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Dunkles Feuer

Dunkles Feuer

Titel: Dunkles Feuer
Autoren: Elvira Zeissler
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blickte ihr noch mal prüfend ins Gesicht. »Du wirst mir doch nicht etwa krank, mein Liebling? In fünf Tagen ist unsere Hochzeit, und nichts soll diesen glücklichen Tag trüben. Oder kriegst du etwa kalte Füße?« Er gab ihr einen kleinen Kuss auf die Nasenspitze. Elisabeth rümpfte kurz die Nase, weil sie diese kleine Angewohnheit von ihm nicht so gern mochte, schaute ihm aber offen in seine Augen. »Niemals war ich mir einer Sache so sicher.« Sie drückte sich an ihn, und ihre Lippen verschmolzen in einem langen zärtlichen Kuss. Dann wandte sie sich ab. »Ich sollte mich dennoch ein wenig ausruhen.« Mit einem letzten liebevollen Blick verließ Elisabeth den Raum.

Doch so ruhig, wies sie vorgab, fühlte sie sich bei weitem nicht.
Wieso kann ich nicht immer so glücklich sein, wie in diesem Augenblick? Er liebt mich, das weiß ich, und ich liebe ihn. Was will ich also mehr? Doch eine kleine innere Stimme irgendwo in ihrem Kopf gab keine Ruhe. Du willst ihm bedingungslos vertrauen können, flüsterte sie. Du willst sicher sein, dass du dich nicht in ein Trugbild oder eine Wunschvorstellung verliebt hast, sondern in den Mann, der er tatsächlich ist. Du willst sicher sein, dass er deiner Liebe würdig ist.
Aber das ist er! schrie ihr Herz wütend aus. Er ist der einzigartigste Mann, der ihr jemals begegnet war, und ihn nicht zu lieben wäre eine Gewalttat wider ihr innerstes Selbst.
Wovor hast du also Angst? flüsterte die unbarmherzige Stimme. Wenn du wirklich an seine Unschuld glaubst, dann frag ihn doch einfach. Wenn er wirklich so ist, wie du es glaubst, wie du mit aller Kraft glauben möchtest, dann sprich ihn doch einfach an. Erklär' es ihm. Gib ihm die Chance, dein Vertrauen in ihn zu rechtfertigen. Denn wenn du es nicht tust, wird immer ein kleiner Zweifel bleiben, der euer gemeinsames Leben, auf das du dich so freust, für immer vergiften könnte. Frag' ihn, nicht nur um deiner, sondern um eueren beider Willen.
Elisabeth warf einen Blick in ihren Spiegel, und ihr wurde bewusst, dass sie die ganze Zeit in ihrem Zimmer hin und her getigert war. Ihr Spiegelbild zeigte ihr ein blasses Geschöpf mit leicht fiebrig glänzenden Augen. Verächtlich sah sie sich an.
»Das nennst du Vertrauen?« warf sie ihrem Spiegelbild vorwurfsvoll entgegen.
Sie straffte ihre Schultern und ordnete ihr Schultertuch. Mit energischen Schritten verließ sie ihr Zimmer. Sie würde mit Frederik sprechen und diese Sache ein für alle Mal aus der Welt schaffen. Denn sie liebte ihn und vertraute ihm und hatte keinen Grund, seine Antwort zu fürchten.

Ihre Suche lenkte sie zuerst in die Bibliothek, doch ihre Hoffnung, ihn da zu finden, wurde schnell enttäuscht, als sie das große Zimmer völlig leer vorfand. Auch bei den Ställen konnte sie ihn nicht finden. Jedoch meinte ein Stallbursche, ihn in die Richtung des Parks gehen gesehen zu haben.
Tapfer unterdrückte Elisabeth ein jäh aufsteigendes Gefühl der Beunruhigung. Das hatte nichts zu bedeuten. Der Park war einer von Frederiks liebsten Orten. Dorthin ging er oft, um nachzudenken, um sich zu entspannen, um allein zu sein oder um glückliche Momente gemeinsam mit ihr zu verbringen.
Wie oft war sie in den vergangen Wochen auf der Suche nach ihm zu ihrer Laube gegangen, wo er dann stand und mit einem leichten Lächeln auf sie wartete, sie fest an seine Brust drückte und sie alle Sorgen vergessen ließ.
Ein Lächeln kräuselte Elisabeths Lippen bei diesen glücklichen Erinnerungen, und ihre Füße schlugen von allein zielsicher den Weg zu dem kleinen Pavillon ein, der Zeuge ihrer schönsten Stunden gewesen war.
So sicher war sie sich, Frederik dort vorzufinden, dass sie für einen Moment tatsächlich glaubte, seine schlanke Gestalt zu sehen, wie sie sich an einer der Stützsäulen lehnte. Doch ihre Sinne hatten sie getäuscht. Bald darauf stand sie mitten in dem kleinen Bauwerk und sah sich ratlos nach allen Seiten um. Es war ihr klar, dass ihre Chancen, ihn zu finden, nicht sehr hoch waren. Dennoch beschloss sie, den Park nach ihm zu durchsuchen. Vielleicht würde er ja ihren Wunsch, ihn zu finden, spüren und seine Schritte instinktiv in ihre Richtung lenken, um seinen einsam begonnenen Spaziergang doch noch mit ihr zu beenden.
Je länger sie durch den Park streifte, desto unruhiger wurde ihr Herz, und desto schneller wurden ihre Schritte. Schließlich konnte Elisabeth die Ungewissheit nicht länger ertragen und schlug den Weg zu der einen Stelle im Park ein, die sie bisher
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