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Kissing a Fool

Kissing a Fool

Titel: Kissing a Fool
Autoren: Kajsa Arnold
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    1. Kapitel
     
     
     
    Der alte Käfer gibt ätzende Geräusche von sich und ich bete, dass er durchhält, bis ich mein Ziel erreicht habe. Dass ich es überhaupt erreiche, ist sowieso äußerst unwahrscheinlich, denn Tränen laufen mir unaufhörlich die Wangen hinunter und verschleiern meinen Blick. Ich fahre mehr nach Gefühl, als dass ich wirklich etwas sehe. Der Weg ist nicht weit, ich überquere eine Kreuzung, obwohl die Ampel auf Rot steht. Zum Glück gibt es keinen Verkehr, der meinen Weg kreuzt, und ich komme mit heiler Haut davon, die Verkehrspolizei hat an diesem Spätsommerabend wohl etwas anderes zu tun.
    Hektisch stürme ich ins Firework. Zum Glück arbeite ich mit Luc und Jimmy, jemand anderen hätte ich heute auch nicht ertragen. Ich sehe Lucs fragenden Blick, als ich an ihm vorbeijage, um meine Klamotten im Mitarbeiterraum zu verstauen.
    »Sorry, ich bin zu spät. Tut mir leid, Jungs«, rufe ich ihnen zu, als ich meine Arbeit aufnehmen will.
    Jimmy hebt grüßend die Hand, doch Luc mustert mich und dreht mich an der Schulter herum, dirigiert mich wieder ins Hinterzimmer.
    »Was ist los mit dir? Du hast geweint, leugne es nicht, man sieht es an deinen roten Augen. Außerdem solltest du dein Augen-Make-up in Ordnung bringen, so kann ich dich nicht arbeiten lassen.«
    Ich schaue in den Spiegel, der neben den Spinden hängt. »Scheiße!«, stöhne ich, als ich meine Waschbäraugen sehe. Ich suche nach einem Taschentuch und vernichte die verräterischen Spuren.
    »Also, was ist los?«, setzt Luc nach und ich weiß, er wird nicht aufgeben, bevor ich nicht alles haarklein erzählt habe.
    »Jaden ist passiert. Mehr nicht, alles okay, nur ein kleiner Ausrutscher«, mehr bekomme ich nicht heraus, da fange ich schon wieder an zu heulen, wie ein kleines Mädchen.
    Ohne weiteren Kommentar nimmt er mich in die Arme und streicht mir tröstend über den Rücken. Ich weiß nicht, wie lange wir so da stehen, bis Luc fragt: »So schlimm?«
    Langsam löse ich mich von ihm. »Hmhm«, nicke ich und putze, ohne ihn anzusehen, meine Nase, deren Spitze rot leuchtet, wie bei Rudolf dem Rentier , dabei ist Weihnachten noch ein wenig hin. »Meine Mom ...«, bringe ich zwischen zwei Schniefern heraus.
    »Was ist mir deiner Mom?«
    »Ich weiß jetzt, wer sie angefahren hat ... und es ist so schrecklich ...« Langsam beginne ich zu erzählen, wie ich erfahren habe, das Harry Styles, Jadens Vater, betrunken den Unfall verursachte, der meine Mutter in den Rollstuhl brachte.
    Luc hört sich die ganze Geschichte an, ohne mich zu unterbrechen. Er lehnt mit vor der Brust verschränkten Armen am Tisch. »Was willst du jetzt machen?«
    Meine Schultern zucken, ohne dass ich mir wirklich bewusst bin, meine Muskeln zu bewegen. »Ich weiß es nicht genau.«
    »Kannst du arbeiten?«
    Ich nicke.
    »Gut, dann komm, wir können Jimmy nicht so lange allein lassen . Später kommst du erst einmal mit zu uns. Du kannst im Gästezimmer übernachten.« Er zieht mich in seine Arme und küsst meine Stirn. »Das bekommen wir hin.«
    Ja, klar! Nichts leichter als das!, denke ich und werfe einen letzten Blick in den Spiegel.
     
    Dass ich diesen Abend überstehe, ist nur meinen beiden Schutzengeln namens Luc und Jimmy zu verdanken, die jede durcheinandergebrachte Bestellung, jedes kaputte Glas und verschüttete Getränk in Ordnung bringen. Aber noch mehr, als ihre helfenden Hände, bin ich dankbar für ihre zuversichtlichen Blicke. Ich fahre am Ende unserer Schicht mit meinem Käfer hinter den beiden her und gegen zwei Uhr liege ich vollkommen erschöpft in dem Gästebett der beiden, doch an Schlaf ist nicht zu denken. Mein Kopf ist vollkommen durcheinander, ich weiß nicht, auf wen ich mehr sauer bin? Auf Henry, der sich das Wohlwollen meiner Mutter mit einem gelogenen Ich liebe dich erkaufen will? Auf meine Mom, die mal wieder die Augen verschließt und nur das Gute in allem sieht, obwohl das Gute ihr so viel Kummer eingebracht hat? Oder auf Jaden, der mich nach Strich und Faden belogen hat?
    Zu viele Fragen, zu viele ungewisse Antworten. Das arme Kopfkissen, ich knuffe es so wild, dass ich nicht mit ihm tauschen möchte. Erst gegen Morgen falle ich in einen unruhigen Schlaf, werde wach, als ich das Brummen meines Handys höre. Ich habe es auf lautlos gestellt, doch der Vibrationsalarm gibt nicht auf.
    Langsam rolle ich mich aus dem Bett, wühle in meine r Tasche und finde es, nachdem der Alarm bereits wieder verstummt ist. Siebzehn Anrufe in
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