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Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)

Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)

Titel: Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)
Autoren: Jeanne C. Stein
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gestern an.
    »Williams kommt auch bald«, sage ich. »Er bringt mich dann zum Friedhof.«
    Max fragt leise: »Geht es dir gut?«
    »Ja. Alles in Ordnung.«
    David wirft einen Blick auf die Uhr und greift nach der Fernbedienung. »Die Story über dich kommt sicher in den Neun-Uhr-Nachrichten.«
    Ich setze mich an sein Bett, und wir schauen fern. Ich heuchle Interesse an der fröhlichen Moderation der Nachrichtensprecher. Nach etwa fünfzehn Minuten wird die Story über El Centro, meine Rückkehr aus Mexiko und Davids Tod gesendet. Der Sender blendet ein Foto von mir ein, das ich im ersten Moment nicht erkenne. Dann fällt mir ein, dass es aus einem Zeitungsartikel über David und mich stammt, der vor zwei Jahren veröffentlicht wurde. Ich sehe anders aus, weicher, und ich lächle. Kein Wunder, dass ich mich kaum erkannt habe. Als die Aufzeichnung von der Pressekonferenz am Vormittag abgespielt wird, ist es, als sähe ich eine Fremde. Ich beantworte die Fragen der Reporter ernst und sehr gedämpft. Ich sehe aus wie ein Roboter, und so fühle ich mich auch.
    Als es vorbei ist, schaltet David den Fernseher aus.
    Max und David geben ihre Versuche auf, mich in ihre Unterhaltung einzubeziehen. Ein Glück. Es geht um Fußball, und offenbar setzt David auf Italien, während Max glaubt, Argentinien hätte die größten Chancen, der nächste Weltmeister zu werden. Die beiden Männer halten dieses Thema offenbar für recht bedeutend. Ich habe David noch nie über Fußball diskutieren hören – er regt sich höchstens auf, wenn jemand Fußball mit Football verwechselt. Die Leidenschaft, die sie dabei an den Tag legen, würde mich amüsieren, wenn ich genug Gefühle aufbringen könnte, um Belustigung zu empfinden.
    Als Williams endlich aufkreuzt, versucht er sofort in meinen Kopf einzudringen. Ich lasse ihn abblitzen. Ich will warten, bis das alles vorbei ist, und ihm erst dann von meinen Plänen erzählen. Er beginnt mit einer Zusammenfassung des Vormittags, und ich lausche mit mildem Interesse. Er ist aufgeräumt und optimistisch und behauptet sogar, ich werde vermutlich schon zum Mittagessen wieder bei David und Max sein.
    Unten wartet ein Wagen auf uns, und Williams nimmt neben mir auf dem Rücksitz Platz. Ich erwarte, Ortiz am Steuer zu sehen, aber da sitzt ein Officer, den ich nicht kenne. Er ist menschlich. Williams verfährt in dieser Sache wie bei jedem normalen Polizeieinsatz.
    Was es natürlich auch ist.
    Bis auf die Tatsache, dass das mögliche Ziel des erwarteten Anschlags, nämlich ich, nicht normal ist.
    Williams hat es aufgegeben, telepathisch mit mir kommunizieren zu wollen. Sobald wir unterwegs sind, räuspert er sich, um sich meine Aufmerksamkeit zu sichern, und sagt: »Sie wissen, wie es laufen wird?«
    »Wir fahren zum Friedhof. Ich sage der Presse, dass ich in Ruhe gelassen werden will. Der Wagen bringt mich bis zum Grab. Ich steige aus, trete ans Grab und warte darauf, dass der Geist mich erschießt. Habe ich etwas vergessen?«
    Er erstarrt neben mir. »Sie werden nicht erschossen. Wir haben Scharfschützen, die jeden Winkel des Geländes abdecken. Sie sind seit dem frühen Morgen in Position. Vielleicht fassen sie den Kerl sogar schon, bevor wir dort ankommen. Sie werden nicht in Gefahr sein.«
    Er erwähnt nichts von wegen »Vampire können nicht durch Kugeln sterben«. Ich nehme an, das liegt an unserem menschlichen Fahrer.
    Wir erreichen die Abfahrt. Der Fahrer verlässt den Highway und steuert den Friedhof an. Wie vorhergesehen, erwarten uns an der Einfahrt etwa ein halbes Dutzend Übertragungswagen. Ich steige aus, und Williams stellt sich neben mich. Er hebt die Hand, und die Reporter versammeln sich um uns. Williams bittet mit einer Geste um Ruhe. Er sagt, er hoffe, die Herrschaften von der Presse würden meine Privatsphäre respektieren, ich spreche die Bitte auch noch selbst aus und verspreche den Reportern, Interviews zu geben, wenn ich zurückkomme. Tränen laufen mir über die Wangen. Ich weiß gar nicht, wann ich angefangen habe zu weinen und warum.
    Williams begleitet mich zum Wagen zurück. Er hält die Tür auf, und ich steige ein. Besorgnis überschattet seine Miene. »Anna, geht es Ihnen auch wirklich gut?«
    Die Tränen haben ihn erschreckt. Ich wische mir mit dem Handrücken über die Wangen und kontere mit einem sarkastischen: »Macht sich doch gut, meinen Sie nicht?«
    Ich bin nicht sicher, ob er mir das abkauft, aber meine ironische Haltung ist ihm so vertraut, dass er doch
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