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Dunkler Spiegel

Titel: Dunkler Spiegel
Autoren: Diane Duane
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hinaus, das sich wie »Sie ist hinter mir her! Sie ist hinter mir her!« anhörte. Prompt wurde er von dem angekündigten Ungeheuer über die Bühne verfolgt, einer Riesenschlange, die verdächtig nach zahlreichen Mitarbeitern der technischen Abteilung aussah, denen man einen »chinesischen Drachen« übergestülpt hatte, der aus Decken von der Krankenstation und einem bunt gestrichenen Abfallbehälter als Kopf bestand. »Tamino« wurde überzeugend ohnmächtig, als er das Ding sah, und brach auf der Bühne zusammen. Die Drei Damen traten in Gestalt der Lieutenants Hessan, Renner und Egli auf, betäubten das Ungeheuer mit ihren Phasern und »sangen« dann bezaubernd von der wunderschönen Tochter der Königin der Nacht, und daß Tamino sich wirklich mit ihr zusammentun sollte.
    Die Logen füllten sich weiterhin. Picard schaute sich um und erkannte hauptsächlich Angehörige der Brückencrew, aber Lieutenant Barclay war auch dort, in Begleitung seiner Kollegen von der Computerabteilung. Dr. Crusher saß auf einer Seite und lachte sich sowohl über das Publikum als auch über die Aufführung krumm. Kurz darauf kam Commander Hwiii hereingeschwebt; er trug in seinen Manipulatoren ein Tablett und hielt lächelnd neben Picard an. Picard roch Kaviar und kicherte.
    Hwiii schaute hinab. »Commander«, sagte er, »ist das die Dame, von der Sie gesprochen haben? ›Asti Spumante, die Königin der Nacht‹?«
    »Fast«, sagte Riker. »Astrafiammante. Mann, sieht sie nicht toll aus?«
    Allerdings. Es war Troi, das Haar zu einem erstaunlichen Gebilde hochgesteckt, das von replizierten Diamanten in Taubeneigröße geschmückt wurde, und in der fließenden ebenholzfarbenen Robe der Königin, die wie die Nacht selbst funkelte. Im Scheinwerferlicht strahlte Troi, als wäre sie selbst ein Diamant. Sie begann zu singen, oder erweckte zumindest den Anschein, und die wütenden und melodiösen Klagen der über die »Entführung« ihrer Tochter entrüsteten Königin schwangen im Raum wie brennende Harfensaiten. Das Publikum prügelte sich ungerührt weiter.
    »Ah, süße Harmonie«, sagte Picard leise.
    »Harmonie?« sagte Hwiii und gab Picard eine Sektflöte. »Aber nein. Die Traube ist ein Gewürztraminer. Nicht sehr trocken, aber sehr lecker.«
    Picard nahm das Glas und lächelte. »Ich wußte gar nicht, daß Sie Wein trinken.«
    »O doch«, sagte Hwiii freundlich, »wenn Mr. Worf
    mir nicht den Strohhalm gestohlen hat.«
    »Ich hätte nicht gedacht, daß die Counselor sich freiwillig für die Rolle der Königin meldet«, sagte Data. »Die ist ja schließlich mehr oder weniger die Schurkin der Oper.«
    »Seien Sie lieber auf der Hut, Commander«, sagte Geordi, der die »Bühne« kurz verlassen hatte, um sich einen Schluck Sekt zu besorgen, zu Riker. »Sonst kommt sie vielleicht noch auf den Geschmack.« Er grinste. »Sie hätten sie da drüben sehen sollen. Grr!« Das Geräusch klang sehr mißbilligend. Riker warf ihm amüsiert einen schrägen Blick zu und beobachtete dann wieder Troi.
    Der Wahnsinn auf der Bühne ging noch lange so weiter. Leute traten auf und wieder ab, entweder laut Plan oder improvisiert. Die Aufführung hielt sich an die Musik, wenn auch nicht an die Kostüme oder die Charakterisierung. Die Stimmen übertönten mit ihrem Wohlklang alles und bestätigten erneut den Triumph der Ordnung und Liebe über das Chaos und den Haß. Ein edles Thema, dachte Picard, und er freute sich, es erneut zu hören, besonders nach den letzten Tagen. An jenem dunklen Ort hatte es Augenblicke gegeben, da er seine Zweifel gehabt hatte.
    Die Aufführung dauerte sehr lange. Picard hatte gar nicht gemerkt, wie müde er war, bis er plötzlich feststellte, daß Riker und Worf sich unten auf der Bühne befanden, beide noch in ihrer »Gesellschaftskleidung«, und inmitten eines farbenprächtigen, aus voller Kehle schmetternden Chores des neunzehnten Jahrhunderts, der hektisch etwas über »ihre Hüte« sang. Ich bin eingeschlafen , dachte er. Und das mitten in der Zauberflöte . Kein gutes Zeichen.
    Er sah sich in der fast leeren Loge um und machte das Funkeln von Augen aus, die ihn aus der Ferne durch das Halbdunkel beobachteten. Leicht peinlich berührt stand er auf, verließ die Loge, trat auf den breiten Gang und näherte sich der Tür des Holodecks. Sie öffnete sich für ihn, und Picard trat hinaus und blieb einen Augenblick lang im gewohnten Licht des Korridors stehen, das zwar gedämpft war, aber genau so, wie es sein sollte.
    »Ich habe
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