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Dunkle Seelen

Dunkle Seelen

Titel: Dunkle Seelen
Autoren: Gabriella Poole
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Arme um den Körper, senkte jedoch nicht ihren wilden Blick.
    »Oh, Sie hätten ihn aufhalten können. Wir beide wissen das. Sie haben sich von ihrer fehlgeleiteten Loyalität daran hindern lassen, Ranjit der Gerechtigkeit zuzuführen.« Er ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl sinken und sah Cassie wütend in die Augen. »Und überhaupt. Warum, Ms Bell, hätte Richard sich allein mit Ranjit treffen sollen?«
    »Das weiß ich nicht«, log sie. Sie kannte zumindest einen Teil des Grundes. Er hatte Cassie helfen wollen, um ihr zu beweisen, dass er es wert war.
    »Es ist ein völliges Durcheinander.« In Sir Alrics Augen stand jetzt ein abwesender Blick. Wahrscheinlich machte er sich Sorgen darüber, dass er dem Rat Rede und Antwort würde stehen müssen, dachte Cassie ohne jedes Mitgefühl. »Isabella war von Sinnen, als sie Jake in die Schule geschmuggelt hat«, fuhr Dark fort. »Was wollte sie damit erreichen?«
    »Ich bezweifle, dass sie irgendetwas erreichen wollte. Sie hat ihn geliebt. Sie wollte ihn sehen, sie wollte ihm helfen. Was ist daran so schrecklich?«, fragte sie mit trotzig vorgestrecktem Kinn.
    »Sehen Sie sich nur an, wie das geendet hat, Cassandra.«
    »Das ist nicht Isabellas Schuld. Denken Sie ja nicht, Sie könnten unsere Schuld ihr aufbürden.« Cassie erhob sich und ging zum Bücherregal. Sie konnte das Manuskript der Auserwählten immer noch hinter den alten ledernen Buchrücken spüren, versteckt in seinem Safe.
    Sir Alric Dark stieß einen leisen Seufzer aus. »Wie geht es Ms Caruso überhaupt?«
    »Der Arzt hat ihr Beruhigungsmittel gegeben. Ihre Eltern holen sie heute Nachmittag ab.« Mehr gab es dazu nicht zu sagen. Wie ging es Isabella? Ihr graute davor, darüber nachzudenken. Und ihr war es egal, wie Sir Alric der Welt Jakes Tod erklären wollte. Das war sein Problem. Und eins, das er in hohem Maß verdiente. Sollte er doch versuchen, es einmal mehr zu vertuschen.
    Aber da war etwas, das ihr nicht gleichgültig war. »Wird Richard sich erholen?«
    »Ja. Obwohl es ziemlich knapp war. Ohne die Tränen wäre er gestorben.«
    »Ja, ich weiß«, antwortete sie trocken und dachte an die Injektion, die sie selbst zu Beginn des vergangenen Trimesters erhalten hatte. »Diese Tränen sind starker Tobak.«
    »Erstaunlich starker Tobak«, murmelte er.
    Cassie musterte ihn eingehend. Sie brannte darauf, zu fragen, was er mit dem Messer und dem Anhänger ge-  macht hatte, aber sie hielt den Mund. Ihr Instinkt sagte ihr, dass es das Beste sei, sich nicht in die Karten schauen und ihn nicht wissen zu lassen, was sie über die Artefakte in Erfahrung gebracht hatte.
    »Wie dem auch sei«, fuhr Sir Alric fort und erhob sich abermals. »Ich schlage vor, dass Sie wieder den Unterricht besuchen, sonst werden die anderen anfangen, Spekulationen über ihre Abwesenheit anzustellen.«
    »Das tun sie ohnehin schon.«
    Er öffnete die Tür und trat beiseite. »Es wird sich alles finden, Cassie.«
    Sie ging an ihm vorbei, ohne einen Blick zurückzuwerfen. Seine Versprechungen bedeuteten so viel wie seine Version von Wahrheit. Sie spürte seinen Blick und sogar ein eigenartiges Gefühl seines Bedauerns, aber sie drehte sich nicht ein einziges Mal um, um ihn anzusehen.
    Es schien fast, als könne man die asiatische Seite von Istanbul berühren, so nah kam sie einem vor. Cassie und Richard saßen schweigend bei einem starken schwarzen Kaffee beieinander und bestaunten voller Ehrfurcht die gewaltige Festung Rumelihisari am schmalen blauen Hals des Bosporus.
    »Als die Festung erbaut wurde, nannte man sie >Halsabschneider<«, bemerkte Richard, der sich jetzt auf seinem Holzstuhl zurücklehnte. »Es gab keinen Weg an ihr vorbei.«
    »Wie passend.« Cassie lächelte ihn an. Er wirkte seltsam bedrückt und in der Stimmung für düstere Innenschau. Es sah ihm zwar nicht ähnlich, aber es war verständlich.
    Immer noch hungrig warf sie einen Blick auf Richards unangetasteten Teller, und mit einem kurzen Augen-zwinkern schob er ihn über das geblümte Tischtuch zu ihr hinüber. Sie zögerte nur einen Moment, dann zuckte sie die Achseln und machte sich über das her, was er von seinem weißen Käse, dem Brot und den Oliven übrig gelassen hatte. Das Frühstück in dem zugigen, hölzernen Cafè schmeckte wie die beste Mahlzeit, die sie je gegessen hatte. Es musste an der frischen Meeresluft liegen und an der langen Taxifahrt... und an der Tatsache, dass sie dem Tod knapp entkommen war. Wieder einmal.
    Zumindest einige von
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