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Dunkles Feuer

Dunkles Feuer

Titel: Dunkles Feuer
Autoren: Elvira Zeissler
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tot ziehst du die kleine Schlampe mir und deinem eigenen Kind vor! Dabei hast du sie selbst ins Grab gebracht. Oder wieso glaubst du, hat sie ‚den leichteren Weg genommen'? Wie poetisch. Sie hat das mit uns beiden herausgefunden. Und ihr Stolz konnte es nicht ertragen, dass sie für dich bloß genauso ein Spielzeug gewesen war wie ich.«
Mit einem wütenden Knurren machte Frederik einen Satz auf Martha zu. Aber sie wich geschickt zur Seite aus. »Doch auch Spielzeuge können sich wehren, mein Lieber. Überleg' es dir also noch mal mit mir.«
Müde ließ Frederik sich auf das Bett sinken. Es hatte keinen Sinn, sich weiter mit diesem Monster in Frauengestalt zu unterhalten. Das einzige, was sie erreichen würde, war, dass er sie mit bloßen Händen erwürgte, und es hatte genug Tote für diesen Tag gegeben.
Und so hüllte er sich in seine Trauer und seinen Schmerz wie in einen Schutzmantel ein, der ihn von der Welt abschirmte, und würdigte Martha keines Blickes.
Nach einer Weile verließ sie das Zimmer.

Irgendwann wurde Frederik ein Mahl serviert, das er kaum anrührte. Doch er stürzte begierig den schweren Wein herunter, in der Hoffnung, in der Besinnungslosigkeit Linderung zu finden.
Und tatsächlich fühlte er sich bald angenehm betäubt und schlaftrunken. Bevor er jedoch in die willkommene Bewusstlosigkeit herüber gleiten konnte, merkte er, wie sich die Tür erneut öffnete.
»Oh, wie ich sehe, wirkt meine Medizin bereits«, hörte er die gehasste Stimme spöttisch sagen. Sein Verstand war mit einem Mal wieder klar, auch wenn er weiterhin keine Kontrolle über seinen Körper hatte. Lässig schlenderte Martha zu den Resten seiner Mahlzeit herüber und blickte in die Weinkaraffe. »Gut, alles ausgetrunken.«
Panik huschte durch Frederiks Augen. Eine Regung, die der jungen Frau keineswegs entging. »Du fängst also an zu begreifen. Nun, ich hatte dich gewarnt. Jetzt musst du die Konsequenzen tragen.«
Frederiks Züge entspannten sich wieder.
»Freu dich bloß nicht zu früh. Ich kann mir vorstellen, dass der Tod für dich im Augenblick gar nicht so furchtbar wäre, obwohl du gewiss nicht zu den Männern gehörst, die sich einer Frau wegen zu Tode grämen würden. Nein, du hättest nie etwas so Übertriebenes wie die kleine Miss Elisabeth gemacht. Sich wegen Liebeskummer das Leben nehmen? Nein, das ist nicht dein Stil.« Sie kam langsam näher. »Siehst du, ich kenne dich eigentlich viel besser, als deine Braut es je getan hatte. Dennoch wäre im Augenblick der Tod viel zu gnädig für dich.« Sie zückte einen Dolch.
Frederik spürte, wie sie ihm die Handfläche aufritzte. Und mit dem letzten Funken seines Bewusstseins nahm er wahr, wie Martha einen Zettel herausholte und begann, mit seinem eigenen Blut etwas auf die Wand neben ihm zu schreiben.
»Ich hoffe bloß, dass die Zigeunerin ihr Geld wert gewesen war«, hörte er Martha noch flüstern, bevor ihn endlich die gnädige Schwärze umfing, während Martha konzentriert die Buchstaben von dem Papier in ihrer Hand abmalte.

    * * * * * *

Kapitel 9

    Julie atmete einmal tief durch und schloss konzentriert die Augen. Vor Anstrengung bildete sich eine kleine Falte zwischen ihren Augen, doch nichts geschah. Frustriert stieß sie die Luft heraus. Wieso kam er nicht? Es war schon zwei Tage her, seit sie Frederik das letzte Mal gesehen hatte, ja überhaupt ein Zeichen seiner Existenz gespürt hatte. Sie drehte sich auf die Seite und kuschelte sich in ihre Bettdecke. Es zerriss ihr das Herz, nicht zu wissen, wo er war und warum er so plötzlich verschwunden war.
Julie fühlte sich so unendlich einsam, als sie sich leise in den Schlaf weinte.
Sie merkte gar nicht, wie sie in den Schlaf herüber glitt.
Doch auf einmal spürte sie seine Gegenwart, so intensiv, wie es bisher immer in ihren Träumen gewesen war. Sie wollte ihn berühren, mit ihm sprechen. Eine Erklärung von ihm fordern, ihm ins Gesicht sagen, wie sehr er sie mit seiner Abwesenheit verletzt hat. Von ihm einfach nur festgehalten werden.
Doch sie konnte ihm nicht näher kommen. Sie sah immer nur seinen Rücken, wie er knapp außerhalb ihrer Reichweit tanzte. Julie lief ihm hinterher. »Warte!« schrie ihr Herz, doch er blieb nicht stehen. Sie folgte ihm durch einen gewunden Pfad ins helle Sonnenlicht. »Bleib bei mir!«
»Nicht hier«, antwortete eine Stimme dicht an ihrem Ohr.
Überrascht schlug Julie die Augen auf. Er war da. Er saß einfach auf ihrer Bettkante, als wäre er nie fort gewesen.
Bevor Julie
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