegs. Weit laufen möchte ich aber auch nicht“. Er wurde den Eindruck nicht los, dass auch die beiden Greise froh waren, sich auf Deutsch unterhalten zu können.
    „Na ja, da gibt es noch einen Laden“, fuhr die Frau fort, „der gehört zwar einem Italiener, glaube ich, aber soviel ich weiß, gehen da fast nur Deutsche hin – Handwerker und so, meistens zum Frühstück, glaube ich“. Ihr Mann nickte nur zustimmend und war froh, dass er mal einen Moment ohne Aufsicht war, und ließ seine Blicke verträumt über die weiblichen Passanten gleiten, die, was aufgrund seines Alters nicht verwunderlich war, ausnahmslos jung und knackig auf ihn wirkten.
    „Da haben sie recht“, sagte Henry“, das hört sich wirklich verlockend an“.
    Nachdem sie ihm den Weg beschrieben hatte, bedankte er sich so freundlich es ihm möglich war und schlug die empfohlene Richtung ein. Sein Verlangen nach einem vernünftigen Kaffee wuchs von Minute zu Minute.
    Er hatte den Eindruck, als sei der Tag nun doch noch in erträgliche Bahnen gelenkt worden.
       Henry freute sich so sehr auf seinen Kaffee, dass er die zahlreichen ausländischen Läden, an denen er beinahe euphorisch vorbei hastete, schon gar nicht mehr wahrnahm. Zumal er ja weiterhin aufpassen musste, wohin er seine schneller werdenden Schritte setzte. Es war ja nun wirklich nicht notwendig, gleich bei seinem ersten Auftritt im Café, durch Hundedreck unter seinen Schuhen eine Duftmarke zu setzten.
    Also musste er den Blick weiterhin hoch konzentriert gesenkt halten, um nicht die sauberen, begehbaren Stellen des Weges zu verfehlen. Henry konnte einfach nicht verstehen, dass es Menschen gibt, die gedankenlos durch diesen Dreck laufen. Wenn sie sich schon keine Sorgen um ihr teuer bezahltes Schuhwerk machen, so sollten sie doch wenigstens über den Geruch nachdenken, den sie mit dem Dreck in ihre Wohnung schleppen.
    Als Henry dann endlich sein Ziel erreicht hatte, brauchte er schon ein wenig Glück, um nicht einen der Außentische umzurennen.
     
     
     

    Kapitel 5
    Aufgrund der bisherigen Erfahrungen, die Henry in seiner neuen Umgebung gemacht hatte, glaubte er nicht mehr an eine ausschließlich deutsche Kundschaft dieses, oder irgendeines anderen Cafés in dieser Gegend, weshalb er den Laden mit nötiger Wachsamkeit betrat. Es hätte ja durchaus sein können, dass sich inzwischen eine der streitbaren Frauen aus seiner Nachbarschaft hier auf ein Tässchen Kaffee eingefunden hat. Warum sollten die nicht
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