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Dunkle Seelen

Dunkle Seelen

Titel: Dunkle Seelen
Autoren: Gabriella Poole
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dann herrschte Stille.

KAPITEL 27
    Cassie zitterte, die Hände auf den Mund gepresst. Sie wagte es nicht, einen der drei reglosen Körper anzusehen. Also ging sie zögernd näher an den Jadeanhänger heran.
    Er leuchtete noch immer schwach, in einem geisterhaft grünen Licht. Aber die Kreaturen waren erstarrt, bewegungslos. Wachsam schlich sie um den Anhänger herum und trat neben den nächsten Sarkophag. Die Oberfläche der Jade sah so glatt aus, dass sie sie am liebsten berührt hätte. Ihre Finger krochen auf den Anhänger zu, doch dann hob sie die Hand an den Mund und biss sich in die Fingerknöchel.
    »Cassie ... ?«
    Sie fuhr herum. Das Flüstern klang benommen und zittrig. Sie sah, dass Ranjit sich halb aufgerichtet hatte und sich seinen von blauen Flecken übersäten Hals rieb. Ihr Herz hämmerte und sie konnte einen erleichterten Aufschrei nicht unterdrücken. Sie wusste es sofort. Er war wieder er selbst. Er war wieder Ranjit.
    Weinend fiel sie neben ihm auf die Knie. »Es tut nur leid, es tut mir so leid.«
    »Du musstest es tun... Ich... ich wollte nicht...« Er umklammerte seinen Kopf und schüttelte ihn. Dann begann er erneut zu flüstern, so leise, dass sie sich vorbeugen musste, um ihn zu verstehen. Kleine elektrische Impulse zuckten zwischen seiner Haut und ihrer hin und her. Sie beugte sich über seinen blutenden Kopf und legte ihm die Arme um die zitternden Schultern.
    Egal, wie verfahren die Situation war, es tat gut, ihn wieder zu berühren.
    »Oh Gott.« Er war kaum zu verstehen und er reagierte nicht auf ihre Berührung. »Cassie. Was habe ich getan?«
    »Schon gut. Alles ist gut.«
    »Nein. Ist es nicht.«
    Sie schluckte. Irgendwie hatte sie nicht daran gedacht, dass er sich womöglich an alles erinnern könnte, an alles...
    »Es tut mir 1-l eid«, krächzte er. Dann hob er den Kopf, um zu Richard und Jake hinüberzuschauen. Aber Cassie hielt ihn grimmig fest und erlaubte ihm nicht, die beiden anzusehen.
    »Ich versichere dir, dass alles gut wird. Es war der Anhänger. Er war verflucht, er hat dich dazu gebracht...« Ihre Stimme verlor sich und sie küsste ihn aufs Haar. Er zuckte jedoch zurück.
    Bebend holte er Luft und schüttelte heftig den Kopf. »All das wäre nicht passiert, wenn ich nicht danach ge-  sucht hätte, wenn ich es nicht getan hätte. Die M-Morde. Irgendwo tief im Innern muss das meine Idee gewesen sein. Es muss von mir gekommen sein.«
    Sie wusste nicht, was sie darauf sagen sollte. Daher zog sie ihn noch fester an sich. Wahrscheinlich hatte er recht. Er - und sein Geist. Der Geist war stark, aber er war auch dunkel. Ein Zusammenprall zweier Persönlichkeiten hatte er einmal gesagt...
    Plötzlich hörte sie ein Geräusch. Es war schwer zu sagen, was es war, aber es kam näher. Sie drehte sich in die Richtung, aus der es kam, und spitzte verzweifelt die Ohren. War das ein Auto? Nein, kein Auto. Konnte es ein Schnellboot sein? In der stillen Nacht auf dem Bosporus? Ja. Es kam aus Richtung der Akademie und das Geräusch trug über das ansonsten stille Wasser. Ihre Sinne vibrierten noch immer von der Macht, sodass Cassie es mit Bestimmtheit sagen konnte. Das Geräusch war noch fern, aber es näherte sich dem Ufer.
    Ranjit musste es ebenfalls gehört haben. Er versteifte sich in ihren Armen, dann sprang er auf und schüttelte sie ab.
    »Wer ist das?«
    »Es muss Isabella sein. Allerdings kann sie kein Boot fahren, das hat sie mir in den Ferien erzählt. Ich wette, sie hat Sir Alric verständigt.« Sie spie seinen Namen praktisch aus.
    »Dann muss ich gehen.«
    »Ranjit, warte!« Mit beiden Händen umfasste sie sein Gesicht. Es war immer noch bleich und ungläubig an-  gespannt, und seine Augen waren zwar nicht länger rot, aber glasig vor Entsetzen. »Bitte, Cassie. Ich wollte nicht, dass das geschieht. Ich wollte nichts von alledem!« Er zog ihre Hände von seinem Gesicht und küsste sie. »Sag ihm das!«
    »Sag es ihm selbst!« Trotz allem erschauerte Cassie, als seine Lippen sie berührten. Sie beugte sich hastig vor und küsste sein Gesicht. »Ranjit, Sir Alric wird es besser verstehen als irgendjemand sonst. Er wird über den Anhänger Bescheid wissen, er wird wissen, was zu tun ist. Er...«
    »Nein! Ich kann nicht hierbleiben. Ich habe g-getötet ..« Er sog scharf die Luft ein. Was er getan hatte, schien ihn erneut überwältigen zu wollen. Dann starrte er Richard und Jake an und wich kopfschüttelnd zurück.
    Cassie folgte ihm und die Verzweiflung trieb ihr heiße
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