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Dunkle Gewaesser

Dunkle Gewaesser

Titel: Dunkle Gewaesser
Autoren: Joe R. Lansdale
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hatte Geld, aber das hat er ausgegeben. Es heißt, er hätte eine Bank überfallen.«
    »Sag bloß?«
    »Ja, Sir, das ist die Wahrheit.«
    »Also können wir damit zu einem Richter gehen, wenn uns danach ist«, sagte Captain Burke. »Aber Don behauptet, Cletus hätte keine Familie mehr, die das kümmern würde. Stimmt das?«
    »Ja, Sir. Seine ganze Familie ist mausetot.«
    »Na schön. Ihr habt gesagt, dieser Kerl, der hinter euch her war … Skunk. Der hängt tot unten am Fluss.«
    »Ja, Sir. Und Mama und Terry, der Junge mit dem einen Arm, sind noch in der Hütte.«
    Das hatte ich ihm bereits erzählt, aber er hörte sich offenbar gerne alles mehrmals an, also tat ich ihm den Gefallen. Ich hielt es auch für besser, ihm zu erzählen, wie die alte Frau gestorben war. Bisher hatte ich nur erwähnt, dass sie Terry den Arm abgesägt hatte, weil er schlimm entzündet war, und dass sie uns gefangen gehalten hatte, aber ich hatte nichts davon gesagt, dass sie im Schlaf gestorben war. Das holte ich jetzt nach, und außerdem erzählte ich ihm, dass Skunk sie ausgegraben hatte und sie immer noch am Haus lehnte.
    Als ich fertig war, wusste ich nicht, ob er irgendwas von unserer Geschichte glaubte, aber manchmal hatte er genickt, als wäre er der Meinung, wir hätten nicht mehr alle Tassen im Schrank.
    Schließlich strich er sich mit der Hand durchs Haar und sagte: »Ein ziemlicher Schlamassel, was?«
    Ich und Jinx widersprachen ihm nicht.
    »Was sollen wir denn jetzt machen?«, fragte er.
    Wir hielten uns mit unseren Weisheiten zurück.
    »Darüber muss ich erst mal nachdenken, bevor ich das entscheide«, sagte er. »Am besten, wir holen deine Mama und diesen Terry, und außerdem möchte ich mir diesen Skunk anschauen und die alte Frau, die da noch am Haus lehnen soll.«
    Eigentlich dachte ich, meine Verbrecherkarriere würde jetzt ein unrühmliches Ende nehmen, aber so kam es dann doch nicht.
    Sondern ganz anders. Captain Burke heuerte einen schmierigen Trapper an, dem drei Finger fehlten – die im Magen eines Alligators ruhten, wie er behauptete – und der ein Motorboot besaß; damit fuhren wir den Fluss rauf. Captain Burke sah ziemlich albern aus, wie er da mit seinem riesigen Hut im Boot hockte. Er hatte ihn mit Papier ausgestopft, damit er passte, und jetzt sah es aus, als würde er über seinem Kopf schweben.
    Wo Skunk an dem Baum hing, hielten wir an. Sie zogen dasBoot weit genug ans Ufer, damit es nicht davontrieb, stiegen aus und glotzten die Leiche an, die noch schlimmer aussah als zuvor. Skunks Hals war richtig dünn geworden und fing an zu faulen.
    Captain Burke hob einen Stock auf und stupste Skunk damit ein paar Mal an, sodass er hin- und herpendelte. Und heilige Scheiße, da riss sein Kopf ab, was wirklich kein schöner Anblick war.
    »Wer hätte das gedacht«, sagte der schmierige Trapper. »Bei einem so großen Kopf hätte man meinen sollen, der Hals hält ’n bisschen mehr aus.«
    »Dem sein Hals ist auch nicht besser als unsrer«, sagte Captain Burke.
    »Das soll dieser Skunk sein, vor dem alle so viel Muffe haben?«, fragte der Trapper. Captain Burke, der ein ziemliches Plappermaul war, hatte ihm die ganze Geschichte erzählt.
    »Jau«, sagte ich.
    »Also wenn ihr mich fragt – mir sieht der aber nicht nach viel aus. Überhaupt nicht.«
    »Na ja«, meinte Jinx. »Er ist ja auch hinüber. Tot macht niemand mehr viel her.«
    »Da hast du wohl recht«, erwiderte der Trapper. »Ich sag ja nur, wie ich’s seh.«
    Sie ließen Skunk, wo er war, und wir fuhren noch ein Stück weiter und legten da an, von wo wir das Haus der alten Frau entdeckt hatten. Dann stapften wir die Böschung rauf und klopften an die Tür. Mama ließ uns rein. Terry war auf den Beinen und konnte auch schon allein zum Klohäuschen laufen, anstatt in den Topf zu machen, dessen Inhalt dann zum Fenster rausbefördert wurde, eine Tatsache, die er uns gleich brühwarm erzählen musste, und das vor den beiden fremden Männern. Aber hätte mir jemand den Arm abgesäbelt, und hätte ich mein Geschäft in einen Topf machen müssen, wäre ich über diese Neuerung wahrscheinlich auch ganz aus dem Häuschen gewesen. In den drei Tagen, die wirweg gewesen waren, hatten sie alle Eichhörnchen gegessen und auch die ganzen Beeren und Trauben.
    Captain Burke sah sich Terrys amputierten Arm an und nickte beifällig. »Das hat also die Frau getan, die hier gewohnt hat?«
    »Ja«, sagte Terry. »Sie lehnt hinten am Haus, zusammen mit dem, was von meinem Arm
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