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Dunkle Seelen

Dunkle Seelen

Titel: Dunkle Seelen
Autoren: Gabriella Poole
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ihnen waren dem Tod entkommen.
    Aber sie versuchte, nur für den Moment nicht an Jake und Isabella zu denken. Sie konnte es nicht. Wenn sie es tat, würde sie den Verstand verlieren. Sie schloss kurz die Augen und atmete die salzige Brise ein. Schuldge-fühle hin, Schuldgefühle her, es war gut, am Leben zu sein.
    »Danke, Cassie.«
    Sie hörte auf zu kauen. »Das brauchst du nicht immer wieder zu sagen. Ehrlich.«
    »Nicht dafür. Ich meine, dafür, dass du Sir Alric in Bezug auf die Sache mit Jess nicht die Wahrheit gesagt hast.«
    »Woher weißt du, dass ich das nicht getan habe?«, fragte sie mit einem leichten Lächeln.
    Richard stützte sich auf den Tisch. »Er hat mich gestern Nachmittag in sein Büro rufen lassen, damit ich ihm Bericht erstatte. Wenn er über Jess Bescheid gewusst hätte und dass ich Ranjit aufgehalten habe... wäre ich heute schon nicht mehr hier. Hinausgeworfen. Das weißt du.«
    »Ich konnte es dir nicht antun.« Sie zuckte die Achseln, dann fügte sie leise hinzu: »Ich habe genug Freunde verloren.«
    »Na ja, danke.Vor allem, da ich es verdient hätte, hinausgeworfen zu werden.«
    Cassie ließ ihren Brocken Brot auf den Teller fallen und faltete die Hände. »Richard... hättest du mir das nicht früher erzählen können? Es hätte so viel erklärt.«
    Und, fügte sie in Gedanken hinzu, es hätte Jake vielleicht von Ranjits Unschuld überzeugt, lange bevor irgendetwas von alledem geschehen war.Vielleicht hätten sich die Dinge anders entwickelt. Aber Richard wusste das. Es war nicht nötig, es ihm unter die Nase zu reiben.
    »Ich habe versucht, es dir zu sagen. Wirklich. Ich habe nur nie den richtigen Zeitpunkt dafür gefunden.« Er lächelte kläglich. »Hätte ich ihn je gefunden?«
    »Ich weiß. Ich versteh schon, wirklich. Ich wünschte nur, du hättest mir genug vertraut, um es mir zu erklären.«
    »Aber ich habe es ja versucht. Erinnerst du dich an die Nacht am Strand? Ich war kurz davor, es dir zu erzählen. Und dann...«
    Sie fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und biss sich hart auf die Unterlippe. »Oh, Gott, natürlich. Und dann wurde Yusufs Leiche angespült. Natürlich. Es tut mir leid.«
    »Und dann neulich abends in deinem Zimmer, als wir uns diesen Ausdruck angesehen haben? Da habe ich es noch einmal versucht, aber... wir wurden abgelenkt.«
    Sie errötete bei der Erinnerung an diesen impulsiven Kuss und die Gefühle, die er in ihr geweckt hatte.
    Plötzlich wirkte Richard beunruhigt. »Ich wusste es nicht, Cassie. Ich wusste nicht, was Katerina vorhatte, sonst hätte ich mich niemals darauf eingelassen. Das glaubst du mir doch, oder?«
    Sie sah ihm in die Augen. »Ja. Das tue ich, Richard.«
    Er senkte den Kopf und rieb sich die Schläfen. »Ich werde mir das niemals verzeihen. Oder dass... dass ich dich überhaupt in diese Lage gebracht habe. Ich dachte ... ich dachte, ich täte etwas Gutes, indem ich dafür sorgte, dass du initiiert wurdest, aber...«
    Cassie beugte sich vor und legte ihm eine Hand auf die Wange. »Es ist okay, Richard. Nicht du warst derjenige, der Jess getötet hat; es waren Katerina und Keiko. Und was das betrifft, was mir zugestoßen ist - na ja...« Sie seufzte. »Das ist jetzt Schnee von gestern. Es ist in Ordnung.«
    »Ist es nicht. Aber ich werde damit leben müssen.« Er blickte zu ihr auf, dann legte er eine Hand auf ihre und hielt sie fest.
    »Richard.«
    Sie sollte ihm die Hand jetzt entziehen, das sollte sie wirklich. Es war nicht passend, es war... keine gute Idee. Aber sie schaffte es nicht, schaffte es körperlich nicht. Es war nicht wie die irrsinnige Anziehung zwischen ihr und Ranjit, dieser unmögliche Magnetismus, nicht annähernd. Aber sie schaffte es trotzdem nicht, sich von ihm zu entfernen. Es fühlte sich zu gut an. Zu verführerisch.
    Jetzt beugte auch Richard sich vor, und während sie ihm in die Augen schaute, fuhr er sich mit der Zunge langsam über die Lippen und holte tief Luft.
    Und dann drückte er seinen Mund, warm und weich, auf ihren.
    Ein sehnsüchtiges Gefühl schnürte ihr die Kehle ab, kombiniert mit einem elektrisierenden Kitzel des Verlan-  gens. Beinahe unwillkürlich legte sie ihm den Arm um den Nacken und zog den Kuss in die Länge, die Finger in sein seidiges Haar versenkt. Sie suchte nach seiner Zunge, stieß ein kleines, gedämpftes Keuchen aus und spürte, wie er sie sehnsüchtig fester an sich zog. Aber nach einem Augenblick — einem langen, köstlichen Augenblick — ließ sie ihn widerstrebend
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