Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Gebete

Dunkle Gebete

Titel: Dunkle Gebete
Autoren: Sharon Bolton
Vom Netzwerk:
Stück, und sie scheint mir nicht gerade der Typ zu sein, der Bus fährt.«
    Tulloch betrachtete die großen Wohnblöcke, die den Platz säumten.
    »Ihre Autoschlüssel könnten natürlich geklaut worden sein, zusammen mit ihrem Wagen. So eine Frau fährt bestimmt was Hübsches«, meinte der Mann. Er hatte einen ganz leichten Südlondoner Akzent.
    »Sie hatte Diamantstecker in den Ohren«, wandte ich ein. »Das war kein Raubüberfall.«
    Er sah mich an. Seine Augen waren blau, fast türkisblau. Das mit der Narbe drumherum war blutunterlaufen. »Könnte vorgetäuscht gewesen sein«, entgegnete er.
    »Wenn ich jemandem die Kehle durchschneide und ihm den Bauch aufschlitze, um ihn auszurauben, dann würde ich doch sämtlichen sichtbaren Schmuck mitgehen lassen, Sie etwa nicht?«, erwiderte ich. »Und sie hatte auch eine hübsche Armbanduhr. Ich konnte das Metallband fühlen, als die Frau gestorben ist. Es hat mir in die Hand gedrückt.«
    Das gefiel ihm nicht, das merkte ich. Er hob die Hand, um sein verletztes Auge zu reiben, und sah mich stirnrunzelnd an.
    »Flint, das ist DI Joesbury«, sagte Tulloch. »Hat nichts mit den Ermittlungen zu tun. Er ist heute Abend nur mitgekommen, weil er sich langweilt. Das ist DC Flint. Lacey, glaube ich, richtig?«
    »Da fällt mir ein«, bemerkte Joesbury, der die gegenseitige Vorstellung kaum zur Kenntnis genommen hatte, »die in Lewisham wollen wissen, wann du sie aufs Revier bringst.«
    Tulloch betrachtete noch immer die Gebäude um uns herum. »Ich verstehe das nicht, Mark«, sagte sie. »Hier sind überall Wohnungen, und so spät ist es doch gar nicht. Dutzende von Leuten hätten sehen können, was passiert ist. Wieso bringt man hier jemanden um?«
    Irgendwo in der Nähe konnte ich einen Hund bellen hören.
    »Na ja, sie war bestimmt nicht zufällig hier«, erwiderte Joesbury. »Diese Frau gehört nach Knightsbridge, nicht nach Kennington. Dank DC Flints Kenntnissen in Sachen Schmuck wissen wir, dass ein Raubüberfall anscheinend unwahrscheinlich ist, allerdings müssen wir erst noch ihr Auto finden.«
    »Die Kids hier würden wegen eines Autos niemanden umbringen«, sagte ich. Beide drehten sich zu mir um. »Oh, klauen würden sie es, gar keine Frage, aber die würden sich einfach den Schlüssel schnappen und der Frau einen kräftigen Schubs geben. Sie bräuchten ihr doch nicht …«
    »Den Hals so tief aufschlitzen, dass die Luftröhre glatt durchtrennt wird?«, beendete Joesbury den Satz. »Ihr den Bauch vom Brustbein bis runter zum Schambein aufreißen? Nein, da haben Sie recht, DC Flint, das sieht wirklich nach Overkill aus.«
    Okay, ich empfing definitiv keine guten Schwingungen von diesem Kerl. Ich trat einen Schritt zurück, dann noch einen. Aus irgendeinem Grund, wahrscheinlich wegen des Schocks, hatte ich viel mehr geredet, als ich es normalerweise tun würde. Vielleicht musste ich mal eine Weile still sein. Mich zurückhalten.
    »Und wie?«, fragte Tulloch.
    »Bitte?« Joesbury hatte zugesehen, wie ich zurückgewichen war.
    »Sie stand noch auf den Beinen, als DC Flint sie gesehen hat«, erklärte Tulloch. »Sie war noch am Leben, obwohl sie grauenhafte Verletzungen hatte. Das heißt, sie ist nur Sekunden zuvor überfallen worden. Wahrscheinlich sogar, als Flint hier herumgelaufen ist und in ihrer Handtasche nach ihren Schlüsseln gekramt hat. Wie hat der Täter das gemacht? Wie hat er ihr diese Verletzungen zugefügt und ist dann spurlos verschwunden?«
    Herumlaufen und kramen? Tulloch hatte den Überfall dargestellt, als sei das Ganze meine Schuld. Fast hätte ich den Mund aufgemacht; gerade rechtzeitig fiel es mir wieder ein. Zurückhalten.
    »Auf dem Parkplatz gibt es keine Überwachungskameras«, sagte Joesbury. »Aber bis zur nächsten größeren Straße ist es nur ein kleines Stück. Stenning ist los, um die Bänder aufzutreiben. Wenn unser Täter den Tatort verlassen hat, dann ist er auf einem der Bänder drauf.«
    Vielleicht war es ja wirklich meine Schuld gewesen. Wenn ich aufgepasst hätte, dann hätte ich den Täter vielleicht gesehen, ehe er zuschlug. Ich hätte um Hilfe schreien, per Funk die nächste Streife herbeirufen können. Ich hätte den Überfall verhindern können. Scheiße, so eine Schuldgefühl-Nummer hatte mir gerade noch gefehlt.
    »Derjenige, der das war, müsste von oben bis unten voll Blut sein«, meinte Joesbury und sah mich an. »Er müsste Spuren hinterlassen haben.« Er schaute nach hinten. »Hört sich an, als wären die Hunde
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher