Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Durch die Hölle in den Himmel (German Edition)

Durch die Hölle in den Himmel (German Edition)

Titel: Durch die Hölle in den Himmel (German Edition)
Autoren: Klaus Plüg
Vom Netzwerk:
mittlerweile an einem Punkt angelangt, der ihm keine andere Wahl mehr ließ, als selbst aktiv einzugreifen. Schon um seine eigene Gesundheit zu schützen, wurde es höchste Zeit etwas unternehmen. Vollkommen entnervt, aber  wild entschlossen, riss er das Fenster auf und brüllte, ohne sich gezielt einen der Schreihälse vorzuknöpfen, einfach das erstbeste Kind unbeherrscht an:
        „Verdammt noch mal, wenn du etwas von Anne willst, dann geh endlich hin zu ihr, anstatt hier so rumzuschreien!“
       Ein kleines Mädchen, vielleicht fünf oder sechs Jahre alt, war zufällig sein Opfer geworden, weil es dummerweise, ausgerechnet jetzt, direkt unter seinem Fenster stand. Die Unglückliche war wie vom Blitz getroffen und starrte verängstigt zu ihm rauf.
        Als er sah, wie die Kleine total erschrocken, am ganzen Leib zitternd vor ihm stand, beschlichen ihn sofort schwere Schuldgefühle.
       Sein Mitgefühl für das Mädchen milderte zwar nicht die Wut in ihm, lenkte sie nun aber wieder gegen all jene, die auf den kuriosen Namen Anne getauft worden waren, sich aber dennoch stur weigerten, auf die Rufe der Kinder zu reagieren.
    Er suchte verzweifelt nach den richtigen Worten, um das kleine Häufchen Elend zu trösten, musste aber schnell einsehen, dass er dazu keine Gelegenheit mehr bekam. Denn, was die Kinder mit ihrem stundenlangen Gebrüll nicht erreicht hatten, war Henry mit einem einzigen Wutausbruch gelungen.
    Anne hatte reagiert.
    Zu seinem Unglück musste er feststellen, dass Anne auf seinen kurzen, aber selbst für Henrys Verhältnisse, als durchaus heftig zu bezeichnenden Anfall, auf der Bildfläche erschienen war. Und zwar postwendend.
    Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich eine schwarz verschleierte Gestalt vor seinem Fenster auf, und stellte sich keifend zwischen Henry und das Mädchen.
     „So ein Mist“ dachte Henry in einem Anfall von Panik, „wenn das die Mutter der Kleinen ist, werde ich hier bis ans Ende meiner Tage nichts mehr zu lachen haben.“
    Nicht genug damit, dass die vermeintliche Mutter des Mädchens, jetzt über den konsternierten Henry herfiel, zu allem Überfluss mobilisierte sie mit ihrem Gekeife auch noch weitere Frauen, die sich in Windeseile unter seinem Fenster zu einer wild schimpfenden Horde verbündeten.
    Sie waren zwar nicht alle von Kopf bis Fuß vermummt, trugen aber zumindest ein Kopftuch in üppigen Ausmaßen und schmutzig blauem Farbton, welches immerhin noch einen großen Teil ihrer zornig verzerrten  Gesichter erkennen ließ; worauf Henry auch gern noch verzichtet hätte.
    Henry verstand die Welt nicht mehr. Offensichtlich hießen tatsächlich alle Frauen Anne, denn jedes der Kinder rannte mit einem schrillen, ätzenden Anne-Geschrei auf eine der Frauen zu und schlang seine Arme um die, bis über die Schuhe in schwarzes Tuch gehüllten Beine.
    Die schwarzen Gespenstern gleichenden Erscheinungen, hatten nun jede, mindestens ein Kind an ihren finsteren Gewändern hängen und begannen nahezu gleichzeitig mit einem ohrenbetäubenden Geschrei. Es hätte schon weit weniger genügt, um Henry in Panik zu versetzen. Als wäre ihr wirres Geschrei nicht schon beunruhigend genug, fuhrwerkten sie auch noch wild drohend mit den Armen in der Luft herum.
    Trotz seiner Verzweiflung hätte Henry ihnen gern die Situation erklärt und sie um ein wenig Verständnis gebeten, schnell wurde ihm jedoch klar, dass weder die Frauen ihn, noch er die Frauen verstehen würde. Seine Versuche zu ihnen durch zu dringen, schienen die Furien noch anzustacheln. Jedes seiner Worte löste ein Ohren betäubendes Echo aus.
    In der festen Überzeugung, jedem weiteren Ärger dadurch aus dem Wege zu gehen, gab er dem ersten Impuls nach und schloss mit lautem Knall das Fenster.  
    „Das ist doch unglaublich. Ich bin hier geboren, hier ist meine Heimat, und dann verstehen mich meine Nachbarn nicht mehr. Kein Weib aus dieser Horde wildgewordener Drachen kann mich verstehen.“  Henry war fassungslos.
    „Natürlich sind die nicht von hier. Das ist ja nicht zu übersehen, aber die sind doch nicht alle nur auf einen Besuch vorbeigekommen.“
    Für Henry war ganz klar ersichtlich, dass sie alle schon seit Längerem hier sind, dass sie hier wohnen und Leben. Wenn die hier fremd wären, würden sie sich bestimmt nicht so aggressiv aufführen. Denn dazu muss man sich schon sehr sicher und vermutlich auch überlegen fühlen.
    Henry war mit seiner Frau Andrea selbst viele Jahre im Ausland gewesen. Beide
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher