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Dunkle Gewaesser

Dunkle Gewaesser

Titel: Dunkle Gewaesser
Autoren: Joe R. Lansdale
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diesen Cletus umgebracht hat, verbuchen wir unter Notwehr. Teufel auch, lassen wir die ganze Sache auf sich beruhen und zerbrechen wir uns nicht allzu sehr den Kopf darüber.«
    »In Ordnung«, sagte Mama, als würde ihr das alles einleuchten.
    Captain Burke erklärte Mama, dass er nichts dagegen hätte, sie morgen Abend zum Essen auszuführen, und sie sagte: »Vielleicht.«
    Don wurde freigelassen und bekam seine Wagenschlüssel, seine Brieftasche und seine speckige Mütze.
    »Ihr Wagen steht hinterm Haus«, sagte Captain Burke. »Diesen Cletus haben sie, wenn ich mich nicht täusche, auf dem Friedhof in einem Armengrab bestattet, falls das jemand interessiert. Da Sie ihn erschossen haben, werden Sie wohl nicht für ihn beten wollen.«
    Don warf einen Blick in seine Brieftasche. »Da waren fünf Dollar drin«, sagte er.
    »Nein, waren sie nicht«, sagte Captain Burke.
    Don ließ es auf sich beruhen. Die Mütze in der Hand ging er nach draußen. Als wir ins Freie traten, wartete er auf uns.
    »Ich weiß das wirklich zu schätzen, dass du mir aus der Patsche geholfen hast, Helen«, sagte er zu Mama. »Ich hätte nichts dagegen, wenn du wieder nach Hause kommst.«
    »Du und ich, wir sind geschieden.«
    »Uns hat sowieso nie ein Priester getraut«, erwiderte er.
    »Deshalb sind wir auch geschieden. Weil ich es sage.«
    »Ihr wart gar nicht verheiratet?«, fragte ich.
    »Nein«, sagte Mama.
    »Wir sind einfach zusammengezogen«, sagte Don.
    »Mama, was hast du mir sonst noch verheimlicht?«, fragte ich, aber nicht so, als wäre ich besonders scharf auf eine Antwort.
    Don versuchte noch eine Weile, sie zu bezirzen, aber sie ließ sich nicht darauf ein, sondern erklärte ihm, dass sie ihn nie wiedersehen wollte, oder sie würde bei Captain Burke Anzeige erstatten.
    Don grinste sie an. »Ich hab eine Flasche Allheilmittel im Handschuhfach, wenn Captain Burke sie nicht ausgetrunken hat. Das hast du doch bestimmt furchtbar vermisst. Ich kauf dir auch ganz viel davon, sobald wir nach Hause kommen und der Händler vorbeischaut.«
    »Das Zeug rühr ich nie wieder an«, sagte sie. »Davon werd ich nur blöd im Kopf. Der Fluss hat mir wieder Kraft gegeben.«
    »Der Fluss?«, sagte er.
    »Ja, der Fluss. Und die Kinder. Und noch jemand, der jetzt nicht mehr bei uns ist.«
    »Ich hab dir das Leben gerettet«, sagte er. »Ich hab Cletus getötet.«
    »Cletus konnte doch nicht mal seinen Ellenbogen mit einer Taschenlampe finden«, sagte sie. »Du hast nichts getan, um Skunk aufzuhalten. Das haben wir ganz allein Sue Ellen zu verdanken.«
    »Genau«, sagte ich. »Und dass du das zweite Gesicht hast, hat dir wohl auch nicht groß geholfen, was? Ich glaube nicht, dass du irgendwie in die Zukunft schauen kannst. Du bist nichts als ein Volltrottel!«
    Das hatte ich schon lange sagen wollen, und es tat verdammt gut, es auszusprechen.
    Don funkelte mich wütend an.
    »Du verschwindest jetzt besser«, sagte Mama. »Ich weine Cletus keine Träne nach, Don, aber dir genauso wenig. Ich bin nur ein wenig überrascht, dass du das Haus verlassen hast und bis hierher gekommen bist, das muss ich dir lassen.«
    »Ich könnte dich zwingen, mit mir nach Hause zu kommen«, sagte er, wie um den starken Mann zu markieren. »Glaub’s nur.«
    »Das bezweifle ich«, erwiderte Helen. »Dann ruf ich nach Captain Burke.«
    »Der wird nicht immer in der Nähe sein.«
    »Nein, aber jetzt ist er’s. Und ich hab keine Angst vor dir. Steig jetzt in deinen Wagen und mach mit deinem Leben, was du willst, aber ich bin mit dir fertig. Als ich da oben benommen im Bett lag, hab ich Sue Ellen nicht beschützt, wie ich’s hätte tun sollen. Aber jetzt beschütz ich sie. Eher sterbe ich, bevor ich zulasse, dass du sie noch mal anfasst.«
    »Das hatte doch gar nichts zu bedeuten«, sagte Don. »Ich wollte ihr doch nur Komplimente machen.«
    »Und ob das was bedeutet hat, und ich hätte dich dran hindern sollen«, sagte Mama. »Wenn du dich irgendwo blicken lässt, bei Gott, dann erzähle ich Captain Burke, dass ich wegen dir gelogen hab und dass du in Wirklichkeit mit Cletus unter einer Decke gesteckt hast, um uns zu töten und an das Geld ranzukommen.«
    »Obwohl es überhaupt kein Geld gibt«, sagte ich.
    »Yeah«, sagte Mama, die sofort begriff, worauf wir rauswollten. »Obwohl es überhaupt kein Geld gibt.«
    »Cletus hat sich das nur ausgedacht, weil Jinx ihm eins übergezogen hat«, sagte ich. »Er wollte sich rächen.« Heiliger Strohsack, ich war wirklich eine
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