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Dunkles Spiel der Leidenschaft

Dunkles Spiel der Leidenschaft

Titel: Dunkles Spiel der Leidenschaft
Autoren: Christine Feehan
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weder um sein
Mitleid gebeten, noch wollte sie es. Sie erzählte ihm die Geschichte nicht, um
von ihm bedauert zu werden. Warum erzählte sie ihm überhaupt etwas?
    Corinne reckte das Kinn und sah ihn fast trotzig an.
»Ich habe ein Herzleiden.« Wenn er jetzt die Flucht ergriff, war es ihr auch
egal. Er war eine Komplikation, ein Wunschtraum, die schlimmste Sorte »böser
Junge«, die sich denken ließ, und sie wollte nichts mit ihm zu tun haben.
    Dayan rührte sehr sanft an ihren Geist. Er empfing
Bilder von Krankenhäusern, Apparaten, endlosen Untersuchungen. Er sah, wie sie
darum bat, auf die Warteliste für ein Spenderherz gesetzt zu werden, sah einen
Arzt nach dem anderen den Kopf schütteln. Corinne litt an schweren Allergien.
Sie blutete leicht und viel zu stark. Die Spezialisten fanden es erstaunlich,
dass sie überhaupt so lange überlebt hatte.
    Dayan rieb sich gedankenverloren den Nasenrücken, ohne
den Blick von ihrem Gesicht zu wenden. »Dann ist das Baby also gefährdet. Das
würde Lisa nicht gefallen.«
    Corinne ließ ihren Atem heraus. Es war direkt eine
Erleichterung, mit jemand anders darüber zu sprechen. »Nein, es wird Lisa
überhaupt nicht gefallen. Sie wird sich schreckliche Sorgen machen.« Corinne hatte
so lange gewartet, bis es unmöglich war, dass Lisa ihr ausredete, das Kind zu
bekommen. Sie wünschte sich das Kind. Ihr kleines Mädchen. Lange nach ihrem
Tod, nach Johns Tod, würde ihre Tochter leben und atmen, laufen und spielen und
hoffentlich ein ganz normales Leben führen. Corinne war felsenfest davon
überzeugt, dass Lisa das Baby lieben und umsorgen würde. Sie entzog Dayan ihre
Hände und legte sie schützend auf die kleine Wölbung ihres Bauchs.
    »Du bist sehr dünn. Wie weit bist du?« Noch während die
Worte über seine Lippen kamen, wunderte er sich, dass er sie aussprechen
konnte. In all seinen Fantasien hätte er sich nie träumen lassen, eine
derartige Frage zu stellen. Wärme breitete sich in ihm aus, ein Gefühl von
Zugehörigkeit und seltsamerweise auch das Gefühl, bereits eine Familie zu haben.
    »Die Arzte sind deshalb auch ein bisschen in Sorge,
aber es sieht nicht so schlecht aus. Man hat mir gesagt, dass es ein Mädchen
ist und dass es gut wächst. Ich bin im sechsten Monat.«
    Dayan zog scharf den Atem ein. Das Kind war winzig.
»Machen sich die Ärzte nicht auch wegen deines Herzfehlers Sorgen? Halten sie
diese Schwangerschaft für riskant, vielleicht sogar für sehr gefährlich?« Seine
Stimme war immer noch sanft und hatte trotzdem eine Wirkung auf sie, die sie
nicht abschütteln konnte. Er hörte sich fast so an, als tadelte er sie irgendwie
und als überlegte er sich gleichzeitig, was er unternehmen sollte.
    Corinne fühlte sich verpflichtet, ihm zu antworten,
obwohl sie es gar nicht wollte. »Mein Herz hat genug Mühe, für mich allein zu
schlagen, geschweige denn außerdem für ein Kind«, gab sie zögernd zu. Wieder
fanden ihre Finger zu dem Goldreif und fingen an, ihn hin und her zu drehen,
eine nervöse Geste, die von ihrem seelischen Aufruhr zeugte.
    Dayan nickte, während alles in ihm gegen diese unbedeutende
Handlung protestierte. »Und dein Ehemann ...« Er zwang die Worte heraus, obwohl
sie ihm fast in der Kehle stecken blieben. »Warum ist er ermordet worden?« Er
konnte nicht anders, er musste einfach ihre Hand nehmen und auf seine Brust
legen, um sie daran zu hindern, den Ring wieder zu berühren.
    Corinnes Blick flog zu ihm. Funken sprühten zwischen
ihnen hin und her, und die Luft schien elektrisch aufgeladen zu sein. Es fiel
ihr schwer, klar zu denken, wenn er sie mit seinen schwarzen Augen gefangen
hielt und sie mit seiner Berührung völlig aus der Fassung brachte. Mit ihm
über den Mord an ihrem Ehemann zu sprechen, hätte ihr unmöglich sein sollen,
und doch sprudelten die Worte förmlich aus ihr heraus. »Die Polizei konnte kein
Motiv entdecken. Die Täter haben nicht einmal seine Brieftasche mitgenommen.«
    »Aber du hast eine gewisse Vermutung.« Es klang wie
eine Feststellung.
    Wieder fühlte Corinne den seltsamen Zwang, alles laut
auszusprechen. Normalerweise vertraute sie nur Lisa, sonst keinem, und nicht
einmal zu ihr hatte Corinne etwas über das Baby oder ihre Mutmaßungen zu Johns
Tod gesagt. Warum um alles in der Welt erzählte sie einem völlig Fremden all
ihre Geheimnisse? » John hatte Fähigkeiten, die als >nicht normal« angesehen
wurden. Vor einem Jahr ging er zur Universität und erzählte dort jemandem
davon. Von dort
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