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Dunkle Seelen

Dunkle Seelen

Titel: Dunkle Seelen
Autoren: Gabriella Poole
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Tränen in die Augen. »Bitte«, flüsterte sie. Sie hielt seine Hand fest. »Bitte, bleib, und wir werden es in Ordnung bringen.«
    Schritte, eilige Schritte und ferne Rufe. Ranjit blickte panisch auf, dann wandte er sich ihr zu, nahm ihr Gesicht abermals zwischen beide Hände und schaute ihr mit grimmiger Liebe in die Augen. »Das war es, was ich tun wollte, es in Ordnung bringen! Ich wollte alles in Ordnung bringen, die Dinge zwischen uns besser machen - mehr nicht. Wenn du keine Auserwählte wärst, wenn der Geist fort wäre, dann könnten wir zusammen sein, verstehst du?«
    »Ranjit, was hast du denn geglaubt, wie der Anhänger das fertigbringen könnte?« Sie strich ihm über die Wangenknochen, den Nasenrücken, die Lippen. »Sir Alric hat behauptet, dass wir nicht zusammen sein dürfen. Du hast ihm zugestimmt. Nichts anderes hat uns voneinander ferngehalten.«
    »Doch, da ist noch etwas anderes. Und du weißt es. Unsere Geister, der Konflikt zwischen ihnen. Sie halten uns voneinander fern. Aber Estelles Geist... ich dachte, weil sie nicht komplett mit dir vereint wurde... der Anhänger kann die Macht des Geistes hinausziehen; das Messer kann den Geist zur Gänze vom Wirt trennen; die Urne kann ihn festhalten. Ich wollte sie aus dir herausholen!«
    NEIN! Böser Junge, böser Junge...
    Cassie schüttelte sie ab. »Wunden heilen, alte Bande lösen. Ich weiß. Ich verstehe. Siehst du, du wolltest nie-  mandem Schaden zufügen, du ...«
    »Aber ich habe es getan.«
    »Du hast mir doch immer erzählt, dass der Geist ein Recht habe zu leben. Wenn du sie aus mir herausholen würdest, könnte sie sterben, Ranjit!«
    »Ich dachte... Gott weiß, was ich dachte. Und weißt du was? Es war mir egal. Wäre Estelles Geist dabei gestorben, dann hätte es eben so sein sollen. Ich wollte dich nur zurückhaben, Cassie! Ich wollte, dass du frei bist, so wie du es sein wolltest. Du hast es dir nicht aussuchen können. Ich wollte einfach... ich wollte dich einfach zurückhaben!«
    Wieder standen Tränen in Cassies Augen und sie brachte kein Wort heraus.
    Er wird MIR etwas antun! Töte ihn, töte ihn, töte ihn!
    Sie beachtete den Geist, der in ihrem Kopf schrie, nicht weiter. Es war zu wichtig, sich auf Ranjit zu konzen-trieren, ihn festzuhalten, ihn zum Bleiben zu bewegen. »Ranjit...«
    »Ich muss gehen.«
    »Nein«, sagte Cassie schwach. »Nein...«
    Abrupt zog Ranjit sie an sich und küsste sie auf die Lippen. Cassie schlang die Arme noch wilder um ihn und versuchte, ihn festzuhalten. Es hatte keinen Sinn. Er löste sich von ihr, und sie sah, dass auch in seinen Augen Tränen standen.
    »Bleib«, wisperte sie.
    »Ich liebe dich, Cassie.«
    Und dann riss er seine Jutetasche vom Boden hoch und verschwand in der Dunkelheit.

KAPITEL 28
    Die Schritte erklommen jetzt die steinernen Stufen des Bogengangs. Cassie konnte sie hören. Zwei Personen, und sie rannten. Sie riefen ihren Namen. Riefen Ranjits Namen. Und Jakes Namen... Es war Isabella. Sie hatte mit ihrer Vermutung richtig gelegen. Isabella und Sir Alric. Ein wilder Zorn auf das Oberhaupt der Akademie durch-  zuckte Cassie. Es war alles seine Schuld. Er hätte alles verhindern können!
    Schnell drehte sie sich zu dem Anhänger. Perlgrün lag er still da, ein toxisches Leuchten auf den uralten Stei-  nen. Sie ging in die Hocke und streckte ihre Hand nach ihm aus. Und als ihre Finger sich dem Anhänger näherten, sah sie, dass die Kreaturen sich zu regen begannen. Eine Meerjungfrau gähnte und zeigte ihre Reißzähne, eine zusammengerollte Schlange wickelte sich auf, ein Leopard reckte sich ...
    »FASSEN SIE IHN NICHT AN!«
    Ruckartig fuhr sie herum und erhob sich taumelnd. Sir Alric stand unter dem ersten Bogen, eine lederne Aktentasche in einer Hand, und betrachtete voller Grauen die Szene. Hinter ihm drängte sich Isabella vorbei und stolperte beinahe in ihrer Hast, zu Jake zu kommen. Mit einem Aufschrei fiel sie neben ihm auf die Knie, während Sir Alric zu Richard hinüberging, sich neben ihn kniete und den Puls an seiner Kehle fühlte. Cassies eigenes Herz hämmerte wie verrückt.
    »So helft uns doch, bitte!«, schrie Isabella. »Irgendjemand muss Jake helfen!«
    »Sir Alric, bitte«, drängte Cassie ihn.
    Sir Alric hob den Kopf und sah Isabella und Jake ausdruckslos an. »Still«, blaffte er schließlich. »Alles der Reihe nach«, murmelte er vor sich hin.
    Dann öffnete Sir Alric die Aktentasche und holte eine vertraute, zerbrechlich schöne Schatulle heraus und eine
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