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Dunkles Feuer

Dunkles Feuer

Titel: Dunkles Feuer
Autoren: Elvira Zeissler
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für seine Zwecke zu missbrauchen.«
»Du irrst dich. Für welche Zwecke sollte Frederik mich missbrauchen wollen?« Julie verstand nicht, wovon Peter sprach, doch dieser war zu sehr mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, um ihren Einwand zu bemerken.
»Wie kann etwas Liebe sein, was aus purem Selbstzweck erwachsen ist? Wahre Liebe, Julie, ist selbstlos, unaufdringlich und beständig, ... so wie meine.« Diese Worte drangen aus Peters Mund, noch bevor er selbst merkte, dass er sie aussprach. Doch als es geschehen war, fühlte Peter, dass es richtig war, es ihr zu sagen. Sicherlich würde sie den Unterschied zwischen seinen Gefühlen und dem Blendwerk, das dieser andere für sie aufgebaut hatte, verstehen. »Ich liebe dich, Julie, ich habe dich schon immer geliebt.« Zärtlich streichelte er ihre Wange.
Tränen traten Julie in die Augen. »Ich weiß es, Peter. Ich weiß das. Frederik hat es mir gesagt.«
Die Wirkung auf Peter war niederschmetternd. Wie konnte dieser Dreckskerl es nur wagen, Peters Gefühle in den Dreck zu ziehen und für seine eigenen Zwecke zu verdrehen?! Erregt stand er auf und drehte eine Runde durchs Zimmer. Dann blieb er anklagend vor Julie stehen. »Ach, und was hat er dir denn sonst noch so gesagt?«
»Er sagte, dass du mich liebst und dass ich dir deswegen nichts von uns erzählen sollte, um dich nicht unnötig zu quälen.«
»Nein, wie edel!« Peters Stimme triefte vor Sarkasmus. »Und es ist dir nicht in den Kopf gekommen, dass er bloß einen Rivalen ruhig stellen wollte? Den einzigen Menschen in Sicherheit wiegen, der seine teuflischen Pläne durchkreuzen könnte?«
»Nein.«
»Und wieso nicht?«
Julie wollte es Peter nicht sagen, weil sie wusste, wie stark es ihn verletzten würde. Doch sie wollte auch nicht zulassen, dass er die besondere Verbindung, die zwischen Frederik und ihr bestand, herabsetzte. »Frederik musste keinen Rivalen ausschalten, weil es keinen gab, Peter.«
Peter stand da, wie vom Donner gerührt.
Stockend sprach Julie weiter. »Kein Mann, kein Mensch hat mich jemals so gekannt und verstanden wie Frederik, und kein Mensch könnte es jemals tun. Und ich könnte niemanden jemals so sehr lieben, wie ich ihn liebe, Peter. Nicht einmal dich. Es tut mir leid«, flüsterte sie zum Schluss. Julie streckte ihre Hand nach Peter aus, um den Schlag, den sie ihm selbst verpasst hatte, abzumildern. Doch er wandte sich ab und ging auf die gegenüberliegende Seite des Raums. Dort blieb er stehen, und Julie sah, wie seine Schultern in stummer Qual bebten. Langsam erhob sie sich und schmiegte sich mit ihrer Wange an seinen Rücken.
»Du wirst immer mein großer Bruder bleiben, und ich werde dich immer lieben, Peter.« Er tätschelte ihre Hand, dankbar für ihren Versuch, ihn zu trösten. Es war nicht ihre Schuld, dass ihm das, was sie ihm geben konnte, nicht genügte.
Doch im Augenblick gab es Wichtigeres. Er musste Julie um jeden Preis vor dem Monster beschützen, das sie in seiner Gewalt hatte. Eines hat Julies Geständnis ihm aber auf jeden Fall klargemacht: auf direktem Weg würde er nichts erreichen können. Und so schlug er eine andere Strategie ein. Er schluckte schwer und drehte sich zu ihr um.
Besorgt sah sie ihn an.
»Es geht schon wieder.« Er lächelte schwach und führte sie zurück zu dem kleinen Sofa. »Erzähl' mir von ihm, Julie.«
»Von Frederik?«
»Ja, ich würde gern wissen, was du über ihn weißt.«
»Wo soll ich nur anfangen?« Julie lächelte unbewusst.
»Die Fakten würden mir fürs Erste genügen.«
»Nun, er ist ein Geist. Er ist tatsächlich das berühmte Gespenst von Lerouge.«
»Weißt du auch, wie es dazu gekommen ist?«
»Ja, es ist eine lange und traurige Geschichte.«
»Er hat er sie dir erzählt?« fragte Peter überrascht.
»Er hat mir alles erzählt«, sagte Julie indigniert. Dann stockte sie plötzlich. »Du bist nicht gerade überrascht, das alles zu hören. Was weißt du denn darüber?«
»So einiges. Ich habe recherchiert, als mir klar wurde, dass er tatsächlich existiert und dass er es auf dich abgesehen hat.«
»Auf mich abgesehen? Das klingt ja geradezu gefährlich!«
»Das ist es auch, Julie. Weißt du denn, was er die ganze Zeit seit dieser ‚langen und traurigen Geschichte', die ihm das Leben gekostet hat, versucht?«
Julie zuckte verständnislos mit den Schultern »Das Beste aus seinem Schicksal zu machen?«
Peter lachte laut auf. »So kann man es auch nennen. Er hat versucht, seinen Fluch zu brechen. Das hat er gemacht! Oder hat er
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