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Dunkles Feuer

Dunkles Feuer

Titel: Dunkles Feuer
Autoren: Elvira Zeissler
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sich entscheiden konnte, ob sie ihn nun umarmen oder mit Vorwürfen überhäufen wollte, bevor sie überhaupt irgendwie auf sein jähes Erscheinen reagieren konnte, sprach er weiter.
»Wir müssen uns unterhalten.« Seine Stimme klang ruhig und gefasst, als wäre er nach einem langen inneren Kampf endlich zu einer Entscheidung gekommen. »Doch es muss hier sein, in der realen Welt, nicht in deinen Träumen, mein Liebling. Deshalb habe ich dich vorhin zurück ins Wachsein geführt. Nicht, weil ich fort von dir wollte, so etwas darfst niemals denken, hörst du?«
»Warum hast du mich allein gelassen?« Ihre Stimme klang trotzig. »Welches Spiel spielst du hier mit mir?« Ihre Augen füllten sich mit Tränen.
Frederik wirkte aufrichtig betroffen. »Es tut mir so Leid, Julie. Ich wollte dir niemals Pein bereiten.« Ihren schwachen Widerstand überwindend, zog er sie sanft zu sich. »Glaub' mir, ich würde dich niemals freiwillig verlassen. Ich dachte, so wäre es leichter für uns, doch ich habe mich geirrt, und zwei kostbare Tage verschwendet, vergib mir.«
»Was ist los, Frederik?«
Er lächelte traurig, und fuhr zärtlich mit einem Finger über ihre Wange, wobei er einen der daran klebenden salzigen Tropfen auffing. »Du hast mich mal nach Elisabeth gefragt.«
»Ja, und du bist einer Antwort ausgewichen.«
»Das stimmt. Aber jetzt würde ich es dir gern erzählen. Ich möchte, dass du alles über mich weißt, ohne Ausnahmen.«
»O. K.« Julie kuschelte sich enger an Frederik, der einige Zeit gedankenverloren ihre Haare streichelte, bevor er zu sprechen anfing.
»Elisabeth war die Tochter eines Grafen, des damaligen Grafen von Lerouge. Sie war jung, schön, stolz, intelligent und für die damalige Zeit erstaunlich gebildet und unabhängig. Ich hingegen war ein gefühlloser Weiberheld, oder wenn du es etwas vornehmer formulieren willst, ein waschechter Casanova. Zudem war ich zu der Zeit ziemlich in Ungnade gefallen, da ich eine Hofdame der Königin, nun ...« Frederik zögerte kurz »in andere Umstände gebracht habe.«
Erstaunt zog Julie sich ein wenig von ihm zurück und blickte ihn spöttisch an. »Das sind ja ganz neue Seiten, die ich an dir entdecke, mein Lieber. Also war es doch wahr, was in der Chronik stand.«
»Ja, es ist wahr. Auch wenn ich da nicht allzu gut abschneide, habe ich diese Bewertung im Nachhinein wahrlich verdient. Nun, ich war ohne jeden Hintergedanken nach Lerouge gekommen, lediglich mit der Absicht, mich nach Möglichkeit ein wenig zu amüsieren. Obwohl mich Elisabeth vom ersten Augenblick an fasziniert hatte und ich bald ziemlich verliebt in sie war, hinderte mich das nicht daran, eine körperliche Beziehung zu einem der Dienstmädchen zu unterhalten. Erst nach unserer Verlobung habe ich diese niedrige Verbindung für beendet erklärt.«
Julie sog scharf die Luft ein. »In der heutigen Zeit gibt es ein sehr passendes Wort für Männer, die sich so benehmen: ‚Arschloch'! Wie konntest du etwas so Gefühlloses tun?«
»Ich dachte nicht, dass Elisabeth sich jemals für mich interessieren würde, immerhin kannte sie meinen Ruf.«
»Trotzdem ist das nicht gerade der beste Weg, das Herz einer Frau für sich zu gewinnen«, klärte Julie ihn etwas besänftigt auf.
»Verurteile mich nicht zu früh, mein Schatz, nicht, bevor du das wahre Ausmaß meiner Schuld erfährst«, sagte Frederik bitter. »Ich habe Elisabeth verführt.«
»Du hast was?«
»Ich habe ihre Unschuld geraubt, sie entehrt.«
»Wie konntest du das bloß tun?«
Von ihrem vorwurfsvollen Ton getroffen, schoss Frederik zurück. »Du warst wohl noch nie mit einem Mann zusammen?«
»Doch, schon, aber ...«
»Bist du mit diesem Mann vielleicht verheiratet gewesen, oder hattest du es zumindest vor? Nein? Nun, Elisabeth und ich wollten heiraten.«
»Aber die Zeiten haben sich geändert.«
»Die Zeiten vielleicht, doch die Menschen nicht. Aber das ist hier auch nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass mir nie klar geworden war, wie sehr Elisabeth sich für diesen Akt der Liebe schämte, wie tief ihre Moralvorstellung in ihr verwurzelt war. Zu allem Übel hatte sie dann auch irgendwie die Sache zwischen mir und dem Dienstmädchen herausgefunden und sich das Leben genommen. Ich glaube, sie hat mir niemals verziehen. Als ich das Dienstmädchen nach Elisabeth Tod noch immer zurückgewiesen habe, hat sie mir aus Rache Gift in meinen Wein getan.«
Schockiert starrte Julie ihn an, doch er ließ sich nicht beirren und sprach weiter. »Ich habe nur wenige
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