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Dunkles Feuer

Dunkles Feuer

Titel: Dunkles Feuer
Autoren: Elvira Zeissler
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Stunden nach Elisabeth die Welt der Lebenden verlassen und bin doch für alle Ewigkeit von ihr getrennt. Vielleicht bin ich ja deswegen noch hier, weil sie mir nicht verzeihen konnte. Oh, wie sehr habe ich sie dafür gehasst, dass sie mich verlassen und zu diesem Schicksal verdammt hatte, sie und jede andere Frau, bis ich dich traf.« Er blickte Julie ruhig an, während sie versuchte, sich zu fassen.
Er lächelte freudlos. »So, jetzt kennst du die verabscheuenswürdigsten Abgründe meiner Seele. Aber wenn du wüsstest, wie sehr ich dafür bereits gezahlt habe, wie sehr ich gelitten habe, wie ich vor Einsamkeit fast wahnsinnig geworden bin, für alle Ewigkeit an dieses Schloss gefesselt, würdest du vielleicht die Kraft aufbringen, mich trotzdem lieben zu können.«
»Natürlich liebe ich dich.« Halb lachend, halb weinend zog Julie Frederik an sich und küsste seine Stirn. »Das ist doch alles so lange her, ich weiß doch, dass du dich schon längst völlig geändert hast.«
Frederik fühlte sich unwohl, weil Julie ihn viel positiver sah und ihm viel leichter verzieh, als er es verdiente. Doch er hatte Angst, dass sie sich voller Abscheu von ihm abwenden würde, wenn sie die ganze Wahrheit über ihn erfuhr. Er hatte doch nur noch so wenige Tage, die er mit ihr verbringen konnte, und die würden ihm bis in alle Ewigkeit reichen müssen.
»Julie«, er blickte ihr tief in die Augen. »Du musst mir etwas versprechen, mein Liebling.«
»Klar, was du willst.«
»Du musst mir versprechen, dass du und Peter hier sofort weggeht, wenn eure Arbeit hier beendet ist und dass du ein glückliches normales Leben führst mit einem netten Mann, einem Haus und Kindern, so wie du es dir immer gewünscht hast.« Julie wollte ihn unterbrechen, doch er legte ihr einen Finger auf die Lippen und schüttelte den Kopf. »Ich bitte dich, ab und zu an mich zu denken, wie an einen schönen Traum, den du einmal hattest. Und bis dahin«, seine Stimme zitterte, »bitte ich dich, jeden freien Augenblick mit mir zu verbringen, weil das alles ist, was wir beide jemals haben werden. Nicht doch, nicht weinen«, fügte er sanft hinzu, als er die Feuchtigkeit auf seiner Brust spürte. »Noch sind wir zusammen. Lass uns doch diese kostbare Zeit nicht mit Tränen vergeuden.«
»Dann gibt es gar keine Chance, den Fluch zu brechen? Keine Chance für uns?«
Frederik seufzte tief. Endlich hatte er die grausame Natur seines Fluches endgültig verstanden. Ob es Martha selbst bewusst gewesen war, was sie ihm oder den anderen Frauen antat? Er bezweifelte es, sie wollte sich bloß an ihm rächen. Doch bewusst oder nicht, sie hatte ihn vor eine furchtbare Wahl gestellt. Eine Frau, die ihn so sehr liebte, dass sie ihr eigenes Leben für ihn aufgab, musste seine Seelengefährtin sein, ein anderes Wort fiel ihm dazu einfach nicht ein. Und es war ihm unmöglich, die tiefe Liebe dieser Frau, Julies Liebe, nicht zu erwidern. Er hatte also die Wahl zwischen ewiger Einsamkeit und Verzweiflung, mit dem Bewusstsein, dass sie vielleicht irgendwo weit weg von ihm glücklich ist, und einer bloß lebenslangen Einsamkeit und Verzweiflung und dem Bewusstsein, dass er das Glück hatte, gleich zwei mal eine Seelenverwandte zu finden, und die Schuld für ihrer beider Tod auf ewig auf seinen Schultern lastete. Er brauchte darüber nicht länger nachzudenken. Er hatte sich entschieden.
»Nein, es gibt nicht die geringste Chance für uns, mein Liebling«, flüsterte er und drückte Julie fest an sich.

Von da an verbrachten sie jede Minute zusammen. Frederik ließ es jedoch nicht zu, dass Julie seinetwegen die Arbeit vernachlässigte. So schön die Stunden mit ihr auch waren, sie konnten den Abschied nicht verhindern und machten ihn, wenn möglich, sogar noch schwerer.
Die einzige Schwierigkeit bestand darin, Frederiks Anwesenheit vor Peter geheim zu halten. Nachdem sie es so lange geschafft hatten, lohnte es sich auch nicht mehr, ihn in ihr Geheimnis einzuweihen. Vielleicht würde Julie es ihm eines Tages erzählen, aber jetzt noch nicht, wo der kommende Abschied von Frederik sie so sehr quälte.

»Vielleicht solltest du Peter heiraten«, unterbrach Frederiks Stimme eines Tages ihre Gedanken. Er stand am offenen Fenster und starrte nachdenklich in den leeren Hof.
»Wie kommst du denn darauf?« Julie fuhr herum. »Glaubst du etwa, ich könnte dich so schnell vergessen?« In ihrer Stimme klangen Tränen, wie so oft in den letzten Tagen.
»Nein, natürlich nicht.« Frederik streckte seine
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