Dunkle Seelen
Richtung. Und Cassie schlug fester zu und warf Ranjit in die Luft.
Er landete wie ein Tiger auf den Füßen. Seine Augen brodelten, als er seinen Blick auf sie richtete. Sie leuchteten wahnsinnig vor Leidenschaft und Zorn.
»Du beschützt ihn?«, zischte Ranjit durch zurückgezogene Lippen. Es klang grauenvoll. »Er ist derjenige, der dich in diesen Schlamassel hineingeritten hat! Er ist schuld, dass wir getrennt sind! Ich bin derjenige, der dir hilft, Cassie!«
»Geh weg von ihm. Von ihnen beiden!« Cassie wusste dass ihre Stimme zitterte, aber ob vor Furcht oder vor Wut hätte sie nicht sagen können.
Ranjit warf den Kopf in den Nacken und stieß ein furchtbares, kreischendes Lachen aus. »Mein Gott, es ist eine solche Ironie! Du verteidigst auch noch Jake!«
»Ranjit, reiß dich zusammen«, knurrte sie und versuchte verzweifelt, zu ihm durchzudringen. »Das bist nicht du!«
»Ich habe es dir schon einmal gesagt, ich bin es mehr denn je, Süße.« Wieder lachte er und streckte den Kopf vor, während er sie angrinste. Dabei baumelte etwas aus seinem schwarzen T-Shirt heraus. Ein leuchtend grünes Etwas an einer silbernen Kette.
Wie gebannt vor Entsetzen starrte sie das Ding an, das sanft und glitzernd hin und her schwang. Die Morgen- dämmerung warf ihr erstes schwaches Licht in das gewaltige Grabmal und sie konnte die Jade deutlich sehen. Es war ein schlichter Kreis, aber er bewegte sich, zappelte, lebte. Sie wusste, wenn sie genauer hinschaute, würde sie die in den Stein geschnittenen Kreaturen erkennen. Es würden dieselben sein, die auf dem Messergriff in Jakes regloser Hand lebten und sich wanden. Dieselben, die sie in der Gravur auf dem Manuskript gesehen hatte.
»Ranjit«, flehte sie, während ihr die Tränen die Wange hinunterrannen. »Der Anhänger. Es ist der Anhänger.«
»Ja«, zischte er. »Die Jade. Sie ist perfekt. Jetzt lass mich es zu Ende bringen, lass mich mein Geschenk vollenden.«
»Hör auf, Ranjit! Du hast... du hast schon genug Menschen getötet!«
»Ja natürlich, nicht zu vergessen Jessica.« Er versetzte Jakes Körper einen geringschätzigen Tritt. »Die liebe Jessica.«
»Nein«, wisperte Cassie.
»Doch«, knurrte er, und seine roten Augen brannten sich in ihre. »Ich habe sie natürlich nicht trocken gesaugt. Aber ich bin lange genug fortgeblieben, damit die anderen es tun konnten. Ich habe sie im Stich gelassen, ich habe sie sterben lassen. Darin bin ich gut, Cassandra. Darin bin ich gut. Genau wie du gesagt hast. Aber jetzt... jetzt mache ich es an dir wieder gut, verstehst du nicht?«
Für einen Moment schloss sie die Augen und rang um Selbstbeherrschung.
»Hast du mich gehört? Hast du gehört, warum sie schreiend starb? Ich war es... Aber es war auch er!« Dies- mal waren es Richards Rippen, die einen Tritt abbekamen. »Cleverer kleiner Mistkerl, mich in sein Geschwätz einzulullen und aufzuhalten, bis Jessica tot war. Aber was soll's. Sie war nur eine Sterbliche.« Wieder stieß Ranjit ein bitteres Lachen aus.
»Ranjit, nimm den Anhänger ab!«
»Niemals«, erwiderte er grinsend.
Er krallte die Hand in die Luft über Richard und diesmal schwebte der gesamte Körper des Jungen zu ihm empor. Er sah bereits trocken und leer aus, die Adern traten hervor, das Leben war beinahe erloschen. Wie machte er das ...? Er konnte doch nicht... oder?
Doch, er konnte... er projizierte seinen Geist.
Der Anhänger ermöglichte es ihm, seinen Geist aus sich herauszuziehen, genau wie es in dem Manuskript stand. Aber er konnte ihn weiterhin kontrollieren, konnte ihn projizieren, seine Macht benutzen, wie Cassie es mit der von Est...
Genug jetzt. Sie hatte keine Zeit mehr zu verlieren. Mit einem Zornesschrei entfesselte Cassie abermals ihre Macht und richtete sie auf Ranjit, diesmal mit ihrer gesamten, durch frische Nahrung aufgebauten Stärke. Er wurde zurückgeschleudert, rutschte über den Boden, rollte sich aber ab und sprang auf, als hätte er nicht einmal einen Kratzer davongetragen.
»Zwing mich nicht, das zu tun, Cassie.« Aber er flog auf sie zu.
Sie spürte, wie er mit seinem vollen Gewicht in sie hineinkrachte, sie umriss, bevor er auch nur in ihrer Nähe war. Sie hatte keine Zeit, sich von dem Schlag zu erholen, als er schon neben ihr war und ihr die Faust in den Magen rammte, sodass ihr die Luft wegblieb. Dann packte er sie an der Kehle.
Sie rappelte sich auf, kämpfte sich brüllend frei und schlug blind mit ihrer projizierten Macht um sich. Vage hörte sie sein
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